Erwin Meier hat nur für den Kompost gearbeitet
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Gartencentern droht Ruin:Erwin Meier hat nur für den Kompost gearbeitet

Gartencenter droht wegen des Corona-Notstands der Ruin
Erwin Meier hat nur für den Kompost gearbeitet

Kein Wettrüsten bei Hobbygärtnern, keine Umsätze in den Gartenbetrieben. Einzig der Onlinehandel mit Setzlingen und Zubehör brummt. Aber der kann die fehlenden Ladenumsätze nicht wettmachen. Und bringt dazu noch verärgerte Kunden ein, berichtet ein Gartencenter-Chef.
Publiziert: 11.04.2020 um 10:47 Uhr
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Aktualisiert: 11.04.2020 um 13:26 Uhr
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Das Geschäft blüht nicht. Der Inhaber des Gartencenters Meier in Dürnten ZH, Erwin Meier-Honegger, muss in der Corona-Krise die Türen für die Kunden geschlossen halten.
Ulrich Rotzinger

Zwischen März und Mai spriesst und gedeiht es in den Gartencentern. In dieser Zeit blüht wie üblich auch das Geschäft. Die Hälfte des Jahresumsatzes machen die Betreiber in diesen drei Monaten. Je nach Wetterlage ist es sogar mehr.

Das Wettrüsten der Hobbygärtner fällt diese Saison jedoch aus. Um die Corona-Ausbreitung zu verlangsamen, müssen auch die Gärtnereien und Gartenbetriebe seit 17. März ihre Filialen geschlossen halten. «Um diese Zeit reissen sich Kunden normalerweise Primeli und Setzlinge aus den Händen», sagt Erwin Meier-Honegger (47). Doch dieses Jahr habe er viel Ware, die er nicht beispielsweise Altersheimen schenken konnte, entsorgen müssen. «Wir haben viele Wochen nur für den Kompost gearbeitet.»

«Jetzt herrscht Weltuntergangsstimmung»

Meier-Honegger ist Chef des Gartencenters Meier in Dürnten im Zürcher Oberland. Zusammen mit seiner Schwester Bettina (41) führt er die Geschäfte des 126-jährigen Familienbetriebs mit seinen 240 Mitarbeitenden in vierter Generation.

Schwierige Zeiten wie mieses Frühlingswetter habe es immer wieder gegeben. «Aber jetzt herrscht Weltuntergangsstimmung. So etwas haben wir noch nie erlebt», sagt Meier-Honegger. Leid tun ihm all jene, die wegen der Corona-Krise ihre Osterferien nun zu Hause verbringen müssten, «und sich nicht einmal Ablenkung mit Gärtnern verschaffen können», sagt Meier-Honegger.

Der Gartencenter-Chef erzählt, wie es auch bei ihm im Betrieb Tränen gegeben hat. «Zwei bis drei Monate lang gezüchtete Pflänzchen vernichten zu müssen, nagt schon an der Moral der Angestellten.» Das gehe an die Psyche, sei deprimierend, führt er aus.

«Jetzt sind meine Mitarbeitenden schon wieder am Anpflanzen. Wenn wir aber länger als geplant bis in den Mai unseren Betrieb nicht öffnen dürfen, ist auch diese Mühe wieder vergeblich gewesen», so Meier-Honegger. Und wieder hätte man viele Wochen nur für den Kompost gearbeitet.

Verärgerte Online-Kunden am Telefon

Da hilft es kaum, dass die Kunden derzeit den Garten-Onlineshops die Türen einrennen. Er rechnet für seinen Webshop vor: An einem durchschnittlichen Tag gehen 1500 Einkäufe über die Ladentheke. An Spitzentagen im Frühjahr sind es mit 3000 doppelt so viele. Online, also über die virtuelle Ladentheke, schaffe sein Betrieb maximal 200 Bestellungen täglich. Damit erziele er lediglich einen Bruchteil des Gesamtumsatzes.

«Das ist frustrierend, denn unser Online- und Logistikteam ist am Krampfen.» Frustrierend sei auch, dass es viele Kunden nicht verstünden und reklamierten, wenn eine Lieferung sich mal verzögere. «Am Telefon mussten wir vielen sagen, es tut uns leid, aber vor Ostern wird das nichts mehr.»

Abholstationen und Setzling-Drive-Through

Abschreiber auf Pflanzen, Löhne, die weiter bezahlt werden müssen, Warenlager – das alles sind Kosten, die trotz Lockdown weiterlaufen. Beim Gartencenter Meier, einem der führenden im Land, geht es an die Reserven. Kurzarbeit gehört längst zum Alltag. «Ich versuche, trotz Corona auch das Positive zu sehen», sagt Meier-Honegger.

