Pierin Vincenz feiert heute seinen 62. Geburtstag. Hinter Gittern. In Untersuchungshaft. Zum Feiern dürfte ihm nicht zumute sein. Seinen dritten Lebensabschnitt hat er sich nämlich anders vorgestellt, wie er immer wieder sagte. 30 Jahre lernen, 30 Jahre arbeiten und dann 30 Jahre lang das Leben geniessen – so, kurz zusammengefasst, sein Lebensentwurf.
Nach der Hausdurchsuchung in seiner Villa im Appenzellerland am 27. Februar und der Verhaftung sitzt der ehemalige Raiffeisen-Chef in Untersuchungshaft. «Es geht Pierin Vincenz nicht gut. Die Bedingungen der Untersuchungshaft in der Schweiz sind brutal», sagt Hausi Leutenegger (78) zu BLICK. «So etwas steckt nicht mal ein Bergler wie Pierin locker weg.» Er ist mit Vincenz befreundet und einer der besten Kunden von Raiffeisen.
«Ich hoffe, dass das Elend bald ein Ende hat»
Leutenegger ist von dessen Unschuld überzeugt. «Die behalten ihn nur so lange im Knast, weil sie bis jetzt noch nichts gefunden haben, was strafrechtlich relevant ist», mutmasst er. «Ich hoffe, dass das Elend für ihn bald eine Ende hat. Ich bin sicher, dass wir schon bald wieder eine St. Galler Bratwurst zusammen essen werden», sagt er.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft ermittelt wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung gegen Vincenz, Raiffeisen-Urgestein und langjähriger Präsident der Kreditkartengesellschaft Aduno. Auch der frühere Aduno-CEO Beat Stocker (58) sitzt deswegen in U-Haft.
In die eigene Tasche gewirtschaftet?
Der Vorwurf gegen ihn ist happig: Vincenz soll im Zusammenhang mit Firmenbeteiligungen eigene finanzielle Interessen verfolgt haben. Er bestreitet dies. Für beide Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. Falls Vincenz heute entlassen würde: Es wäre sein schönstes Geschenk.