Finanzinstitute drücken Kosten – Angestellte müssen bluten
Europas Banken wollen fast 80'000 Stellen streichen

Wenn die Banken taumeln, müssen Angestellte bluten. In den kommenden Jahren gehen global zehntausende Stellen verloren. Auch der Schweizer Finanzplatz wird dabei nicht verschont.
Publiziert: 01.01.2020 um 10:39 Uhr
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Aktualisiert: 02.01.2020 um 00:39 Uhr
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Die Deutsche Bank hat angekündigt, im nächsten Jahr bis zu 18'000 Arbeitsplätze streichen zu wollen, wie Bloomberg berichtet.
Foto: AFP

Den Banken rund um den Globus schwimmen die Felle davon. Die Margen sind minimal, Kosten müssen gespart werden, die Konjunkturaussichten verdüstern sich, und Investitionen in die Digitalisierung verschlingen Milliarden. Kurz: Den Banken geht es ans Eingemachte. Das bekommen die Angestellten zu spüren. Weltweit haben die Finanzinstitute den grössten Stellenabbau der vergangenen Jahre angekündigt.

Gemäss Berechnungen der Agentur Bloomberg haben im abgelaufenen Jahr mehr als 50 Banken Pläne zur Streichung von insgesamt 77'780 Arbeitsplätzen bekannt gegeben. Das ist der stärkste Jobabbau seit 2015 mit damals 91'448 Stellen. Fast 82 Prozent davon entfallen auf Banken in Europa, die noch auf Jahre hinaus der zusätzlichen Belastung durch Negativzinsen ausgesetzt sind.

Banker auf die Strasse gestellt

Die Einschnitte von 2019 lassen die Gesamtsumme der gestrichenen Jobs der vergangenen sechs Jahre auf über 425'000 ansteigen. Die tatsächliche Zahl ist laut Bloomberg wahrscheinlich höher, da viele Banken Mitarbeiter entlassen, ohne ihre Pläne offenzulegen. Morgan Stanley ist das jüngste Unternehmen mit einer sogenannten Effizienzoffensive zum Jahresende und der Streichung von rund 1500 Stellen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten.

Das geht auch am Schweizer Finanzplatz nicht spurlos vorbei. Von Jahr zu Jahr werden es auch hierzulande weniger Institute. Im Jahr 2018 waren 248 Banken aktiv – fünf weniger als 2017. Vor zehn Jahren gab es noch 327 Finanzinstitute und rund 136'000 Beschäftigte in der Branche. Heute arbeiten nur noch knapp 109'000 Menschen im Finanzsektor.

Schwäche der europäischen Banken

Die Zahlen unterstreiche die Schwäche der europäischen Banken, nachdem die exportorientierte Wirtschaft der Region mit internationalen Handelskonflikten konfrontiert ist und die Negativzinsen die Krediterträge weiter belasten. Anders ist die Lage in den USA.

Dort haben staatliche Programme und steigende Zinsen den Kreditinstituten zu einer raschen Erholung nach der Finanzkrise verholfen, während die Banken in Europa immer noch Schwierigkeiten haben, wieder Tritt zu fassen. Viele entlassen Mitarbeiter und trennen sich von Geschäftsfeldern, um die Rentabilität zu verbessern.

Den unrühmlichen Spitzenplatz der Rangliste bei der Stellenstreichung belegt Deutschlands grösstes Geldinstitut. Die Deutsche Bank plant, bis Ende 2022 18'000 Mitarbeiter zu entlassen. Sie will sich aus einem grossen Teil des Investmentbankings zurückziehen.

Immer weniger Filialen

Auch bei den Schweizer Banken kommt es aus Kostengründen zum Jobabbau. UBS, Credit Suisse und Julius Bär haben oder werden in den kommenden Jahren ihren Personalbestand runterfahren.

Konsolidierung im Banking und kein Ende: Auffallend ist auch der Trend zur flächendeckenden Schliessung von Filialen. Im Jahr 2018 gab es total 2512 Bankfilialen in der Schweiz, das sind 70 weniger als im Vorjahr, was einem Minus von 2,7 Prozent entspricht.

Dabei haben Kantonalbanken 15 Filialen geschlossen, Grossbanken 16 und Raiffeisen 19. Die Tendenz ist mit anderen Worten industrieübergreifend und liegt darin begründet, dass immer weniger Kunden den Weg in die Filialen finden und ihre Bankgeschäfte entweder online oder auch per Telefon abwickeln. (zas)

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