Fünfmal höhere Gebühren, keine Kreditkarte, «lausiger Service»
Postfinance verärgert Auslandschweizer

Schweizer Postfinance-Kunden haben 2018 zu Tausenden ihre Konten gekündigt. Grund sind Monatsgebühren von 5 Franken. Noch viel mehr aber zahlen Auslandschweizer. Bald könnte es deswegen eine Klage geben.
Publiziert: 08.03.2019 um 23:37 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2019 um 11:54 Uhr
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Für Postfinance-CEO Hansruedi Köng war 2018 ein schwieriges Jahr. Die Post-Tochter hat deutlich weniger verdient als noch im Vorjahr. Zudem kehren viele Kunden dem Finanzinstitut den Rücken. Der Grund sind neue Kontogebühren.
Foto: Keystone
Julia Fritsche

Die Post ist längst ein internationales Unternehmen. In 19 Ländern unterhält sie Niederlassungen. Immerhin 15,5 Prozent des Umsatzes werden im Ausland oder grenzüberschreitend erwirtschaftet. Hier will die Post weiter Gas geben.

Allerdings gibt es ein Auslandsgeschäft, bei dem der gelbe Riese auf die Bremse tritt. Die Post-Finanztochter, die erheblich zum schlechten Konzernergebnis 2018 beitrug, tut sich mit Auslandschweizern schwer. Wer nicht in der Schweiz wohnt, aber ein Postfinance-Privatkonto hat, muss dafür seit gut zwei Jahren eine Monatsgebühr von 25 Franken zahlen. Im Vergleich: Hunderttausende Schweizer zahlten bis Anfang dieses Jahres gar nichts. Seit dem 1. Januar sind es 5 Franken pro Monat. 

Viel zahlen, wenig bekommen

Die Kosten sind aber nicht der einzige Ärger. BLICK-Leser Stefan M.*, der auf den Philippinen wohnt, muss wie alle Leidensgenossen ohne Kreditkarte auskommen. Zudem beklagt er den «lausigen Service» via E-Mail. Inzwischen hat Stefan M. die Konsequenzen gezogen und seine Konten aufgelöst, wie er BLICK sagt. 

Doch andere Auslandschweizer zahlen und nerven sich notgedrungen weiter. Viele sind auf ein Schweizer Konto angewiesen. Damit zahlen sie laufende Kosten für Wohnungen in der Schweiz oder erhalten Pensionskassen-Auszahlungen.

Ein Gewinn für beide Seiten

Besonders stossend aus ihrer Sicht: Die Postfinance ist ein Staatsbetrieb. «Alle Bürger sollen für den gleichen Service gleich viel zahlen, egal wo sie wohnen», fordert John McGough, SVP-Delegierter aus Ungarn und Auslandschweizerrat, im Gespräch mit BLICK. «Als Besitzer könnte der Bund dies erzwingen.» Letztlich würde auch die Postfinance profitieren, glaubt McGough. Schliesslich könnte diese an den rund 750'000 Auslandschweizern einiges verdienen. Was nach dem schlechten Ergebnis 2018 und den vielen Konto-Kündigungen des letzten Jahres umso wichtiger wäre.

Für die Postfinance sind Auslandskunden aber ein Kostenfaktor. Der höhere Aufwand, etwa infolge des automatischen Informationsaustausches, rechtfertige die Gebühren.

McGough kämpft weiter. Demnächst wird er am Kongress des Auslandschweizerrats den Antrag stellen, das Finanzinstitut wegen Diskriminierung zu verklagen. Laut Anwälten soll eine Klage gute Erfolgsaussichten haben.

* Name geändert

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