Das kleine französische Skigebiet Les Gets im Département Haute-Savoie macht ernst. Es geht gegen rauchende Wintersportler vor. Das Rauchen ist nur noch in fünf speziellen Bereichen erlaubt. Dort stehen Aschenbecher und Abfallkübel. Les Gets, das nur einen Katzensprung von der Schweizer Grenze entfernt liegt, ist laut eigenen Angaben das erste Skigebiet Europas, welches das Rauchen auf Pisten, Ski- und Sesselliften verbietet. In den USA gibt es ähnliche Verbote seit Jahrzehnten.
Im Frühjahr haben Freiwillige in Les Gets (120 Pistenkilometer) an einem Tag über 3000 Zigarettenstummel gesammelt. In ganz Frankreich landen 25'000 Tonnen davon im Wald oder auf Weiden. Mit entsprechenden Folgen für Flora, Fauna und vor allem Kühe und Schafe. Denen bekommen Zigi-Stummel gar nicht gut.
«Giftige Rückstände verschmutzen Grundwasser»
Die Lungenliga begrüsst die Initiative aus Frankreich. «Kein anderer Abfall landet so oft in der Natur wie Zigarettenstummel. Dies ist nicht nur ärgerlich, sondern belastet die Umwelt in hohem Masse», sagt Claudia Künzli zu Blick. Sie ist Leiterin Gesundheitsförderung und Prävention bei der Lungenliga.
«Die giftigen Rückstände lagern sich im Boden ab und verschmutzen das Grundwasser. Zigarettenstummel enthalten zudem Plastik, der sich in der Natur über Jahre nicht abbaut.»
Sensibilisierung statt Verbote
Bei Schweizer Skigebieten ist ein Rauchverbot wie in Les Gets derzeit hingegen kein Thema. Im Bündner Skigebiet Flims/Laax/Falera etwa darf am gesamten Berg geraucht werden. Im Juni gibt es im Skigebiet jeweils einen Clean Up Day. «Zigarettenstummel sind dabei kein grösseres Problem als andere Arten von Abfall», heisst es bei der Medienstelle der Weisse Arena Gruppe.
Ähnlich klingt es im Skigebiet Flumserberg am Walensee. «Grundsätzlich möchten wir nicht mit Verboten arbeiten, sondern unsere Gäste auf dieses Thema sensibilisieren», sagt Katja Wildhaber, Mitglied der Geschäftsleitung bei den Flumserberg Bergbahnen. Mit Sensibilisierung statt Verboten erhalte man mehr Verständnis seitens der Raucherinnen und Raucher.
Passivrauch im Après Ski
In Gondelbahnen und anderen geschlossenen Räumlichkeiten gilt in den Schweizer Skigebieten bereits heute ein gesetzliches Rauchverbot. «Dies wird von unseren Gästen diskussionslos respektiert», so Wildhaber.
Es gibt allerdings Ausnahmen. In einigen Kantonen können kleine Après-Ski-Bars mit einer Ausschankfläche von maximal 80 Quadratmetern als Raucherlokale angemeldet werden. «Man kann sich vorstellen, wie man dort dem Passivrauch ausgesetzt ist!», warnt Künzli von der Lungenliga.
Aber auch draussen hält sie das Passivrauchen für problematisch. «In Warteschlangen vor dem Skilift und auf dem Skilift selbst ist man dem Passivrauch ausgesetzt und kann ihm nicht ausweichen.»
Ein Rauchverbot auf Pisten auf nationaler Ebene hält Künzli derzeit trotzdem nicht für realistisch. Die Reaktionen aus den Schweizer Wintersportorten geben ihr Recht.