Von seinen Konkurrenten wird er anerkennend «Gastro-König» genannt. Rudi Bindella (72) hat über die Jahrzehnte ein imposantes Imperium aufgebaut. Er besitzt und führt zusammen mit seinem Sohn mehr als 40 Restaurants und einen florierenden Weinhandel.
Die Corona-Krise hat Bindella schwer getroffen. Von einem Tag auf den anderen sind die Umsätze komplett eingebrochen. Pro Monat hat er 15 Millionen Franken verloren. «Dieses Jahr werden wir einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe machen», glaubt er. Man versuche nun einfach, das alles so gut wie möglich zu überstehen.
«Würde eine zweite Welle kommen und wir müssten noch einmal schliessen, dann wäre das verheerend», sagt Rudi Bindella (72). «Das wäre dann keine Rezession mehr. Dann würde die ganze Branche in eine Depression abstürzen – mit nicht absehbaren Folgen», sagt er.
«Abstandsvorschriften treffen uns»
Bindella ist froh, dass er seine Restaurants wieder öffnen durfte. Wenn auch nur unter strengen Hygiene- und Sicherheitsmassnahmen. Damit könne er eine Zeit lang leben. Richtig kritisch würde es aber werden, wenn die «drastischen Massnahmen» noch über Monate gelten würden. «Aber ich bin optimistisch, dass sich irgendwann wieder eine gewisse Normalität einstellt und die Massnahmen weiter gelockert werden.»
«Die Abstandsvorschriften treffen uns», sagt er. Vor allem deren Umsetzung sei ein grosses Problem. Zudem sei die Stimmung in den Restaurants noch nicht so gut wie in den Zeiten vor Corona. «Im Restaurant essen geht man auch, weil man Leute treffen will, nahe beieinander ist. Da geht es um ein Gemeinschaftsgefühl.»
«Ich spüre eine Angst bei den Gästen»
Hygienemassnahmen wie Plexiglasscheiben würden das Gegenteil bewirken. «Ich spüre bei meinen Gästen immer noch eine grosse Verunsicherung. Eine Angst, sich mit dem Virus anzustecken», sagt der Gastro-Profi. Auch da brauche es wohl noch mehr als ein paar Wochen, bis man sich daran gewöhnt habe.
Doch Bindella hat Verständnis für den Bundesrat. «Er musste etwas machen. Die Bevölkerung hatte grosse Angst vor dem Coronavirus.» Am meisten Sorgen bereiten ihm die Abstandsregeln. Zurzeit kann Bindella in seinen Lokalen nur noch drei Viertel der Plätze anbieten.
«Auch Gastro-Ketten sind gefährdet»
Bindella geht davon aus, dass die Corona-Krise die Schweizer Gastro-Szene nachhaltig verändern wird. «Nicht nur kleine Betriebe werden Opfer der Krise werden, auch grosse Gastro-Ketten sind gefährdet», sagt er.
Besonders die Wirte kleinerer Betriebe tun Bindella leid. «Die kleinen Restaurants tun uns allen gut.» Sie seien kreativ und würden für Abwechslung sorgen. «Es wäre schade, wenn sie aufgeben müssten», sagt Bindella. Die Konzentration in der Branche dürfe nicht weiter fortschreiten, mahnt er.