Mit dem am Mittwoch angekündigten Kauf von UPC wird Sunrise zum Vollanbieter für Telekom-Produkte. Bisher gab es in der Schweiz nur einen – die Swisscom. 6,3 Milliarden Franken lässt Sunrise sich den Aufstieg kosten.
Zwischen dem Herausforderer und dem Platzhirsch gibt es einen entscheidenden Unterschied: Die Swisscom ist Staatsbetrieb, 51 Prozent gehören dem Bund.
Und das ärgert Peter Kurer (69). Auf die Frage, ob man die Swisscom privatisieren solle, antwortet der Sunrise-Präsident: «Für einen liberal denkenden Menschen sollte das so sein.» Er schränkt aber ein: «Politisch lässt sich das nicht umsetzen. Wenn wir uns aber schon einen staatlichen Anbieter leisten wollen, müssen wir darum besorgt sein, dass der seine Marktmacht nicht missbrauchen kann. Das gelingt leider nicht immer.»
Problematische Situation
Kurer – der 2008 die UBS präsidierte, als sie vom Staat gerettet werden musste – findet die Situation grundsätzlich problematisch: «Die ungesunde Nähe eines Unternehmens zur Politik ist nie gut, da Politiker dann versucht sind, den Wettbewerb einem falschen Heimatschutzgedanken zu opfern.»
Mit anderen Worten: Sunrise hat Angst, benachteiligt zu werden. Dazu der Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noser (57): «Man sollte die Swisscom schon lange privatisieren. Jetzt wird es noch heikler.»
2016 reichte Noser dazu eine Motion ein, zog sie aber wieder zurück. Ob er jetzt einen neuen Versuch starten soll, weiss er noch nicht: «Sicher nicht sofort.»
Swisscom bleibt gelassen
Die Swisscom – wie die Post 1998 aus der ehemaligen PTT hervorgegangen – gibt sich zurückhaltend: «Die Frage, ob der Bundesanteil unter 50 Prozent gesenkt werden soll, ist ein politischer Entscheid», schreibt Kommunikationschef Sepp Huber.
Die Gelassenheit der Swisscom hat einen einfachen Grund: In der Politik hat eine Privatisierung derzeit keine Chance. Im Nationalrat wurde der letzte Versuch 2017 mit 114 zu 55 Stimmen deutlich abgeschmettert.
Auf die Gewinn-Millionen, die die Swisscom jedes Jahr dem Staat abliefert, will offenbar niemand verzichten.