Nichts wollen sie im Lebenslauf der Bewerber und Bewerberinnen übersehen, das die Post später in eine Reputationskrise stürzen könnte. Die Headhunter der Firma Amrop Executive Search wurden vom Post-Verwaltungsrat für die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin der letzten Postchefin Susanne Ruoff (60) beauftragt.
Bei Staatsbetrieben sind die Anforderungen an die Integrität der Führung besonders hoch, wie Ruoff erleben musste. Nachdem durch die Subventionsaffäre bei Postauto ihre Integrität immer mehr angezweifelt worden war, blieb Ruoff nur noch der Rücktritt übrig. Dies, obwohl kein Urteil gegen sie vorlag.
Fredy Hausammann (56), Partner und Geschäftsleitungsmitglied von Amrop, erklärt BLICK, wie seine Firma die Kandidaten auf ihre Integrität durchleuchtet. Für ihn steht fest: «Reputationsrisiken zu identifizieren, ist nicht einfacher geworden.» Es stünden unglaubliche Datenmengen zur Verfügung. Die relevanten und korrekten Informationen zu finden, sei oft sehr anspruchsvoll.
Social Media checken und die richtigen Fragen stellen
Um die Integrität eines Bewerbers für das Topmanagement oder den Verwaltungsrat einer Firma zu prüfen, seien Recherchen in den sozialen Medien in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, beobachtet Hausammann. Aber noch wichtiger als Google, Facebook oder Linkedin sei es, im Interview die richtigen Fragen zu stellen.
Standardmässig gecheckt würden zudem Betreibungs- und Strafregisterauszüge. Eine wichtige Informationsquelle seien auch Referenzen. Mindestens drei Referenzen holt Hausammann mit sorgfältigen Gesprächen ein. Darunter müsse auch immer ein ehemaliger Vorgesetzter des Kandidaten sein.
Damit nicht genug. Um mögliche Interessenkonflikte und Reputationsrisiken auszuräumen, müssen die Kandidaten ein Formular mit heiklen juristischen und persönlichen Fragen ausfüllen und unterschreiben. «Natürlich gibt es keine Garantie, dass nicht gelogen wird», so Hausammann.
Aber das meiste komme zum Vorschein, wenn man richtig frage. Die Unternehmen wiederum, für die Hausammann Kandidaten sucht, würde er für heikle Themen sensibilisieren, damit sie gute Fragen für ihr eigenes Assessment vorbereiten können.
Für Hausammann gibt es beim Ausleuchten Grenzen. «Wir googeln die Kandidaten, aber wir stochern nicht in ihrem Privatleben herum, wir halten uns an den Datenschutz.»
Stösst er auf kritische Stellen im Lebenslauf, hätten diese oft mit Vorkommnissen bei früheren Tätigkeiten zu tun. Gerade im verstärkt regulierten Bankensektor komme es vor, dass Leute im Zusammenhang mit aufsichtsrechtlichen Untersuchungen befragt worden seien, sich aber nicht schuldig gemacht hätten, führt er aus.
Hat der Bewerber ein Wertesystem?
Von der Vergangenheit eingeholt wird derzeit der Kandidat für das Raiffeisenpräsidium, Guy Lachappelle (57). Bei Raiffeisen stellt sich die Frage, ob er wegen seiner angeblichen Mitverantwortung bei der ASE-Affäre der Basler Kantonalbank (BKB), die er derzeit leitet, zum Reputationsrisiko werden könnte.
Topmanager, deren Integrität angezweifelt wird, geraten im Zeitalter der politischen Korrektheit immer schneller auf die Abschussliste. Im Fall des LafargeHolcim-Chefs Eric Olsen (54) reichte sein Mitwissen und Tolerieren von Lösegeldzahlungen seiner Mitarbeiter an Terroristen im Irak für die Absetzung.
Ein wichtiger Indikator für die Integrität eines Bewerbers ist laut Hausammann sein Wertesystem. Ob er bei Topmanagern ein Wertesystem antreffe, sei sehr abhängig davon, wie stark jemand seine Werte reflekt iert habe und bereit sei, danach zu handeln. Er räumt ein: «Es mangelt oft an Selbstreflexionsfähigkeit.»
Zu den Fragen, die Fredy Hausammann systematisch stellt, um mögliche Interessenkonflikte und Reputationsrisiken seiner Kandidaten und Kandidatinnen herauszufinden, gehören unter anderem folgende:
Waren oder sind Sie im Zusammenhang mit dem Beruf in Untersuchungs- oder Strafverfahren verwickelt?
Heikel kann eine Vergangenheit im Finanzbereich sein: Banken geben bei Amtshilfegesuchen von ausländischen Steuerbehörden die Namen der Führungspersonen öfters ohne Rücksprache. So kann ein Kandidat auch unwissend Teil einer Untersuchung sein.
Liegen im Zusammenhang mit dem Berufsleben Zivilklagen oder Urteile gegen Sie vor?