Seine Abholstation für vorbestellte Pflanzen aller Art baut das Gartencenter Meier nun aus. Solche Stationen sind in der ganzen Schweiz ausdrücklich bewilligt. Nicht bewilligt hat der Kanton Zürich Pflanzen- und Setzlings-Drive-Throughs, wie im Aargau einer vom Gartencenter Zulauf in Schinznach-Dorf betrieben wird. Meier-Honegger beschäftige sich derzeit auch mit den Hygiene- und Abstandsvorkehrungen, wenn er das Center dann wieder einmal öffnen dürfe.

Hälfte der Gärtnerbetriebe droht Konkurs

Im Gegensatz zu Meier-Honegger geht es bei anderen Branchenunternehmen gegen Ende der österlichen Fastenzeit ums nackte Überleben. Jardin Suisse schlägt nun beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) Alarm. In dem Positionspapier, das BLICK vorliegt, rechnet der Schweizer Gärtnerverband mit dem Konkurs der Hälfte der gärtnerischen Betriebe, wenn eine zusätzliche Unterstützung ausbleibe.

«Die derzeitige Situation ist wirklich prekär», schreibt Oliver Mark (55), Präsident von Jardin Suisse. «Wir rechnen mit einem Verlust von 40 bis 60 Millionen Franken für die ganze Branche.» Eine Branche, die rund 100 Grossproduzenten wie das Gartencenter Meier umfasst und zu der auch 600 Gärtnereien in Dörfern zählen – mit insgesamt gut 10'000 Beschäftigten.

Hier kommen Hobbygärtner online zu Setzlingen und Co.

Trotz geschlossener Gartencenter und Baumärkte gibt es für Hobbygärtner im Internet Alternativen. Die grossen Fachmärkte von Migros (Do it Garden), Coop (Bau+Hobby) und Obi bieten eine grosse Online-Auswahl an Pflanzenbedarf. Ab einem bestimmten Einkaufskorb entfallen die Versandkosten. Alle weisen auf ihren Webseiten jedoch auf Lieferverzögerungen hin.

Beim Spezial-Versender Baldur-Garten liegen die Versandkosten schweizweit bei 7.95 Franken. Kleinere Bestellungen bei Lubera mit Sitz in Buchs SG kosten 4.95 Franken Liefergebühren. Auch Hauenstein hat einen Onlineshop mit grossem Sortiment. Wegen Grossandrang bleibt dieser bis mindestens über die Osterfeiertage deaktiviert, heisst es auf der Firmenwebseite.

Weil die Setzlingsmärkte schweizweit ausfallen, verkauft die Stiftung ProSpecieRara kulturhistorische Setzlinge und Samen via Onlineshop. Der Familienbetrieb Zollinger Bio Samen verschickt die jungen Pflänzchen von Les Evouettes VS aus in einer stabilen Verpackung. Kostenpunkt: 9.95 Franken, ab 60 Franken entfallen die Versandkosten.

Die Andermatt Biogarten AG liefert schweizweit Samen, Setzlinge, natürliche Schädlingsbekämpfer und Gartenzubehör. Online-Bestellungen werden per Post verschickt. Der Versand kostet 9.95 Franken, losgeschickt wird die Bestellung von Grossdietwil LU.

Gärtnern ist auch in Grossstädten möglich. Inspiration dazu liefert VEG and the City. Ab einem Einkaufswert von 100 Franken entfallen die 9.95 Franken Versandkosten. Jenny Wagner

Trotz geschlossener Gartencenter und Baumärkte gibt es für Hobbygärtner im Internet Alternativen. Die grossen Fachmärkte von Migros (Do it Garden), Coop (Bau+Hobby) und Obi bieten eine grosse Online-Auswahl an Pflanzenbedarf. Ab einem bestimmten Einkaufskorb entfallen die Versandkosten. Alle weisen auf ihren Webseiten jedoch auf Lieferverzögerungen hin.

Beim Spezial-Versender Baldur-Garten liegen die Versandkosten schweizweit bei 7.95 Franken. Kleinere Bestellungen bei Lubera mit Sitz in Buchs SG kosten 4.95 Franken Liefergebühren. Auch Hauenstein hat einen Onlineshop mit grossem Sortiment. Wegen Grossandrang bleibt dieser bis mindestens über die Osterfeiertage deaktiviert, heisst es auf der Firmenwebseite.

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Die Andermatt Biogarten AG liefert schweizweit Samen, Setzlinge, natürliche Schädlingsbekämpfer und Gartenzubehör. Online-Bestellungen werden per Post verschickt. Der Versand kostet 9.95 Franken, losgeschickt wird die Bestellung von Grossdietwil LU.

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Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Habe ich das Coronavirus oder nur die Grippe?

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

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Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
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  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

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