Samsung steckt tief im Schlamassel. Das Modell Galaxy Note 7 werde nicht mehr auf den Markt kommen, teilt ein Sprecher des Smartphone-Marktführers aus Südkorea mit. Damit gesteht Samsung ein, dass es nicht gelang, das Problem der Akku-Brände zu lösen. Das Premium-Modell sollte mit Apples iPhones konkurrieren. Stattdessen droht dem Konzern nun ein Image-Gau.
Wenige Stunden zuvor hatte Samsung nach neuen Berichten von Verbrauchern über brennende Smartphones zunächst weltweit Verkauf und den Austausch des Modells gestoppt. Die betroffenen Geräte «können überhitzen und stellen ein Sicherheitsrisiko dar», hiess es. Erst vor wenigen Wochen hatte Samsung eine globale Austauschaktion für das im August eingeführte Note 7 wegen Brandgefahr der Akkus in die Wege geleitet.
In der Schweiz sind «nur eine Handvoll» Geräte im Markt
In der Schweiz wurden nur wenige Galaxy Note 7 ausgeliefert. 200 Geräte seien im Vorverkauf ausgehändigt worden, teilt die Swisscom mit. «Mittlerweile haben wir alle betroffenen Kunden informiert und, bis auf eine Handvoll Geräte, alle zurückerhalten», sagt Swisscom-Sprecherin Annina Merk.
Die Nr. 2 im Schweizer Markt, Mobilezone, hat noch keine Geräte ausgeliefert. «Wir hatten sie schon zwei Mal an Lager, aber nie ausgeliefert», sagt CEO Markus Bernhard zu BLICK. Es gebe aber Tausende von Vorbestellungen. Diesen Kunden würden nun andere Geräte angeboten.
Samsung rief alle Kunden erneut auf, ihr Note 7 auszuschalten und es überhaupt nicht mehr zu benutzen - egal ob es sich um ein Original- oder ein Austausch-Gerät handle. Sie sollten ihr Gerät in die Läden zurückbringen, wo sie es entweder gegen ein Smartphone eines anderen Typs tauschen oder ihr Geld zurückbekommen könnten, hiess es auf der US-Website.
Nach den Berichten kündigten die Mobilfunk-Betreiber AT&T, T-Mobile US und Verizon an, keine Note 7 an ihre Kunden mehr auszugeben. Käufer könnten ihre Geräte gegen andere Modelle von Samsung oder Smartphones anderer Anbieter umtauschen.
Enormer wirtschaftlicher Schaden
Der wirtschaftliche Schaden ist enorm. Laut der Nachrichtenagentur «Reuters» drohen Samsung Umsatzeinbussen von fast 17 Milliarden Franken.
Und nicht nur das: «Samsung erleidet einen erheblichen Image-Schaden», sagt Patrick Suppiger, Präsident vom Schweizerischen Verband für Krisenkommunikation. Der Kommunikation von Samsung stellt er kein gutes Zeugnis aus.
Samsung müsste die Karten auf den Tisch legen und aufzeigen, was das Unternehmen tun werde, um das Problem zu beheben. Zudem sollten die Kunden besser informiert werden, so dass das Vertrauen ins Unternehmen und in die Produkte nicht gestört wird.
Samsung verbockt Kommunikation
Doch: «Eine proaktive Kommunikation fehlt», so der Experte. Einem KMU könnte so ein Verhalten das Genick brechen. «Samsung wird die Krise bestimmt überstehen – wenn auch nicht unbeschadet», sagt Suppiger.
Übrigens: Samsung führt die Untersuchung nicht alleine durch. Mit an Bord ist die US-Verbrauchschutzbehörde CPSC. Diese bemängelten bereits im September, dass das Gehäuse des Note 7 für den verbauten Akku zu klein ist. Die Batterie könnte bei der Montage gequetscht werden, hiess es – was zu Kurzschlüssen führen könnte.
Dabei hat alles so gut angefangen. Samsung lancierte das Note 7 vor dem Erzrivalen Apple. Das war früher als geplant. Kritiker glauben, dass Samsung deswegen das Produkt nicht genügend getestet hat. (bam/gs/SDA)