Das Portal Airhelp hat sich auf die Durchsetzung von Fluggastrechten spezialisiert. Gegen eine Provision im Erfolgsfall erstreitet die Firma Schadenersatz für verspätete oder gar ausgefallene Flüge.
Heute vermeldete der Fluggasthelfer, dass über 276'000 Passagiere, die im laufenden Jahr von Schweizer Flughäfen aus flogen, von Ausfällen oder Verspätungen von mindestens drei Stunden betroffen waren.
Gemäss Berechnungen von Airhelp haben diese Passagiere hochgerechnet auf das Gesamtjahr 2017 Anrecht auf Entschädigungen in der Höhe von fast 100 Millionen Franken.
Eine ausserordentliche Zahl. Beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl), wo Fluggäste ebenfalls Recht auf Schadenersatz geltend machen können, ist man erstaunt darüber. «Diese Zahlen sind sehr schwierig zu beurteilen», sagt Sprecherin Nicole Räz. «Im Grossen und Ganzen schätzen wir diesen Betrag aber eher als zu hoch ein.»
Nicht in jedem Fall Schadenersatz möglich
Das Bazl hat dieses Jahr rund 4000 Anzeigen von Passagieren erhalten, so Räz. «Diese werden im Einzelfall geprüft, und nicht in jedem Fall einer Flugannullierung oder Flugverspätung steht dem Passagier eine Entschädigung zu.»
Ein gutes Beispiel dafür sei der letzte Sonntag, an dem über 100 Flüge am Flughafen Zürich aufgrund des Wetters in Europa annulliert werden mussten. Räz: «In keinem dieser Fälle können Passagiere mit Entschädigungen rechnen, sie wurden aber soweit möglich auf Kosten der Airlines in Hotels untergebracht, verpflegt und auf den nächstmöglichen Flug umgebucht.»
London Gatwick auf Platz 1
Zu den Top-Problem-Reisezielen, basierend auf dem Prozentsatz an verspäteten Flügen ab der Schweiz, zählt laut dem Portal Airhelp London Gatwick, gefolgt von London Heathrow. Auf den weiteren Plätzen folgen Charles de Gaulle (Paris), Amsterdam Schiphol und Frankfurt am Main. «Im globalen Vergleich liegen die Flughäfen Zürich und Genf hinsichtlich ihrer Qualität und Services und der Anzahl der verspäteten Flüge im Mittelfeld», heisst es in einer Airhelp-Mitteilung.
Darin heisst es auch, dass nur zwei Prozent der Reisenden ihre Fluggastrechte und zustehenden Entschädigungen wahrnehmen. Im Umkehrschluss heisst das nichts anderes: Firmen wie Airhelp wittern hier ein Riesengeschäft. Mit Berechnungen wie jener der Entschädigungen von 98 Millionen Franken rufen sie sich in Erinnerung und locken die Leute auf ihre Websites. (uro)