Letzte Woche munkelte man über ein Treffen des Verwaltungsrats von Alstom. Gesprächsgegenstand: Die Übernahme der Zugsparte des kriselnden Rivalen Bombardier.
Der französische Bahn-Hersteller Alstom bestätigt nun Gespräche über eine Übernahme des Zuggeschäfts von Bombardier. Die Franzosen wollen dafür einen Preis in der Spanne von 6,1 bis 6,6 Milliarden Franken zahlen, wie Alstom am Montagabend in Saint-Ouen-sur-Seine bei Paris mitteilte. Eine entsprechende Absichtserklärung sei unterzeichnet worden.
Bombardier prüft Schuldenabbau
Bombardier hat 9,7 Milliarden Franken Schulden. Die Flugzeugteile-Sparte hatte der Konzern schon im Herbst für mehr als eine Milliarde an den Zulieferer Spirit Aerosystems abgegeben.
Bei dem erwogenen Deal geht es den Angaben zufolge um den Kauf der gesamten Sparte Bombardier Transportation. Das «Handelsblatt» hatte bereits vergangene Woche über das Vorhaben berichtet.
Unter Berufung auf Branchenkreise nannte die Zeitung einen Kaufpreis von sieben Milliarden Euro. Alstom machte dazu keine Angaben.
Der hoch verschuldete Bombardier-Konzern hatte bei seiner Bilanzvorlage am Donnerstag lediglich bestätigt, weitere Möglichkeiten zum Schuldenabbau zu prüfen. 2019 war der Flugzeug- und Zughersteller auch wegen Problemen im Zuggeschäft tief in die roten Zahlen geraten.
SBB erwarten Vertragserfüllung
Die Zugsparte gilt als werthaltigster Teil des Konzerns, wenngleich sie mit operativen Schwierigkeiten kämpft. Der Auftragsbestand ist gemäss Medienberichten mit 35 Milliarden Dollar zwar gross, viele Aufträge seien aber wenig profitabel.
Der 1,9 Milliarden Franken schwere SBB-Auftrag für 62 Doppelstöcker FV-Dosto dürfte sich jedoch gerechnet haben. Wenn auch Bombardier die als Pannenzüge bekannten Kompositionen kostenintensiv nachrüsten muss. Der mit sechs Jahren Verspätung angelieferte Doppelstöcker des kanadischen Zugbauers schüttelte ungefähr doppelt so stark wie der alte. Noch immer kämpfen die Bahn und Bombardier mit Softwareproblemen und technischen Nachrüstungen.
Für die Service- und Garantieleistungen an diesen Zügen müsste der neue Eigentümer Alstom aufkommen. Die SBB erwarten, «dass Vertragspartner bestehende Verträge einhalten», wie ein Sprecher BLICK mitteilt. Zu einer möglichen Übernahme möchten die Bundesbahnen nicht Stellung nehmen.
Stadler Rail bekommt nicht mehr Konkurrenz
Alstom würde seine internationale Machtstellung auf dem Weltmarkt vor allem gegenüber der chinesischen Konkurrenz festigen. Weniger fürchten müsste sich der Schweizer Schienenfahrzeugbauer Stadler Rail. Das Unternehmen aus Bussnang TG setzt stark auf Züge für den Regionalverkehr.
«Nach einer Fusion könnte Alstom in diesem Segment am Markt nicht wesentlich stärker werden, denn Bombardier hat mit Nahverkehrszügen in Deutschland und Österreich erhebliche Mühe», sagt Experte von Andrian. Stadler Rail selbst mochte sich zum möglichen Zusammenschluss der zwei Mitbewerber noch nicht äussern. (gif/SDA)