«Für Preisbewusste wird Fliegen billiger», versprach der abtretende Swiss-Chef Harry Hohmeister (51) Mitte März. Stimmt nicht ganz, wie jetzt eine Auswertung des «Tages-Anzeigers» beweist. Die Zeitung hat auf dem Buchungsportal Kayak die Durchschnittspreise der sieben meistgeflogenen Europastrecken der deutschen Airline analysiert.
Ende Juni trat das neue Buchungssystem der Swiss in Kraft. Seither gibt es die Tarifklassen Light, Classic, Flex und Business. Mit Light sollen preisbewusste Kunden stets günstiger fliegen können, hiess es. Im günstigsten Tarif ist nur das Handgepäck und die Verpflegung inbegriffen. Es gibt weder einen reservierten Sitzplatz noch die Möglichkeit, den Flug zu stornieren oder umzubuchen.
Der Ölpreis spricht eine andere Sprache
Beim Blick auf zwei der sieben beliebtesten Strecken in Europa zeigt sich: Flüge nach Palma de Mallorca und Belgrad sind mit dem neuen Light-Tarif teurer als im alten Buchungssytem mit Gepäck und sicherem Sitzplatz.
Kommt dazu, dass die Preise im Classic-Tarif heute rund 20 Prozent teurer sind, als die alten Economy-Tarife. Und das bei praktisch gleicher Leistung. Sprich: Fliegt man mit Gepäck, ist das Fliegen mit Swiss heute deutlich teurer.
Dabei sollte Fliegen heute wegen des gefallenen Ölpreises eigentlich günstiger sein als noch Anfang Jahr. Auf einen tieferen Kerosinpreis hat sich die Swiss allerdings schon vor drei Jahren vorbereitet. Damals wurde der in der Luftfahrt gängige Treibstoffzuschlag in einen Internationalen Zuschlag umbenannt.
Mehr Gewinne dank weniger Übersicht
Tiefere Ölpreise lassen sich so gut verwischen und in Gewinn umwandeln. Die Swiss gibt nicht bekannt, wie der neue Zuschlag errechnet wird. Es gebe «viele Faktoren», heisst es nur. Dazu zählt auch die Nachfrage, die sie auf gewissen Strecken zusammen mit Reiseanbietern anheizen kann.
Mit weniger Übersichtlichkeit hat die Airline nun im Hintergrund die Preise angehoben. Doch die Swiss sieht das ganz anders. Sie könne den Vergleich des «Tages-Anzeigers» nicht nachvollziehen: «Die über die letzten Jahre (und voraussichtlich auch weiterhin) sinkenden Durchschnittsticketpreise sind Beweis dafür, dass sogar das Gegenteil der Fall ist», lässt sie ausrichten. Die «komplett neue Tarifstruktur» sei nicht mit der alten vergleichbar. (alp)