Rund fünf Jahre nach dem Abgang des einstigen IWF-Direktors Dominique Strauss-Kahn wegen eines Sex-Skandals gerät nun auch seine Nachfolgerin in Bedrängnis.
Lagarde wurde am Montag vom Gerichtshof der Republik in Paris für schuldig befunden, in der acht Jahre zurückliegenden Affäre um eine Millionen-Zahlung an den Unternehmer Bernard Tapie als französische Finanzministerin fahrlässig gehandelt zu haben. Ihr wurde insbesondere angekreidet, dass sie nichts unternommen habe, um die Auszahlung anzufechten.
Die Richter verzichteten zwar darauf, eine Strafe zu verhängen. Doch ein IWF-Sprecher kündigte unmittelbar nach dem Urteil baldige Beratungen des Direktoriums über den Ausgang des Prozesses an. Lagarde hatte das Urteil nicht abgewartet und war noch vor seiner Verkündung aus Frankreich Richtung Washington abgereist.
Die Vorsitzende Richterin Martine Ract Madoux erklärte, das Umfeld der globalen Finanzkrise sei in dem Fall als mildernder Umstand gewürdigt worden. Zudem sei der gute Ruf Lagarde in dieser Sache mit berücksichtigt worden. Die Anwälte Lagardes erwägen dennoch eine Berufung.
In dem vor dem Gerichtshof der Republik verhandelten Fall aus dem Jahr 2008 ging es um die Rolle Lagardes bei der Zahlung von 400 Millionen Euro. Das Geld war Tapie als Schadenersatz zuerkannt worden.
Damit sollten Verluste ausgeglichen werden, die ihm 1992 beim Verkauf von Adidas -Anteilen entstanden sein sollen. Nach Tapies Ansicht wurde er von dem heute nicht mehr bestehenden staatlichen Institut Credit Lyonnais dazu gebracht, die Anteile deutlich unter Wert zu verkaufen. Im Dezember 2015 wurde Tapie zur Rückzahlung der Summe verurteilt.