Jetzt fehlt nur noch der grosse Schnee. Aus Sicht von Schweiz Tourismus kann der Winter kommen, die Branche ist bereit. So der Tenor der grossen Konferenz am Montag im Zürcher Kaufleutensaal. Allerdings fehlt nicht nur der Schnee, es fehlen auch die Buchungen. Für die ganze Wintersaison droht ein Einbruch der Logiernächte um über einen Fünftel.
Kein Wunder, bemüht die Vermarktungsorganisation gleich zwei Bundesräte mit einer zentralen Botschaft: Bitte macht doch Winterferien im eigenen Land!
Keine Verschärfung der Massnahmen
«Bleiben Sie in der Schweiz, geniessen Sie unser Land, und wir, Behörden und Touristiker, kümmern uns um Ihre Sicherheit», appelliert Tourismusminister Guy Parmelin (61) an die Bevölkerung. Bundesrätin Simonetta Sommaruga (60) macht ebenfalls per Videobotschaft klar: «Ich zähle auf alle, die mithelfen, damit dieser Winter ein guter Winter wird.»
Ein guter Winter – das heisst aus Sicht der Branche massvoll gefüllte Pisten, Loipen und Wintersportorte. Und vor allem keine weitere Verschärfung der Massnahmen: «Ein Lockdown ist kein Thema. Der Slowdown in der Schweiz erfüllt seinen Zweck, die Fallzahlen sinken», sagt Martin Nydegger (49), Direktor von Schweiz Tourismus.
Bergbahnen wollen Gedränge verhindern
So sieht der Plan aus, der die Wintersaison in den Schweizer Bergen retten soll: mit Schutzkonzepten punkten und Vertrauen schaffen. Das gelingt vor allem den Bergbahnen: «Neu gilt eine Maskenpflicht auf allen Transportanlagen der Bergbahnen», erklärt Berno Stoffel (50), Direktor Seilbahnen Schweiz.
Wer sich weigert, eine Maske zu tragen, dem könne der Transport verweigert werden, präzisiert Stoffel auf Nachfrage von BLICK. Zudem müssen Besitzer von Abos diese Saison nicht um ihr Geld bangen. «Die meisten Bergbahnen haben Vorkehrungen für Rückerstattungen getroffen, sollte es nochmals einen Lockdown geben», versichert Stoffel.
Angst vor Gedränge muss niemand haben, denn die Bergbahnen erweitern die Wartezonen grossflächig und verlängern die Betriebszeiten. Das soll vor allem am Morgen helfen, die Gäste schneller und besser verteilt auf die Berge zu bringen.
Drive-in-Beiz auf der Piste
Die Skischulen tun alles, um einen sicheren Unterricht zu ermöglichen. Aus grossen Sammelplätze werden viele kleinere Treffpunkte entstehen. Die Skischulen achten darauf, dass sich die Gruppen nicht mischen. Auch das senkt die Ansteckungsgefahr. Zudem benötigen sie für Ganztageskurse am Mittag in der Beiz eine Reservation.
Etwas Entspannung und weniger Rummel über Mittag erhofft sich die Gastrobranche von den Drive-in-Restaurants. Der Gast fährt auf den Ski zum Bestell- und Ausgabefenster der Berghütte. Gegessen werden Pommes frites oder Pizza nicht in der Beiz, sondern irgendwo auf einer Bank im Skigebiet. Ein Schönwetterkonzept – im wahrsten Sinne des Wortes!
«Après-Ski wird stattfinden», ist Daniel Borner (56) überzeugt. «Allerdings nicht so, wie sich das viele vorstellen», schränkt der Direktor von Gastrosuisse ein. Es sei deshalb eher «Hüttenzauber» als «Hüttengaudi» angesagt. Das heisst vor allem: Es wird im Sitzen konsumiert – und sicher nicht mit den Skischuhen auf den Tischen getanzt.
Vertrauen ist die wichtigste Währung
Die Schutzkonzepte im Hotelgewerbe sind diejenigen aus den Sommerferien – als die Temperaturen höher und die Fallzahlen tiefer waren. Das muss kein Nachteil sein, glaubt Claude Meier (42), Direktor von Hotelleriesuisse: «Die Hotels haben erprobte Schutzkonzepte für Beherbergung, Gastronomie und Spa. Die Betriebe sind vorbereitet, die Mitarbeiter geschult.»
Nun gilt es, Vertrauen in die Schutzkonzepte zu schaffen und die Fallzahlen weiter nach unten zu bringen. So könnte sich das kleine Tourismuswunder vom Sommer wiederholen.