Vier Wochen vor Beginn der Hochsaison auf den Schweizer Pisten fehlt es an mindestens 10 bis 20 Prozent Fachkräften, bei den Ungelernten mit einfacheren Tätigkeiten wie Reinigung, Abwaschen, Zimmerservice und Fahrdienst seien es sogar 25 Prozent. Das sagt Ernst Wyrsch, Präsident von Hotellerie Graubünden der «SonntagsZeitung».
Eine Umfrage in der Branche zeigt überall das gleiche Bild. Schweizweit denken Wirte und Hoteliers deshalb darüber nach, ihr Angebot wegen des Personalmangels zu verkleinern. Etwa in Zermatt VS, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Bei der Matterhorn Group, die 15 Restaurants führt, fehlen noch 50 der benötigten 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Man werden darum die Speisekarte reduzieren. Man komme wohl auch nicht darum herum, teilweise Fertigprodukte anzubieten, heisst es.
Ruhetage auf den Skipisten?
Eine andere Massnahme, um dem drohenden Engpass entgegenzuwirken: Ruhetage. Verschiedene Bergrestaurants überlegen sich diese Möglichkeit, sagt Jürg Schmid, Präsident von Ferien Graubünden zur Zeitung. Auch Patrick Mächler vom Bergrestaurant Weissfluhjoch im Skigebiet Parsenn oberhalb von Davos GR sucht noch Leute. Er müsste zum Beispiel die Sitzplätze um ein Drittel oder sogar die Hälfte senken, wenn er bis Weihnachten nicht das nötige Küchen- und Servicepersonal findet.
Andreas Züllig, Präsident des Branchenverbandes Hotelleriesuisse, weiss von Hotels aus allen Teilen der Schweiz, die mangels Personal ihr Angebot zusammenstreichen: Weniger Menüs, keine grossen Gruppen mehr oder nur abends geöffnet. Und wenn das Personal so knapp bleibt, hätten vielerorts die Hotelgäste Priorität. Auswärtige haben das Nachsehen.
In der Gastroszene wird sogar schon erzählt, dass sogar Luxushotels nicht mehr ihren gesamten Service anbieten können, dass sie unter der Woche ihr Restaurants nur zum Teil offen haben werden, weil gar 50 bis 60 Prozent der Stellen nicht besetzt seien. Namen nennt man keine, weil man um den Ruf fürchtet, wenn schon jetzt bekannt würde, welche Hotels und Restaurants ihren Service runterfahren müssen.
Können die Österreicher helfen?
Trotz allem ist man vielerorts zuversichtlich, dass man den Betrieb rechtzeitig ab Mitte Dezember hochfahren und die Stellen bis dann besetzen kann. Was den Schweizer Gastronomen helfen könnte: Der Lockdown in Österreich und die 2G-Zertifizierungspflicht. Deutsche, niederländische und die Gäste aus dem eigenen Land stornieren ihre Skiferien in Österreich momentan reihenweise, weil nicht absehbar ist, was noch passiert.
Der Lockdown und dadurch die Schliessung von Hotels und Restaurants vermiest den Österreichern den Saisonstart auf den Skipisten. Skiorte, die bereits geöffnet haben, müssen ab Montag die Seilbahnen wieder abstellen. Für alle weiteren verschiebt sich der Saisonstart auf nach dem Lockdown. So auch für die einheimischen Fachangestellten aus der Gastronomie und der Hotellerie. Das könnte ein Glück für die Schweizer Gastobranche und ihre Gäste sein. (cny)