Zukunftsplanung bei der Swisscom: Der Schweizer Telekomkonzern will den Mobilfunkanbieter Vodafone Italia für 8 Milliarden Euro (7,6 Milliarden Franken) übernehmen und mit der eigenen Mailänder Breitbandtochter Fastweb zusammenlegen. Der Deal ist allerdings noch nicht unterschrieben und es sei aktuell noch offen, ob es zu einer Transaktion kommen wird. Man befindet sich aber in weit fortgeschrittenen Verhandlungen, wie aus einem Communiqué vom Mittwoch hervorgeht. Die Übernahme ist laut gut unterrichteten Quellen noch in diesem Jahr geplant.
Die Swisscom-Tochter Fastweb trug im vergangenen Geschäftsjahr laut Geschäftsbericht 23 Prozent zum Gesamtumsatz von Swisscom (gut 11 Mrd Fr.) bei, also etwa 2,6 Milliarden Franken. Vodafone Italien wiederum erzielte im Fiskaljahr 2022/23, welches im letzten März endete, knapp 4,4 Milliarden Euro Umsatz. Das gemeinsame Unternehmen dürfte demnach einen Umsatz von grob 7 Milliarden Euro haben.Es wäre der zweitgrösste Telekomanbieter Italiens hinter Branchenprimus TIM.
8700 Mitarbeitende zusammen
Beim Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) von 4,6 Milliarden Franken beträgt der Anteil von Fastweb 17 Prozent, also rund 780 Millionen Franken. Vodafone Italiens EBITDA lag im letzten Geschäftsjahr bei 1,7 Milliarden Euro. Vodafone Italien beschäftigte per März des letzten Jahres rund 5700 Mitarbeitende, Fastweb gut 3000.
Fastweb und Vodafone Italien würden sich gut ergänzen, so die Mitteilung. Fastweb sei stark im Festnetz, Vodafone indes im Mobilfunk. Es gebe nur wenige Überschneidungen, schrieb der Schweizer Konzern weiter. Die Übernahme habe positive Auswirkungen auf Dividende und Cashflow der Swisscom.
Darum will Swisscom Vodafone Italien
Swisscom hatte Fastweb 2007 übernommen. Davon erhoffte sich der Schweizer Telekomkonzern Wachstumschancen, weil der Schweizer Markt damals schon stark gesättigt war. Fastweb bot aber von Beginn weg nur Breitband und musste den Mobilfunk jeweils zukaufen. Mit der Übernahme von Vodafone soll sich das nun ändern.
Swisscom erhält dadurch die Möglichkeit, in Italien Bündelpakete anzubieten für das Breitbandnetz und den Mobilfunk. Mit solchen Angeboten kann die Schweizer Firma die Kunden nicht zuletzt besser an sich binden.
Grössenvorteile, effizientere Kostenstrukturen und «erhebliches Synergiepotenzial» würden es dem zukünftigen Unternehmen laut Mitteilung zudem ermöglichen, «für alle Stakeholder Mehrwert zu schaffen». Das Unternehmen spricht von einem «wichtigen Schritt», um das «Ziel einer langfristigen Wertsteigerung in Italien und die strategischen Ziele des Bundesrats weiterhin vollständig zu erreichen».
Hintergründe von Vodafone
Für den britischen Vodafone-Konzern dürfte der Verkauf der italienischen Tochter ebenfalls gelegen kommen. Laut Medienberichten gilt diese dort nämlich eher als Sorgenkind denn als Musterschülerin. Man unterstütze «die Konsolidierung des Marktes in Ländern, in denen das Unternehmen keine angemessenen Renditen auf das investierte Kapital erzielt», hiess es etwa in einer Mitteilung von Vodafone vom Dezember.
Dies gilt laut dem Konzern auch für Italien, weshalb das dortige Geschäft verkauft oder fusioniert werden soll. Zuletzt war die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmen mit dem französischen Konkurrenten Iliad in Italien aber wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen gescheitert. (SDA)