Sie war der erste Dominostein: Als am 27. Oktober die Signa Sports United (SSU) Insolvenzantrag stellte, begann das Handels- und Immobilienimperium von René Benko (46) zusammenzubrechen. Im Dezember 2021 war der Online-Sporthändler via SPAC an die New Yorker Börse gegangen. Zu besten Zeiten war er 3,2 Milliarden Dollar wert.
Nun zeigen Recherchen im Benko-Umfeld: Im Vorfeld des IPO versuchte Benko, Franz Julen (65) für das VR-Präsidium zu gewinnen. Der frühere Intersport-Chef und Valora-Präsident und jetzige Aldi-Berater hätte dem Gremium Glaubwürdigkeit im Einzelhandel gegeben. Und er hätte in Benkos Beuteschema gepasst, sich mit reputierten Namen zu umgeben, auf Investorenseite etwa mit Lindt-Chef Ernst Tanner (77) oder Ex-Porsche-CEO Wendelin Wiedeking (71).
Es kam deshalb auch zu Treffen mit Benko und dessen Retail-Chef Dieter Berninghaus (59). Julen bestätigt auf Anfrage die BILANZ-Recherchen: «Es gab Gespräche. Ich habe damals allerdings aufgrund meines Bauchgefühls abgesagt», so Julen. Weiter will er sich nicht dazu äussern.
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Dabei verzichtete Julen auf eine Menge Geld. Als Kompensation, so hört man, seien ihm statt eines Salärs bis zu zwei Prozent der SSU-Aktien geboten worden. Diese hatten Ende 2021 einen Wert von 59 Millionen Franken. Schliesslich übernahm Signa-Mann Mike Özkan das Präsidium, ohne nennenswerten Aktienanteil. An ihm bleibt nach der Pleite auch der Imageschaden hängen. Auch Ex-Roland-Berger-Chef Martin Wittig sass als Leiter des Audit Committee im Board, ebenso der Ex-Journalist, Axel-Springer-Manager und Digitalberater Christoph Keese.