Frauen müssen warten
Bis zur Gleichstellung dauerts noch 100 Jahre

Die Schweiz liegt bei der Gleichstellung der Geschlechter im internationalen Vergleich an 18. Stelle. Bis zur Schliessung der Lücke zwischen den Geschlechtern wird es nach den derzeitigen Entwicklungen noch knapp 100 Jahre dauern, wie eine aktuelle WEF-Studie zeigt.
Publiziert: 17.12.2019 um 10:49 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2019 um 15:20 Uhr
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Frust: 99,5 Jahre würde es dauern, um die globale Geschlechterkluft zu schliessen.
Foto: luckyraccoon
Sven Zaugg

Die Gleichstellung von Frau und Mann ist in weiter Ferne – 99,5 Jahre würde es dauern, um die globale Geschlechterkluft zu schliessen. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Global Gender Gap Report 2020 des Weltwirtschaftsforums (WEF).

Das WEF untersuchte für den jährlichen Bericht in 149 Staaten vier Bereiche: Wirtschaft – etwa Gehälter und Chancen auf Führungspositionen –, Zugang zu Bildung, politische Mitwirkungsmöglichkeiten sowie Gesundheit und Lebenserwartung.

Schweiz zwei Plätze besser

Keine gute Falle macht dabei die Schweiz. Die Eidgenossen liegen hinter Ländern wie Ruanda, Nicaragua, Spanien oder Deutschland auf dem 18. Rang. Immerhin verbesserte sich die Schweiz gegenüber dem Vorjahr um zwei Plätze. Von der Spitze grüsst wie im vergangenen Jahr Island.

Die WEF-Autoren kommen zum Schluss, dass Frauen hierzulande zwar Fortschritte in der Politik machten, doch bei der Rolle des weiblichen Geschlechts in der Wirtschaft liegt die Schweiz lediglich an 34. Stelle.

Frauenlöhne stagnieren

Ausschlaggebend für die globale Kluft sind laut dem Report drei Faktoren. Erstens sind Frauen in vielen Funktionen, die am stärksten von der Automatisierung betroffen sind, stärker vertreten. So etwa im Einzelhandel und im Bürobereich.

Zweitens entscheiden sich nicht genügend Frauen für jene Berufe – meist im Technologiebereich –, die den grössten Lohnanstieg verzeichnen. Daher befinden sich erwerbstätige Frauen oft in mittleren bis niedrigen Lohnkategorien, die seit der Finanzkrise vor zehn Jahren stagnieren.

Wirtschaftliche Kluft wird grösser

Drittens schränken seit jeher existierende Faktoren wie mangelnde Betreuungsinfrastruktur und mangelnder Zugang zu Kapital die Chancen von Frauen stark ein. Frauen verbringen in jedem Land, in dem Daten vorliegen, mindestens doppelt so viel Zeit mit Betreuungs- und Freiwilligenarbeit, und der fehlende Zugang zu Kapital hindert sie an Unternehmertätigkeit, einem weiteren wichtigen Standbein.

Betrachtet man nur den Fortschritt seit 2006, als das Weltwirtschaftsforum mit der Messung des Geschlechtergefälles begann, so wird sich die Kluft im Bereich der Wirtschaft erst in 257 Jahren schliessen – im Vergleich zu 202 Jahren im Vorjahr.

WEF 2020

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

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