Für Trendforscherin Karin Frick sind fixe Preise ein Auslaufmodell
«Wir erleben die Rückkehr zum Bazar»

Firmen verlangen so viel, wie der Kunde bereit ist zu zahlen: Karin Frick, Ökonomin beim Gottlieb Duttweiler Institut (GDI), erklärt, wie man sich gegen überrissene Preise schützen kann.
Publiziert: 18.04.2016 um 19:46 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:03 Uhr
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Karin Frick erforscht Konsumtrends am Gottlieb Duttweiler Institut.
Foto: Nik Hunger
Guido Schätti

BLICK: Frau Frick, im Detailhandel herrscht eine permanente Rabattschlacht. Was steckt dahinter?

Karin Frick: In der Online-Welt sind flexible Preise längst die Normalität. Das überträgt sich mehr und mehr auf den stationären Handel. Wir erleben die Rückkehr zum Basar. Feste Preise sind ein Auslaufmodell.

Noch macht der Online-Handel aber nur einen Bruchteil des Gesamtmarktes aus.

Auch wenn wir stationär einkaufen, wird unser Handeln von der Online-Welt bestimmt. Wir wissen, dass wir dasselbe Produkt anderswo mög­licherweise günstiger bekommen. Dem stationären Handel bleibt nichts anderes übrig, als sich anzupassen. Deshalb die Flut von Rabatten und Sonderaktionen.

Warum empfinden wir Rabatte als so attraktiv?

Evolutionär war immer alles knapp. Unsere Vorfahren mussten zuschlagen, wenn etwas ­im Überfluss vorhanden war. Dieser Steinzeitreflex ist tief in unserem Stammhirn verankert. Wir lassen uns verführen von tiefen Preisen, auch wenn wir etwas nicht brauchen.

Flexible Preise machen misstrauisch. Ich muss ständig Angst haben, dass ich zu viel zahle.

Die Firmen versuchen tatsächlich, je nach Kaufkraft und Konsumverhalten eines Kunden das Maximum herauszuholen. Ein gutes Beispiel ist die Preispolitik von Fluggesellschaften. Wenn sie wissen, dass jemand regelmässig eine Destination anfliegt, erhöhen sie die Preise.

Wir werden also geschröpft?

Tendenziell ja, aber man kann sich wehren. Vergleichsportale zeigen, ob man zu viel zahlt. Zudem kann man sich für den Kauf eines Produktes auf einem fremden Computer einloggen.

Unter dem Strich steigen durch die permanente Rabattschlacht die Kosten für die Händler und damit auch die Preise für die Konsumenten. Betrügen wir uns selbst?

Das sehe ich anders. Für die Händler sind flexible Preise effizient. So können sie den Markt perfekt abschöpfen. Die Abwicklung ist zudem automatisiert. Für die Händler entstehen kaum Zusatzkosten.

Einzelne Händler rufen nach einer Rückkehr zu einer gesetzlichen ­Regulierung des Ausverkaufs. Hat das eine Chance?

Ein hoffnungsloses Unterfangen. Im Internet-Zeitalter kann man immer und überall einkaufen. Die Preise sind transparent und flexibel. Mit Verboten lässt sich das nicht rückgängig machen.

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