Moderne Krebstherapien können schnell einmal mehrere Hunderttausend Franken kosten. Kein Wunder, schaut man den Pharmagiganten ganz genau auf den Finger. Nun ergeben Recherchen von «10 vor 10», dass mehrere Krankenkassen mit Novartis einen nationalen Vertrag mit Geheimrabatt abgeschlossen haben. Ein Novum in der Schweiz.
Konkret geht es um die Gentherapie Kymriah, die vergangenen Herbst zugelassen wurde. Der Listenpreis für die Infusion, welche genmanipulierte Krebskillerzellen enthält, beträgt stolze 370'000 Franken. Der Nutzen ist unbestritten, das Präparat soll die Lebenszeit von Betroffenen deutlich verlängern.
120'000 Franken Rabatt
Wie «10 vor 10» aufgedeckt hat, haben nun die Krankenkassen Helsana, KPT, CSS, Sanitas und Swica sowie der Spitalverband H+ einen geheimen Vertrag mit Novartis abgeschlossen. Mit dem maximalen Rabatt – er hängt laut dem Bericht von der Wirksamkeit von Kymriah ab – kostet die Therapie für die Versicherten der betreffenden Kassen plötzlich nur noch 250'000 Franken. Das sind immerhin 120'000 Franken weniger als der Listenpreis.
Bei der Krankenkasse Concordia ist man sauer. «Diese Konstrukt ist skandalös», sagt Jürg Vontobel. Für das Geschäftsleitungsmitglied ist klar, dass so die Kostentransparenz nicht mehr gewährleitet ist. «Das halte ich für sehr gefährlich», sagt er gegenüber SRF. Und ergänzt: «Die Kostentransparenz ist sehr wichtig im Schweizer Gesundheitswesen, sonst liefern wir uns Grossunternehmen aus.»
«Zugang zu lebenswichtiger Therapie»
Anders sieht man das bei der Krankenkasse Helsana, die vom Geheimdeal profitiert. «Unser Ziel war, unseren Versicherten den Zugang zu dieser lebenswichtigen Therapie zu ermöglichen», sagt ein Kadermitglied. Man habe einen angemessenen Preis erzielen wollen. «Das ist der Kompromiss, den wir eingegangen sind.»
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) sagt, dass man den Vertrag nich nicht gesehen habe. Novartis betont, man sei sich der Verwantwortung von «nachhaltigen Finanzierungslösungen» bewusst. (pbe)