Die Swisscom-Medienstelle bestätigte am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA eine entsprechende Aussage des Chefs für Regulierung und Politik bei Swisscom, Thomas Stemmler, in der «SonntagsZeitung». Laut Stemmler braucht es bei der von der Weko bevorzugten Glasfaserarchitektur viele zusätzliche Kabel, die in den vorhandenen Rohren im Boden nicht Platz haben.
«Deshalb muss man die Strassen öffnen und schweizweit vielerorts dickere Rohre verlegen», so Stemmler im Artikel. Swisscom-Mediensprecherin Alicia Richon sagte auf Anfrage, sie könne nicht sagen, wie viele Strassenkilometer die Swisscom im Zug des Glasfaserbaus bereits aufgerissen habe.
Laut «SonntagsZeitung» schätzen Experten die Kosten für den zusätzlichen Aufriss von Strassen für den Glasfaserbau auf zwei Milliarden Franken. «Wir geben keine Zahlen an», sagte dazu die Mediensprecherin.
Streit zwischen Swisscom und Weko
Die Weko eröffnete Ende 2020 gegen die Swisscom eine Untersuchung zum Glasfaserausbau. Diese läuft immer noch. Die Kartellwächter halten die von der Swisscom bisher angestrebte Netzarchitektur mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht für wettbewerbswidrig.
Die Weko pocht auf einen Ausbau mit einer Zuleitung für jeden Haushalt. Nur so könnten Konkurrenten der Swisscom den Kunden eigene Internetangebote machen, die sich von jenen der Swisscom unterscheiden, und beispielsweise höhere Surfgeschwindigkeiten anbieten als der «Blaue Riese».
Bereits im Oktober 2022 passte die Swisscom ihre Pläne angesichts des Drucks der Weko an. Wegen des Streits mit den Behörden konnten hunderttausende blockierte Anschlüsse nicht in Betrieb genommen werden. Neu baut der Konzern wieder Direktleitungen von der Telefonzentrale bis zu den Haushalten.
Die Swisscom nehme seit Herbst 2022 den Ausbau vor, wie es die Weko verlange, sagt Swisscom-Sprecherin Richon. Seit Sonntag ist nun also bekannt, in welchem Umfang Strassenbauarbeiten dafür nötig sind.
Der Streit zwischen Swisscom und Weko hat auch schon zu parlamentarischen Interventionen im Bundeshaus geführt.
Der Bundesrat schrieb Mitte Februar dieses Jahres in einer Antwort auf eine Interpellation, er bedauere die Verzögerung des Glasfaserausbaus in der Schweiz. Es bestehe kein Anzeichen dafür, dass die Weko im Verfahren gegen die Swisscom ihre Kompetenzen überschreite. (SDA)