Das Grenzgebiet zu Deutschland ist bei den Bauern hart umkämpft. Dank eines Abkommens von 1958 können Schweizer Landwirte auf deutschem Boden anbauen und ihre Produkte nachher zoll- und mehrwertsteuerfrei in die Schweiz einführen.
Deutsche Bauern haben nun ein Schlupfloch gefunden, um ebenfalls zu profitieren. Das berichtet die «Aargauer Zeitung». Das Privileg trifft laut Abkommen nämlich auch auf juristische Personen zu.
Drei findige Bauern in Deutschland haben das im vergangenen Jahr gemerkt und eine GmbH gegründet. Im deutschen Büsingen, in der Nähe von Schaffhausen, einer Enklave im Schweizer Zollgebiet, hat das Unternehmen seinen Sitz. Dort mieten sie offenbar ein Büro und Teile der Ökonomiegebäude von einem Bauern, der bereits in Rente ist. Über ihr Geschäftsmodell wollen die drei nicht sprechen.
40 Prozent tiefere Preise in Deutschland
Wie es scheint, erfüllen die Bauern die Vorgaben der Eidgenössischen Zollverwaltung. Laut dieser müssen «für die Gewährung der Erleichterung sowohl Wohngebäude oder Sitz als auch Wirtschaftsgebäude in der inländischen Zollgrenzzone bestehen».
Dank der GmbH können die Bauern ihre Produkte nun zollfrei in die Schweiz exportieren und auch dort verkaufen. Der Vorteil: Sie erzielen Schweizer Preise und kassieren Schweizer Franken. Der Unterschied ist beträchtlich, wie die Zeitung schreibt. Bei Weizen beträgt der Preis für 100 Kilo hierzulande 50 bis 55 Franken, in Deutschland rund 40 Prozent weniger.
Bauernverband will sich informieren
Und was sagen die hiesigen Bauern zum Zolltrickli der Deutschen? Begeistert ist der Schweizerische Bauernverband (SBV) nicht: «Die Bildung von juristischen Konstrukten zur Ausnutzung der Vorteile des landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsverkehrs ist aus Sicht des SBV sicher nicht im Sinn und Geist des Abkommens mit Deutschland und auch nicht im Sinne des Schweizer Rechts.»
Der Bauernverband will sich noch vor den Sommerferien mit der Zollverwaltung treffen, um weitere Auskünfte zum Vorgehen zu erhalten. Zollfreie Importe via Scheinkonstrukte seien nicht akzeptabel. Anders als die deutschen Kollegen würden die Schweizer Bauern ennet der Grenze zu Schweizer Kosten wirtschaften. Einzig die Pachtzinsen seien günstiger als in der Schweiz. (jfr)