Es ist die Erfolgsstory der jüngeren Schweizer Wirtschaftsgeschichte: die Partners Group mit Sitz in Baar ZG.
Die 1500 Mitarbeiter der Vermögensverwaltungsgesellschaft sorgen dafür, dass das Kapital von Pensionskassen, Versicherungen und reichen Familien hübsche Renditen abwirft. Dabei fokussieren sie sich voll auf Private-Equity-Anlagen – also auf Beteiligungen an Unternehmen, deren Aktien nicht an der Börse gehandelt werden.
Das Konzept funktioniert – und wie! Erst 1996 von Alfred Gantner (52), Marcel Erni (55) und Urs Wietlisbach (59) gegründet, gehört die Partners Group seit September dieses Jahres zum Swiss Market Index (SMI).
Das Trio engagiert sich auch sozial. Mit ihrem Verein PG Impact unterstützen die Gründer unternehmerische Non-Profit-Organisationen und sorgen auch mit grosszügigen Einzelspenden immer wieder für Aufsehen: eine Million für «Jeder Rappen zählt», zwei Millionen für Corona-geschädigte Firmen, ein paar Millionen für den Schweizer Sport.
So wenige Steuern wie kaum ein anderer Grosskonzern
Weniger spendabel ist die Partners Group gegenüber der Allgemeinheit. Berechnungen von SonntagsBlick zeigen: Im Verhältnis zum Gewinn bezahlen die Senkrechtstarter aus Zug so wenige Steuern wie kaum ein anderer Schweizer Grosskonzern.
Von 2010 bis 2019 erwirtschaftete die Partners Group einen Reingewinn von rund 4,8 Milliarden Franken. 3,3 Milliarden davon gingen als Dividenden an die Firmeninhaber. Der Staat erhielt lediglich 0,6 Milliarden an Ertragssteuern.
Zum Vergleich: Die Coop-Gruppe verbuchte im selben Zeitraum einen Reingewinn von 4,7 Milliarden Franken, etwas weniger als die Partners Group. Die Genossenschaft musste dem Fiskus aber 1,4 Milliarden abliefern – mehr als doppelt so viel wie die Vermögensverwalter.
Wie kommen solche Unterschiede zustande? Sind sie gerechtfertigt? Oder Indiz dafür, dass gewisse Konzerne nach wie vor Schlupflöcher finden, um Teile ihres Gewinns an den Steuerbehörden vorbeizuschleusen?
Angesichts der Corona-Krise sind diese Fragen relevanter denn je. Die Pandemie verursacht Kosten, wie sie die Schweiz noch nie gesehen hat. Und viele fragen sich: Wer soll das alles bezahlen?
Vergleiche seien schwierig
Die Grosskonzerne sehen sich nicht in der Pflicht. Sie beteuern, ihre Steuern ordnungsgemäss zu entrichten, und verweisen darauf, schon heute Milliarden an den Fiskus abzuliefern. Ein Sprecher der Partners Group: «Wir sind uns unserer steuerlichen Verantwortung selbstverständlich bewusst und führen die korrekten Steuerbeträge ab.»
Vergleiche mit Coop und anderen Konzernen findet das Unternehmen «schwierig». Geschäftsmodelle und geografische Tätigkeitsgebiete seien zu unterschiedlich. Für den Umstand, dass die Partners Group vergleichsweise wenige Steuern bezahlt, hat der Konzern trotzdem eine Erklärung parat: «Bei uns findet die meiste Wertschöpfung in der Schweiz statt – am Standort Zug, wo auch die meisten Mitarbeiter beschäftigt sind. Dadurch ist unsere Besteuerung sehr nahe an dem Steuersatz für Firmen im Kanton Zug.»
Zug gleich Tiefsteuerkanton, gleich geringe Abgaben – eine Erklärung, die logisch scheint. Dass es nicht ganz so einfach ist, zeigt ein Blick nach Basel. Dort sind bekanntlich Roche und Novartis zu Hause. Die Pharmariesen haben in den vergangenen zehn Jahren ähnlich hohe Reingewinne erzielt. Bei Novartis summierten sie sich auf 104,7 Milliarden US-Dollar, bei Roche auf 101,7 Milliarden Franken. Ganz anders in Sachen Steuern: Roche lieferte zwischen 2010 und 2019 weltweit 28,9 Milliarden Franken an Ertragssteuern ab. Novartis derweil 16,5 Milliarden US-Dollar.
Beide Konzerne bestätigen diese Zahlen. Auf die Unterschiede zum direkten Konkurrenten aber wollen sie nicht eingehen. «Wir kommentieren die Steuerzahlungen anderer Unternehmen nicht», so eine Roche-Sprecherin.
Differenzen nicht wegen Optimierungen
Bei Novartis klingt es gleich. Der Konzern liefert immerhin einige allgemeine Erklärungsansätze: «Multinationale Konzerne haben unterschiedliche Profile in Bezug auf ihre globale Geschäftstätigkeit, auf die Märkte, in denen sie präsent sind, sowie auf die Gerichtsbarkeit, mit der sie Geschäfte machen.» Selbst innerhalb derselben Branchen variiere dieser «juristische Fussabdruck der Geschäftstätigkeit» erheblich – und bestimme auch den jeweiligen Steuersatz.
Ein erfahrener Steuerexperte erklärt, was dies im Falle der Basler Pharmariesen bedeutet. Der Mann, der anonym bleiben will, sagt: «Die Wertschöpfung von Novartis ist stärker auf die Schweiz konzentriert als jene von Roche – deshalb profitiert der Konzern stärker von den tiefen Gewinnsteuern in Basel beziehungsweise der Schweiz.»
Roche dagegen unterhalte mit den Tochterunternehmen Genentech in den USA sowie Chugai in Japan sehr bedeutende Forschungsstandorte im Ausland. «Deshalb fallen in den USA und Japan auch mehr Gewinne an – und dort sind die Steuersätze höher als in der Schweiz.»
Ein anderer Steuerexperte merkt an, dass von aussen nicht im Detail beurteilt werden könne, weshalb ein Konzern wie viele Steuern zahle. Dass grosse Differenzen zustande kommen, weil einige ihre Steuern deutlich besser optimierten als andere, schliesst er aber aus. «Da sind bei allen Grosskonzernen Profis am Werk.»