Er war aus dem Sudan geflüchtet, die Schweiz nahm ihn vorübergehend auf. Um eine Aufenthaltsbewilligung zu erhalten, wollte sich der Flüchtling laut eines Berichts der Gewerkschaftszeitung «work» beweisen und dafür chrampfen.
Dementsprechend freute sich der Sudanese, als er sich im Dezember bei der Reinigungsfirma Top Clean Multiservices S.à r.l. vorstellen konnte, ein Schwesterunternehmen der Top Clean Reinigungen GmbH.
Gratis-Arbeit für Aufenthaltsbewilligung
Die Berner Putzfirma reinigt im Auftrag der Gemacona SA die neun McDonald's-Filialen in Genf.
Die Versprechen des Top-Clean-Chefs waren verlockend: Zwei Wochen Ausbildung ohne Lohn und danach drei weitere Monate Gratis-Arbeit, dafür beantrage er dem Flüchtling einen B-Ausweis und arrangiere einen Arbeitsvertrag.
Innert 40 Tagen vier Tage frei
Der Sudanese berichtet von harten Arbeitsbedingungen. Arbeitszeiten von 23 Uhr bis 8 Uhr morgens. Pausen gab es keine. Schuften auch über die Feiertage.
Innert 40 Tagen habe der Flüchtling gerade einmal vier Tage frei gehabt. Er beklagte sich nicht, weil er glaubte, er müsse erst Gratis-Arbeit leisten, um einen B-Ausweis zu bekommen. Auch einen Lohn erwartete er erst nach dem Erhalt der Aufenthaltsbewilligung.
Weitere Fälle bekannt
Die Unia-Sekretärin Camila Aros weiss laut «work» von ähnlichen Fällen. Drei Betroffene hätten Lohnklagen eingereicht.
Doch Aros befürchtet, dass sich Top Clean mit einem Konkurs vor der Zahlungspflicht drücken will.
Strafanzeige eingereicht
Der geschilderte Fall des Sudanesen wiege aber so schwer, dass die Gewerkschafterin zusätzlich bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige wegen Wuchers erstatte habe. Der Flüchtling fordert eine Lohnnachzahlung von rund 6'900 Franken.
Die Anzeige scheint, ihre Wirkung gezeigt zu haben. Nach Einreichung habe ein Mann den Flüchtling im Asylheim aufgesucht und ihm 3'000 Franken geboten, wenn er die Anzeige fallen lasse. Doch der Flüchtling habe abgelehnt.
Vertrag mit Putzfirma gekündigt
McDonald's Schweiz sagt gegenüber «work», man habe keinen direkten Bezug zur Firma Top Clean, diese sei lediglich Lieferantin gewesen.
Nach der Untersuchung durch die Gewerkschaft Unia habe sich die Gemacona, welche die McDonald's-Filialen betreibt, jedenfalls dazu entschieden, den Vertrag mit Top Clean zu kündigen, bestätigt McDonald's-Sprecherin Aglaë Strachwitz gegenüber BLICK. (ogo)