Finanzierung der Saastal-Bahnen gesichert
Ösi-Alpenkönig rettet Bergbahnen in Saas-Fee mit 12 Millionen

Kurz bevor die grosse Masse wieder auf die Pisten geht, haben die Bergbahnen Saas-Fee frisches Geld bekommen. Das brauchen sie dringend, um ihre Anlagen zu ersetzen.
Publiziert: 03.10.2018 um 14:23 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2020 um 13:38 Uhr
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Der Retter aus dem Osten: Investor Peter Schröcksnadel ist Chef des österreichischen Ski-Verbandes.
Foto: Keystone
Patrik Berger und Ulrich Rotzinger

Pressekonferenz im Bahnhof Bern PostParc: Der Gemeindepräsident von Saas-Fee VS, Verwaltungsräte der Saastal Bergbahnen AG und Investoren können aufatmen. Endlich ist ein Investor gefunden – und was für einer!

Die österreichische Schröcksnadel Gruppe will 12 Millionen Franken in die Saastal Bergbahnen AG einbringen und damit deren Fortbestand gewährleisten. Peter und Sohn Markus Schröcksnadel werden als neue Investoren genannt. Vater Peter ist der mächtige Präsident des österreichischen Skiverbands. Aufgrund seiner vielfältigen unternehmerischen Aktivitäten im Wintersport wird Peter Schröcksnadel unter anderem als «Alpenkönig» oder «Liftkaiser» betitelt.

Interessant: Der österreichische Familienbetrieb ist auch an den Savognin Bergbahnen beteiligt. Sohn Markus ist dort Präsident des Verwaltungsrates. Der Name Markus Schröcksnadel fiel bereits vor zwei Jahren in Saas Fee. Doch ein Einstieg ins Unternehmen gelang ihm damals nicht.

Die Saastal Bergbahnen brauchen dringend Geld, um ihre Anlagen zu sanieren. Die Hannigbahn muss ersetzt werden. Ihre Konzession läuft in diesem Jahr aus. Ohne Geldgeber kann die Gemeinde diese Investitionen von total 36 Millionen Franken nicht stemmen.

Erste Rettung in Saas-Fee durch Zurbriggen ging daneben

Im Frühling war bereits einmal eine Rettung aufgegleist. Sie erlitt an der Generalversammlung der Bergbahnen aber Schiffbruch. Der amerikanische Hedgefonds-Manager Edmond Offermann (58) wollte 12 Millionen einschiessen, um mit 51 Prozent die Mehrheit zu erlangen.

Neue Investoren an seiner und der Seite von Einheimischen und Gemeinde duldete er aber nicht. Offermann lebt in New York und besitzt seit zehn Jahren ein Chalet im Ort.

Kurz nach der Generalversammlung trat Ski-Legende Pirmin Zurbriggen (55) als Präsident der Bergbahnen zurück. «Sechs Jahre lang habe ich um Investoren gekämpft», sagte er damals zu BLICK. Mit dem Entscheid der GV sei diese ganze Arbeit für die Katze.

Nun haben die Verantwortlichen doch noch eine Lösung gefunden. Als Erstes werde man nun umfassende Sanierungsmassnahmen einleiten. Die sind auch bitter nötig. Allein im laufenden Jahr haben die Bahnen einen Verlust von 4,3 Millionen Franken gemacht.

Im Juli nahmen Verantwortliche neuen Anlauf

Seit Mitte Juli hat darum der «Ausschuss erweiterter Verwaltungsrat der Saastal Bergbahnen» sich intensiv auf die Suche nach neuen Investoren gemacht, wie es in der Einladung zur heutigen Pressekonferenz in Bern heisst. Die Orientierung über die nächsten Schritte findet am Mittwoch Nachmittag statt.

Dort heisst es etwas holprig: «Der neue Investor, die Gruppe Schröcksnadel, anerkennt die organisch gewachsenen Strukturen der Tourismusdestination Saas-Fee und Saas-Almagell mit seinen mehrheitlichen Familienbetrieben und verfolgt eine Politik der Integration unter Einbringung seiner langjährigen und hohen Kompetenz im Betrieb von Skigebieten.»

Es sei dem Verwaltungsrat der Saastal-Bergbahnen durchaus bewusst, dass man nicht bei allen Aktionären auf Verständnis stosse. «Die Sarnierungsmassnahmen sind jedoch unumgänglich, um die Zukunft der Saastal-Bergbahnen zu sichern», heisst es in einer Mitteilung an die Medien.

Investor Offermann bleibt vorerst im Boot bei Rettung von Saas-Fee

Für den 29. Oktober 2018 ist eine ausserordentliche Generalversammlung geplant. Angst, dass auch dieses Projekt Schiffbruch erleidet, hat Roger ­Kalbermatter (52) nicht. «Als Dorf mit 1650 Einwohnern können wir das einfach nicht mehr alleine stemmen», sagt der Gemeindepräsident. «Wir sind auf externe Hilfe angewiesen. Und die Österreicher ticken ja wie wir. Von einem Ausverkauf der Heimat kann keine Rede sein.»

Bleiben die anderen Investoren an Bord? Das bejahen die Verantwortlichen an der Pressekonferenz in Bern. «Die bisherigen grössten Aktionäre, Edmond Offermann und die Einwohner- und Burgergemeinde Saas-Fee, stehen geschlossen hinter diesen Anträgen.»

Offermann: «Die Entwicklung der Destination Saas-Fee und ihr Wohlergehen liegen mir nach wie vor am Herzen.» Zusammen mit dem neuen Investor werden man die «Perle der Alpen» zu neuem Glanz verhelfen. Markus Schröcksnadel ergänzt stellvertretend für die Gruppe: «Als skibegeisterte Familie gefällt uns besonders die absolute Schneesicherheit, die Saas-Fee bieten kann. Wir freuen uns, mit den Saas-Feern zusammen diesen einzigartigen Ort weiter zu entwickeln.»

