Frühstück mit Digitalswitzerland
So kann Technologie das Klima retten

Mit Reduktion allein ist es nicht getan. Es braucht auch neue Technologien, um den Klimawandel zu bekämpfen. Nur so ist die Wende ohne Wohlstandsverluste zu meistern.
Publiziert: 22.01.2020 um 17:48 Uhr
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Aktualisiert: 03.03.2020 um 15:19 Uhr
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Grosses Interesse am Anlass von Digitalswitzerland in Davos.
Foto: STEFAN BOHRER
Christian Kolbe

Grosser Andrang in der lokalen UBS-Filiale in Davos GR. Alles, was zum Thema Digitalisierung und der Schweiz etwas zu sagen hat, trifft sich zum dritten WEF-Frühstück von Digitalswitzerland. Die brennende Frage: Was kann Technologie bewirken, um dem Klima zu helfen?

Viel, ist Bertrand Piccard (61) überzeugt – wenn man sie denn nur lässt. «Wäre die Welt eine Firma, dann sässe der Konzernchef im Gefängnis», klagt der Solar-Pionier an. Es gebe zu viele Regeln und Verbote, welche technische Lösungen zur Klimarettung verhinderten. So sei es unerklärlich, warum etwa die Batterien von Elektroautos nicht als Speicher für den Strom aus dem hauseigenen Solarkraftwerk verwendet werden dürften.

Klar ist für Piccard: Es braucht ein Preisschild für Umweltverschmutzung. «Es ist immer noch erlaubt, gratis zu verschmutzen und zu verschwenden. Dabei hätten wir all die technischen Lösungen, um den Klimawandel zu bekämpfen.» Das heisst: Würde der CO2-Ausstoss stärker besteuert, hätten technische Lösungen, die heute noch zu ineffizient oder unausgereift sind, eine Chance, am Markt zu bestehen.

Niemand ist bereit, auf Wohlstand zu verzichten

Bundesrat Ueli Maurer (69) ist kein Freund von zu vielen Regulierungen, da ist er sich mit Piccard einig. Aber auch neuen Steuern und Abgaben steht der Finanzminister skeptisch gegenüber. «Wir werden auch in Zukunft dank Technologie Probleme lösen», ist Maurer überzeugt. Dass die Leute bereit seien, für das Klima auf Wohlstand zu verzichten, «das können wir vergessen», so der Finanzminister.

Maurer warnte vor zu viel Alarmismus und prangerte den «Riesen-Hype» rund um das Thema Klimaveränderung an. Man mache es sich zu einfach, wenn man die Klimajugend als gut und die Klimaleugner als böse verorte. Allerdings musste auch Maurer eingestehen: «Auch ich gehe davon aus, dass sich beim Klima etwas ändert.»

Sein Rezept für den Kampf gegen den Klimawandel: viel Pragmatismus. Es brauche «keine neue Religion, sondern Fakten, um Lösungen zu finden», machte Maurer klar.

Die Erde hat Fieber

Und es braucht auch Geld, sehr viel Geld. Darauf wiesen sowohl UBS-Chef Sergio Ermotti (59) als auch Sabine Keller-Busse (54) hin, die Nummer 2 der Grossbank. Konkret: Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, braucht es über 90 Billionen Franken an Investitionen in Infrastruktur. Also etwa Bahnlinien, Stromnetze oder auch energieeffiziente Gebäude. Das ist die grosse Aufgabe der Banken: ihren Kunden die Finanzierung der Energiewende schmackhaft zu machen.

Um die nicht wirklich fassbare Gefahr der Klimaerwärmung zu beschreiben, zeichnete Piccard zum Abschluss ein selbst für Klimaskeptiker gut nachvollziehbares Bild vom Zustand der Erde: «Unsere Körpertemperatur liegt bei 37 Grad. Steigt diese um zwei Grad, würden wir mit hohem Fieber im Bett liegen und wären nicht einsatzfähig.» Genau das drohe der Erde, wenn wir jetzt nicht handelten, so Piccard.


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