«Apple wird sich nicht ändern», schrieb Tim Cook (55) bei seinem Amtsantritt seinen Angestellten. Das war vor fünf Jahren. Doch hat der Apple-Chef sein Wort gehalten?
Zugegeben, der Start war schwierig, schliessslich musste Cook nach dem Krebstod von Firmen-Co-Gründer und CEO Steve Jobs (†56) in grosse Fussstapfen treten.
Cook, den Jobs 1998 persönlich zum Tech-Konzern geholt hatte, war auf sich alleine gestellt. Und leistete sich gleich einen Fauxpas. Er engagierte Anfang 2012 John Browett (52) als Retail-Chef. Doch die Zusammenarbeit klappte überhaupt nicht. Browett verlies bereits im Herbst des gleichen Jahres den Konzern. Browett habe nicht zu Apple gepasst, sagte Cook rückblickend.
Probleme bereitete auch Scott Forstall (46). Der ehemalige Protegé von Steve Jobs war sich mit dem Designchef Jonathan Ive (49) in die Haare geraten. Und sorgte mit der ersten, kaum brauchbaren Version von Apple Maps für viel Häme. Im Oktober 2012 musste Forstall den Hut nehmen. Seither ist wieder Ruhe in die Chefetage eingekehrt.
Wertvollste Firma der Welt
In den Grundzügen ist Apple immer noch gleich. Die Hardware ist nach wie vor schick. Und um neue Produkte macht der Konzern immer noch ein grosses Geheimnis. Apple ist nach wie vor die wertvollste Firma der Welt (aktuell 577 Milliarden Dollar).
Doch bei genauerem Hinsehen ergibt sich ein anderes Bild. Apple ist heute offener als früher. Cook erhörte die Kundenwünsche nach einem grösseren iPhone. Und er baute es. Steve Jobs hatte sich stets dagegen gewehrt.
Zudem nimmt Apple seine soziale Verantwortung der Lieferanten gegenüber stärker wahr. So machte der Konzern Druck auf seinen Zulieferer Foxcon, die Löhne zu erhöhen. Und von Greenpeace, die den Konzern jahrelang wegen mangelhaftem Umweltschutz kritisierten, kriegt der Tech-Gigant neuerdings Bestnoten. Etwa, weil das neue Rechenzentrum zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betreiben wird. Gleichzeitig bot Cook Anfang Jahr dem FBI Paroli, als es vom Konzern verlangte, ein iPhone zu hacken. Die Privatsphäre der Kunden sei wichtiger, argumentierte er. Dafür gab es viel Applaus.
Auffällig ist vor allem eins: Apple ist gewachsen. Teams, bestehend aus ein paar wenigen Einzelkämpfer, gibt es heute nicht mehr. Heute beschäftigt der Konzern 110'000 Mitarbeiter. Vor sechs Jahren waren es mit 60'400 knapp halb so viele.
Neue Geschäftsbereiche
Mit viel Manpower wagt sich Cook in neue Geschäftsbereiche. So munkelt man seit Jahren, dass Apple ein eigenes Auto entwickelt. Auch in den Gesundheitsbereich versucht der Konzern Fuss zu fassen. So wurde jüngst bekannt, dass der Tech-Gigant eine Firma gekauft hat, die elektronische Patientendossiers entwickelt. Ein Zukunftsmarkt, wo aber tausende andere Unternehmen mitmischen.
Apple scheint den früheren Pioniergeist verloren zu haben. iMac, iPod, iPhone und iPad – alles Produkte, die noch unter der Führung von Steve Jobs entstanden sind. Cooks grösster Wurf, die Apple Watch, hat zwar anfänglich die Uhrenbranche aufgeschreckt. Wie Nachhaltig, ist aber unklar. Kürzlich meldete das Marktforschungsunternehmen IDC, dass die Verkäufe der Apple-Uhr im zweiten Quartal 2016 um 55 Prozent eingebrochen seien. Zum Vergleich: beim iPhone dauerte es neun Jahre, bis die Verkäufe zurück gingen.
Tim Cook kann also auf gute fünf Jahre zurückblicken. Doch das «Next-Big-Thing» bleibt er noch schuldig.