Finanzielle Probleme bei Signa
Steht die Globus-Gruppe vor dem Verkauf?

Die Signa-Gruppe von René Benko hat finanzielle Probleme. Ein Verkauf von Globus an die Central Group aus Thailand könnte Geld einspielen.
Publiziert: 30.10.2023 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2024 um 08:29 Uhr
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René Benko ist mit seinem Immobilien-Universum offenbar in Nöten.
Foto: Philipp Müller
Stefan Barmettler
Handelszeitung

Am Signa-Sitz beim Paradeplatz in Zürich ist dieser Tage höchste Betriebsamkeit angesagt. Der Chef, René Benko, war dieser Tage persönlich vor Ort. Ein Meeting jagt das andere, denn in Zürich wird die Zukunft der Premium-Warenhäuser im bunten Benko-Reich geplant. Eigentlich wird in Zürich nur das regelmässige Quartalsmeeting abgehalten, doch diesmal ist alles anders. Dramatik pur. Gerüchte allemal.

Denn in Deutschland und in Österreich zeichnen Medien ein immer dramatischeres Bild der Signa-Gruppe. Heute berichtet das Wiener Magazin «News», die Signa Dachholding habe 2022 einen Verlust von rund einer halben Milliarde Euro eingefahren. Gleichzeitig seien die Verbindlichkeiten von 634 Millionen auf 1,99 Milliarden gestiegen – und das bei anziehenden Zinsen.

Die Zinswende hat Benkos Reich schwer getroffen. Die Refinanzierung von Objekten und Projekten wird teurer, die Bewertung der Immobilien gerät ins Wanken. Der perfekte Sturm.

Auch Klaus-Michael Kühne, Grossaktionär bei Kühne + Nagel, scheint auf Distanz zum gefeierten Tycoon aus Tirol zu gehen. Schon vor ein paar Wochen meinte der in Schindellegi wohnhafte Milliardär zu seinem Investment bei Signa ziemlich freimütig: «Das ist derzeit etwas volatil; das Thema haben wir unter Beobachtung.»

Zur Beruhigung der Gemüter kündigten Benko und Kühne bald darauf an, das Bürohochhaus Beam in Berlin gemeinsam zu entwickeln – in einem 50-50-Joint-Venture. Das scheint aus heutiger Sicht aber eher ein Ablenkungsmanöver gewesen zu sein, denn jetzt heisst es, Benko sei bei diesem Beam-Projekt nicht mehr an Bord und Kühne solo unterwegs. Kommentar vom Kühne-Lager: «Die Kühne-Holding möchte sich nicht dazu äussern.» Ein Dementi tönt anders.

Elbtower in Gefahr

Auch in Hamburg, der Heimat von Kühne, zeichnet sich Ärger ab: Der Elbtower, eines seiner Prestigeobjekte, scheint auch in Schwierigkeiten zu rutschen. Gemäss «Hamburger Abendblatt» lässt das Bauunternehmen Lupp derzeit die Arbeiten auf der Prestigebaustelle ruhen, weil Signa Rechnungen nicht bezahlt haben soll. Mittlerweile ist man mit dem Turmbau auf 100 Metern angekommen, noch fehlen 145 Meter bis zum neuen Wahrzeichen der Hafenstadt. Wie es weitergeht, ist offen. Aktuell sind Gespräche mit Signa und der Commerzbank im Gang, um den Bau fortzusetzen.

