Wegen Geldwäscherei
Finma macht Skandal-Bank BSI dicht

Die Tessiner Skandalbank BSI hat fertig: Die Finanzmarktaufsicht zieht 95 Millionen Franken ein und verfügt das Ende des Instituts. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts auf Geldwäscherei.
Publiziert: 24.05.2016 um 06:54 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:50 Uhr
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Seit 2012 ist er CEO der BSI: Jetzt muss Stefano Coduri abtreten.
Guido Schätti

Fertig lustig bei der Tessiner Bank BSI: Die Geschäfte mit dem korrupten malayischen Staatsfonds 1MDB kommen sie teuer zu stehen. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) zieht unrechtmässig erzielte Gewinne von 95 Millionen Schweizer Franken ein. Gegen zwei Ex-Manager der Bank eröffnet die Behörde Zwangsmassnahmen.

Und es kommt noch dicker: Die Finma verlangt, dass die BSI nach der Übernahme durch die EFG International aufgelöst wird. Im Klartext: Die Finma zieht bei der ältesten Tessiner Bank 143 Jahre nach der Gründung den Stecker. Eine Premiere für die Finma: «Der Fall BSI ist gemessen an der Grösse der Bank und des Ausmasses der Probleme eine eigene Kategorie», sagt Finma-Chef Mark Branson (48).

Die BSI hat mit Transaktionen im Umfeld der Korruptionsaffäre des malaysischen Staatsfonds 1MDB schwer gegen die Geldwäschereibestimmungen verstossen. Über mehrere Jahre hinweg hat sie laut Finma Transaktionen in der Höhe von Hunderten von Millionen Dollar mit undurchsichtigen Zwecken ausgeführt und trotz offensichtlichen Verdachtsmomenten die Hintergründe nicht abgeklärt.

Die Clique um den malayischen Premier Najib Razak (62) hatte den mit öffentlichen Geldern finanzierten Staatsfonds 1MDB zu einem Selbstbedienungsladen umfunktioniert. Der Fonds häufte Schulden von 12 Milliarden Dollar an. Razak soll Hunderte von Millionen abgezogen haben. Dabei halfen ihm offensichtlich die BSI-Banker. Die Gelder flossen über Singapur, aber auch über die Schweiz.

Management um Alfredo Gysi wusste alles

Besonders gravierend: Die Deals wurden vom obersten Management durchgewunken. Starker Mann bei der BSI war jahrelang Alfredo Gysi (68). Mehr als 40 Jahre stand er in den Diensten der Bank, die letzten 21 zuerst als CEO, dann als Verwaltungsratspräsident. Im letzten Herbst trat er ab. Ob die Finma Gysi im Visier hat, wollte Branson nicht direkt bestätigten. Er sagte aber: »Alle involvierten Personen werden mit uns zu tun haben.« Gysis Nachfolger auf dem CEO-Posten, Stefano Coduri, trat zurück.

Die Finma warnte die BSI bereits im Jahr 2013 vor den Deals mit 1MDB. Diese seien ausserhalb des Kerngeschäfts der Privatbank und würden ein hohes Risiko für Korruption und Geldwäscherei bergen. Doch das Management um Gysi schlug alle Warnungen in den Wind. »Der überhöhte Risikoappetit und Uneinsichtigkeit führten zum Ende der Bank", sagte Branson.

Mit der Person Gysi wird der Fall BSI auch ein Fall Finanzplatz Schweiz: Gysi sass jahrelang im Vorstand der Bankiervereinigung und war Präsident der Vereinigung der Auslandbanken. Noch immer ist er hoch dekoriert: Gysi ist Ehrenpräsident der Auslandbanken-Vereinigung, zudem sitzt er laut seinem LinkedIn-Profil in den Beratungsgremium bei der Peggy Guggenheim Collection und bei der Fine Art Fund Group.

Banker verdienten sich dumm und dämlich

Bei den Deals mit dem 1MDB verdiente sich die BSI offenbar dumm und dämlich: Laut Finma handelte es sich bei den Staatsfonds «um die grösste und profitabelste Kundengruppe der BSI». Dies habe sich in den Löhnen der Banker niedergeschlagen. Die verrechneten Gebühren seien «überdurchschnittlich hoch und nicht marktüblich» gewesen.

Bei den Kontrollen drückten die BSI-Banker beide Augen zu. Als ein Kunde 20 Millionen Dollar einzahlte, begnügte sich die Bank mit der Erklärung, es habe sich um ein Geschenk gehandelt. In einem anderen Fall flossen einem Konto 98 Millionen Dollar zu, ohne dass die wirtschaftlichen Gründe abgeklärt wurden.

Die BSI wurde 2014 von der Brasilianischen Gruppe BTG Pactual für 1,7 Milliarden Dollar gekauft. Vor Kurzem hat sie sich mit der ebenfalls krisengeschüttelten Privatbank EFG zusammengeschlossen. Die Fusion soll Ende Jahr abgeschlossen sein. Letztes Jahr erzielte die 1873 in Lugano gegründete Bank einen Gewinn von 112,5 Millionen Franken.

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