Gefahr innerhalb der Firma
Die schlimmsten Wirtschaftskriminellen sind die Angestellten

An Schweizer Gerichten wurden im vergangenen Jahr deutlich weniger Wirtschaftsdelikte verhandelt als noch im Vorjahr. Den grössten finanziellen Schaden richteten firmeninterne Täter an.
Publiziert: 12.02.2019 um 16:12 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2019 um 09:30 Uhr
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Nicht nur gewerbsmässige Betrüger langen zu: Angestellte und Manager haben 2018 mit Betrügereien satte 94 Millionen Franken Schaden verursacht.
Foto: Keystone

Im vergangenen Jahr hat die Anzahl der gerichtlich behandelten Wirtschaftsdelikte in der Schweiz um 15 Prozent auf 50 Fälle abgenommen. Insgesamt verursachten Wirtschaftskriminelle einen Gesamtschaden von rund 166 Millionen Franken. Damit hat sich die Schadensumme um 61 Prozent gegenüber dem Vorjahr vermindert. Dies geht aus dem Forensic Fraud Barometer, einer jährlichen Studie, hervor. Das Beratungsunternehmen KPMG hat das Barometer zusammen mit der Abteilung Wirtschaftskriminalität der Kantonspolizei Zürich erstellt.

Erfahrungsgemäss werde der Grossteil der Straftaten gar nicht erst zur Anzeige gebracht, schrieb das Beratungsunternehmen. Demzufolge sei von einer bedeutenden Dunkelziffer auszugehen. Nach eigenen Angaben ist KPMG in 90 Prozent der Ermittlungen in der Schweiz involviert. Dazu gehören sowohl Delikte, die zur Anzeige gebracht werden, wie auch solche, bei denen eine aussergerichtliche Lösung gefunden wird. 

Interne und externe Betrüger

Gewerbsmässige Betrüger haben im vergangenen Jahr die meisten Delikte begangen, nämlich deren 15. Es sei eine Professionalisierung im Gange, besonders bei der Cyber-Kriminalität, sagt Nico van der Beken (48), Leiter der forensischen Technologien bei KPMG. Betrugssoftware kann im Internet gekauft werden – inklusive Kundendienst und technischem Support. 

Das Management stellte zusammen mit Angestellten hinsichtlich des Schadenvolumens 2018 die grösste Tätergruppe dar. Sie haben eine Deliktsumme von 94 Millionen Franken verursacht, während auf gewerbsmässige Betrüger lediglich eine Schadensumme von 3,2 Millionen Franken entfiel. Unter dem Strich sind 48 Prozent der Täter firmenintern. 

Genossenschaften und Vereine sind grösste Opfer

Den grössten Schaden erlitten Genossenschaften, Hilfsorganisationen oder Vereine und Verbände, die in 24 Fällen um insgesamt 50 Millionen Franken betrogen wurden. Grund dafür sind mangelhafte Kontrollinstanzen und gefährliche soziale Nähe. «Wenn man sich zu gut kennt, wird es schwieriger, kritische Fragen zu stellen», sagt Matthias Kiener (51), Leiter der Forensik bei KPMG. Auch Investoren gerieten häufig ins Visier von Wirtschaftsverbrechern. Der Schaden für diese Opfergruppe belief sich auf 47,7 Millionen Franken. Der Mensch sei weiterhin die grösste Schwachstelle, sagt Kiener weiter. 

Die meisten Wirtschaftsdelikte wurden in der Region Zürich und in der Nordostschweiz verhandelt: In der Region Zürich belief sich der Gesamtschaden in 18 Fällen auf 25,7 Millionen Franken, in der Nordostschweiz mit 15 Fällen sogar auf über 57 Millionen Franken.

Kein genereller Anstieg

KPMG warnt jedoch, dass die Zahlen im jährlich publizierten Barometer keinen Rückschluss auf eine generelle Abnahme der Wirtschaftskriminalität in der Schweiz zulassen. So ist KPMG als privater Ermittler auch bei Fällen tätig, die nicht in die Statistik einfliessen.

Für die aktuelle Erhebung 2018 wurden über 3000 relevante Zeitungsartikel analysiert, wobei ausschliesslich Artikel berücksichtigt wurden, die über Verurteilungen von Delikten mit über 50'000 Franken Schadensumme in Verbindung mit Wirtschaftskriminalität vor Schweizer Gerichten berichteten. (nwa/SDA)

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