«Wir erhoffen uns viele Synergien mit der Firma Schröcksnagel»

Offermann war nur per ­Video an der Pressekonferenz in Bern zugeschaltet. Er wird sein Aktienpaket von heute 32,6 Prozent auf 22,7 Prozent abbauen. Die Schröcksnadels starten mit 29,4 Prozent. Und haben das Recht, innert zweier Jahre, Offermanns Anteil zu kaufen. «Das werden wir auch machen. Wir wollen die Aktienmehrheit», sagt Markus Schröcksnadel.
Sein Ziel: «Wir wollen wieder eine Top-Destination werden.» Man wolle die Bahnen möglichst schnell in die Gewinnzone zurückführen. «Wir erhoffen uns viele Synergien mit der Firma Schröcksnagel», sagt Simon Bumann (55) von den Saastal Bergbahnen.

Kein Wunder. Die Österreicher sind in zehn grossen Skigebieten investiert. Sie sind nach eigenen Angaben europaweit führend, was die IT angeht, die man benötigt, um ein Skigebiet zu betreiben. «So können wir Maschinen und Anlagen billiger einkaufen und sicher auch im Unterhalt sparen», freut sich Bumann.

Schröcksnagel will als Erstes in neue Beschneiungsanlagen investieren. Er sieht das Engagement seiner Firma als ein längerfristiges. «Wir bringen das Skigebiet sicher nicht auf Vordermann und verkaufen es dann gewinnbringend», sagt er. Fügt aber an: «Natürlich wollen wir Geld verdienen, und wir sollten uns damit nicht zu lange Zeit lassen.»

Wintercard wird 33 Franken teurer

Vor drei Jahren hat Saas-Fee mit seinem günstigen Winter-Saisonabo die Branche geschockt. Für 222 Franken gabs einen ganzen Winter Fahrspass auf rund 150 Kilometer Pisten. Ursprünglich suchte das Skigebiet via Crowdfunding 99'999 Käufer. Schliesslich klappte die Aktion aber schon bei 75'000 Bestellungen. Gekauft haben dann über 90'000 Personen.

Dieses Jahr haben die Walliser ihre Grenze für das Zustandekommen der Wintercard-Aktion weiter gesenkt. In einer Medienmitteilung vom Frühling wurden noch 77'777 Besteller gesucht. In der Zwischenzeit wurde die Zahl auf 66'666 reduziert. Dafür kostet die Saisonkarte nun 255 Franken. Bisherige Kunden konnten in einer ersten Phase aber erneut für 222 Franken zuschlagen.

«Wir haben die Crowdfunding-Parameter lediglich den neuen Marktrealitäten angepasst», erklärt die Sprecherin von Saastal-Tourismus auf BLICK-Anfrage. Das heisst: «In den beiden Saisons nach der ersten Wintercard haben immer mehr Destinationen nachgezogen und konkurrieren mit neuen Angeboten um die Gäste.» Die Folge seien mehr attraktive Angebote und entsprechend weniger Gäste, die man für sich gewinnen könne. 

Der Grundgedanke ihres Angebots sei, den Gästen Saisonpässe zum besten Preis anzubieten. «Das können wir nur, wenn wir ein gewisses Volumen an Karten verkaufen», so die Sprecherin. Das Crowdfunding müsse realistisch und kostendeckend sein. Dass aus 66'666 bald 55'555 oder gar 44'444 werden, ist also kaum zu erwarten. 

Aktuell haben sich 41'817 Kunden ihre Wintercard gesichert. Damit fehlen bis Ende Monat und zum Ablauf der Aktion noch rund 25'000 Bestellungen. (jfr)

Vor drei Jahren hat Saas-Fee mit seinem günstigen Winter-Saisonabo die Branche geschockt. Für 222 Franken gabs einen ganzen Winter Fahrspass auf rund 150 Kilometer Pisten. Ursprünglich suchte das Skigebiet via Crowdfunding 99'999 Käufer. Schliesslich klappte die Aktion aber schon bei 75'000 Bestellungen. Gekauft haben dann über 90'000 Personen.

Dieses Jahr haben die Walliser ihre Grenze für das Zustandekommen der Wintercard-Aktion weiter gesenkt. In einer Medienmitteilung vom Frühling wurden noch 77'777 Besteller gesucht. In der Zwischenzeit wurde die Zahl auf 66'666 reduziert. Dafür kostet die Saisonkarte nun 255 Franken. Bisherige Kunden konnten in einer ersten Phase aber erneut für 222 Franken zuschlagen.

«Wir haben die Crowdfunding-Parameter lediglich den neuen Marktrealitäten angepasst», erklärt die Sprecherin von Saastal-Tourismus auf BLICK-Anfrage. Das heisst: «In den beiden Saisons nach der ersten Wintercard haben immer mehr Destinationen nachgezogen und konkurrieren mit neuen Angeboten um die Gäste.» Die Folge seien mehr attraktive Angebote und entsprechend weniger Gäste, die man für sich gewinnen könne. 

Der Grundgedanke ihres Angebots sei, den Gästen Saisonpässe zum besten Preis anzubieten. «Das können wir nur, wenn wir ein gewisses Volumen an Karten verkaufen», so die Sprecherin. Das Crowdfunding müsse realistisch und kostendeckend sein. Dass aus 66'666 bald 55'555 oder gar 44'444 werden, ist also kaum zu erwarten. 

Aktuell haben sich 41'817 Kunden ihre Wintercard gesichert. Damit fehlen bis Ende Monat und zum Ablauf der Aktion noch rund 25'000 Bestellungen. (jfr)

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