Die Designer haben sich wohl nicht Böses dabei gedacht – das Resultat ist äusserst unglücklich: Das Produkt «Gestreiftes Hemdkleid» (39.95 Franken) aus dem Billigmodehaus Tally Weijl erinnert stark an die Kleidung, die die todgeweihten Häftlinge in den Konzentrationslagern im Dritten Reich tragen mussten. Total kamen in den verschiedenen KZ bis zu 20 Millionen Personen um.
«Ich bin ja kein Bünzli, aber das ist eher grenzwertig», schreibt ein BLICK-Leserreporter, dem das Kleid aufgefallen ist. Noch verstörender sei die Ähnlichkeit vor dem Hintergrund, dass die Gründerin Tally Elfassi-Weijl (58) in der israelischen Metropole Tel Aviv geboren wurde und jüdisch ist.
«Fashion-Trend in Frühlingsbekleidung»
Tally Weijl antwortet auf Anfrage, man sei für alles, was Bevölkerungs- oder Religionsgruppen verletzen kann, sehr sensibilisiert.
«Bei dem angesprochenen Hemdkleid sind wir denn auch der Meinung, dass es einer solchen Überprüfung standhalten und keinerlei Assoziation zur Kleidung von KZ-Häftlingen aufweist», schreibt eine Sprecherin. «Quer- und Längsstreifen entsprechen vielmehr einem seit Jahren immer wiederkehrenden Fashion-Trend, insbesondere bei der Frühlingsbekleidung.» Als Beispiel liefert sie ein Produkt der Billig-Konkurrenz von H&M.
Als Elfassi-Weijl sich in den 1980er-Jahren für die Hotelfachschule Lausanne bewarb, entwarf sie zum Zeitvertrieb eine erste Kollektion und war damit sofort erfolgreich. Heute beschäftigt die Kette mit Hauptsitz in Basel weltweit über 3000 Mitarbeiter und betreibt 780 Filialen.
Fauxpas Zara-Stern
Fehltritte wie jenen von Tally Weijl gibt es immer wieder: Während man das Streifen-Design der Basler auch als unglücklich designte Frühlingsmode abtun kann, gibts für einen «Judenstern» auf einem gestreiften Kinder-Pulli der spanischen Kette Zara (BLICK berichtete) nur noch ein Urteil: zurück in den Geschichts-Unterricht! (kst)