Benko, der Tausendsassa, der innert wenigen Jahren ein hochkomplexes und verschachteltes Beteiligungskonstrukt aufbaute, in dem über hundert Firmen integriert sind, ist an allen Fronten gefordert. Denn nicht nur Kühne geht auf Distanz, auch Roland Berger, Beratungslegende aus Deutschland, macht sich Sorgen. Er will sich von seiner Signa-Prime-Beteiligung trennen und gibt das auch öffentlich kund. «Ich habe meine Verkaufsoption ausgeübt», lässt er sich im «Handelsblatt» zitieren. Und weiter: Er sei mit Signa Prime im Gespräch, zu welchem Datum der Ausstieg erfolgen könne. Im Übrigen bemängelt Berger, die Kommunikation mit den Signa-Investoren lasse zu wünschen übrig. Dabei heisst es doch auf der Signa-Website im besten PR-Speak: «Die Zusammenarbeit mit Kapitalgebern ist geprägt von Transparenz, Gleichbehandlung, Offenheit und Vertrauen.» Wenig Freude am Disput mit Berger dürften Ernst Tanner und Arthur Eugster haben. Tanner, der Schokoladenkönig der Schweiz, und Eugster, der Nespressomaschinenhersteller aus dem Thurgau, sind prominente Aktionäre in der Dachgesellschaft Sigma Holding, in der Benko eine Mehrheit hat.

Artikel aus der «Handelszeitung»

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Globus: Übernehmen die Thailänder?

Kühne und Berger sind bislang Einzelfälle, doch Benko muss dringend seine verunsicherten Investoren bei der Stange halten. Um das Vertrauen in die Gruppe wieder her zu stellen, gilt die Devise: sparen, abspalten, neue Investoren finden, die Cash in die Gruppe bringen. Eine 150-Millionen-Finanzspritze für die in den USA börsenkotierte Signa Sports United hat er schon mal abgeblasen. Und weil die Zahlen derart gruselig sind, hängt Signa Sports United nun schwer angeschlagen in den Seilen. In der Not hat Benko vor wenigen Tagen den deutschen Sanierungsexperten Schneider Geiwitz angeheuert, der bei Sigma Premium – zu der auch die Schweizer Edelwarenhauskette Globus gehört – anpacken soll. Das ist auch dem Umstand geschuldet, dass der Detailhandelsexperte Dieter Berninghaus, ehemaliger Migros-Topshot, im Signa-Reich für längere Zeit krankheitshalber ausgefallen ist.

Noch sind die Schweizer Beteiligungen – Globus-Gruppe – nicht infiziert von den Finanzproblemen in Deutschland und in Österreich. Noch halten sich die Umsätze im Marktüblichen, heisst es aus Branchenkreisen. Aber das könnte sich schnell ändern, wenn die Banken und die Investoren auf Distanz zu Benko gehen. Das Augenmerk könnte dann auf die Signa Premium fallen, wo allerlei Topadressen aus dem Premium- und Luxuswarenhäusersegment vereint sind, darunter KaDeWe in Berlin oder Alsterhaus in Hamburg und seit 2020 auch die Globus-Gruppe, die man vom Migros-Konzern für 1 Milliarde Franken übernommen hat.

Nun kommt die thailändische Central Group des steinreichen Chirathivat-Clans ins Spiel. Als Möglichkeit für eine finanzielle Entlastung Benkos böte sich sein Teilausstieg bei der Signa Premium an – indem die Thailänder ihren Anteil aufstocken oder die Signa-Sparte grad ganz übernehmen. Central Group hält heute 50 Prozent an Signa Premium. Und sie ist überaus kapitalkräftig; diesen Frühling haben die Thailänder 50 Prozent am KaDeWe in Berlin übernommen. Freuen dürften sie die Turbulenzen um ihren Geschäftspartner nicht. Ein erfahrener Detailhandelsexperte sagt: «Die Thailänder sind schon lange an Globus interessiert.» Eine starke Marke in kaufkräftigen Zentren, die auch Touristinnen und Touristen aus aller Welt anzieht - das ist das Beuteschema von Central-Konzernchef Tos Chirathivat. Und da passt die Globus-Gruppe perfekt. Und als Partner von Signa Premium sind die Thailänder über die Zahlen bestens im Bild.

Die Signa-Gruppe von Benko liess eine Anfrage unbeantwortet.

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