Wer früher einmal einen Konkurs verantwortete, hat einen gröberen Tolggen im Lebenslauf, der bei der Bewerbung gewichtet würde.
Gab oder gibt es entsprechende Untersuchungen, Verfahren oder Urteile gegen Sie im privaten Bereich?
Lappalien mit der Justiz erhalten Gewicht: Ein Billettentzug mag der Vergangenheit angehören. Doch Klageschriften oder Urteile von früher können wieder auftauchen und die Integrität in Frage stellen.
Bestehen Unvereinbarkeiten oder Interessenkonflikte im privaten Umfeld/Bereich, welche Sie in der Ausübung Ihrer künftigen beruflichen Rolle beeinträchtigen, bzw. für die Reputation der neuen Arbeitgeberin ein mögliches Risiko darstellen könnten?
Was passieren kann, wenn Verwaltungsratsmandate bei der Einstellung nicht deklariert werden, zeigt der Fall der SBB-Präsidentin Monika Ribar. Sie legte ihr Mandat bei einer Off-Shoregesellschaft zwar später offen, doch der Verwaltungsrat sah darüber hinweg - bis die Offshore-Gesellschaft in einen Korruptionsskandal verwickelt wurde und die SBB ins schiefe Licht geriet.
Gibt es Personen in Ihrem Umfeld, deren Verhalten in Öffentlichkeit ein Reputationsrisiko darstellen könnten?
Was eigene Kinder oder Partner machen, entzieht sich zwar der Kontrolle eines Kandidaten. Aber wenn die Partnerin bei der direkten Konkurrenz arbeitet, sinken seine Anstellungschancen.
Gibt es weitere Ereignisse, die bis jetzt nicht angesprochen wurden, die inskünftig Reputationsrisiken darstellen könnten für Ihren Beruf relevant sein könnten?
Wenn bekannt wird, dass der Sohn des Kandidaten wegen Hanfplanzenanbau verurteilt wurde, kann zu einem Imageproblem führen. Pikanter wäre, wenn der Sohn Pishing-Mails an Postfinance sandte und das öffentlich bekannt wäre.
Zu den Fragen, die Fredy Hausammann systematisch stellt, um mögliche Interessenkonflikte und Reputationsrisiken seiner Kandidaten und Kandidatinnen herauszufinden, gehören unter anderem folgende:
Waren oder sind Sie im Zusammenhang mit dem Beruf in Untersuchungs- oder Strafverfahren verwickelt?
Heikel kann eine Vergangenheit im Finanzbereich sein: Banken geben bei Amtshilfegesuchen von ausländischen Steuerbehörden die Namen der Führungspersonen öfters ohne Rücksprache. So kann ein Kandidat auch unwissend Teil einer Untersuchung sein.
Liegen im Zusammenhang mit dem Berufsleben Zivilklagen oder Urteile gegen Sie vor?
Wer früher einmal einen Konkurs verantwortete, hat einen gröberen Tolggen im Lebenslauf, der bei der Bewerbung gewichtet würde.
Gab oder gibt es entsprechende Untersuchungen, Verfahren oder Urteile gegen Sie im privaten Bereich?
Lappalien mit der Justiz erhalten Gewicht: Ein Billettentzug mag der Vergangenheit angehören. Doch Klageschriften oder Urteile von früher können wieder auftauchen und die Integrität in Frage stellen.
Bestehen Unvereinbarkeiten oder Interessenkonflikte im privaten Umfeld/Bereich, welche Sie in der Ausübung Ihrer künftigen beruflichen Rolle beeinträchtigen, bzw. für die Reputation der neuen Arbeitgeberin ein mögliches Risiko darstellen könnten?
Was passieren kann, wenn Verwaltungsratsmandate bei der Einstellung nicht deklariert werden, zeigt der Fall der SBB-Präsidentin Monika Ribar. Sie legte ihr Mandat bei einer Off-Shoregesellschaft zwar später offen, doch der Verwaltungsrat sah darüber hinweg - bis die Offshore-Gesellschaft in einen Korruptionsskandal verwickelt wurde und die SBB ins schiefe Licht geriet.
Gibt es Personen in Ihrem Umfeld, deren Verhalten in Öffentlichkeit ein Reputationsrisiko darstellen könnten?
Was eigene Kinder oder Partner machen, entzieht sich zwar der Kontrolle eines Kandidaten. Aber wenn die Partnerin bei der direkten Konkurrenz arbeitet, sinken seine Anstellungschancen.
Gibt es weitere Ereignisse, die bis jetzt nicht angesprochen wurden, die inskünftig Reputationsrisiken darstellen könnten für Ihren Beruf relevant sein könnten?
Wenn bekannt wird, dass der Sohn des Kandidaten wegen Hanfplanzenanbau verurteilt wurde, kann zu einem Imageproblem führen. Pikanter wäre, wenn der Sohn Pishing-Mails an Postfinance sandte und das öffentlich bekannt wäre.