Fragen an die Ernährungsexpertin Charlotte Weidmann
Ernähren wir uns künftig nur noch von Shakes und Riegeln?

Wie gut sind Superfood und Proteinshakes? Wie schädlich ist Fastfood? Ernährungsberaterin Charlotte Weidmann (55) von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung erklärt im Interview, worauf es beim Essen ankommt.
Publiziert: 18.11.2017 um 20:21 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:05 Uhr
Ernährungsberaterin Charlotte Weidmann von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung findet, dass auch Fastfood auf dem Menüplan stehen darf.
Foto: Zvg
Bastian Heiniger

BLICK: Frau Weidmann, Detailhändler bauen ihr Sortiment mit Proteinprodukten massiv aus. Ernähren wir uns künftig nur noch von Shakes und Riegeln?
Charlotte Weidmann: Der Hype ist momentan zwar gross. Aber Freude und Genuss bleiben auf der Strecke, wenn wir uns nur noch von Shakes und Riegeln ernähren. Auch der gesellige Aspekt eines Essens geht verloren. Deshalb wird sich der Hype wieder einpendeln.

Braucht man überhaupt so viel Protein?
Viele Kunden fragen bei uns an, welchen Proteinshake sie nehmen sollen. Sie stellen sich gar nicht erst die Frage, ob sie überhaupt einen benötigen. Die meisten konsumieren ohnehin schon genug Eiweiss. Statt Shakes und Proteinprodukte für den Muskelaufbau reichen nach dem Training auch Quark und eine Banane.

Der BLICK berichtete diese Woche über den Boom bei Poulet und Fastfood. Warum diese Beliebtheit?
Vor 50 Jahren war Poulet das teuerste Fleisch. Die Massentierhaltung machte es jedoch billiger. Gleichzeitig ist rotes Fleisch in Verruf geraten. Poulet hingegen ist fettarm, hat einen sehr hohen Proteinanteil und gilt deshalb heute als gesünder.

Die Poulet-Fastfood-Kette KFC startet demnächst bei uns. Wie schädlich ist das fettige Essen?
Fettiger Fastfood ist nicht grundsätzlich schädlich. Einmal in der Woche kann ein solches Essen auf dem Menüplan Platz haben. Wichtig ist, dass Fastfood die anderen Lebensmittel nicht verdrängt.

Wie gefährlich ist zu viel Fastfood überhaupt?
Wenn man trotzdem genügend Früchte und Gemüse isst, besteht keine direkte Gefahr. Auf lange Sicht kann es jedoch schädlich werden: Man nimmt mehr Kalorien ein, als der Körper verbraucht, und legt an Gewicht zu. Die Folgen davon können etwa erhöhter Blutdruck oder Diabetes sein.

Wie ernähren wir uns in der Zukunft?
Die Leute wollen sich gesund und ausgewogen ernähren. Und zwar so, dass auch der Genuss nicht zu kurz kommt. Gefragt sind regionale Lebensmittel und Bioprodukte. Andererseits steigt auch das Bedürfnis nach Produkten ohne Laktose, Gluten, Zucker oder Weizen.

Wäre es für alle gesünder, nur gluten- oder laktosefreie Lebensmittel zu essen?
Nein, man gibt nur mehr Geld aus für die Lebensmittel. Für manche Leute wird aber Ernährung zu einer Art Ersatzreligion. Das ist dann auch nicht unbedingt gesund.

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