Erst im Sommer hat Apple eine eigene Kreditkarte angekündigt – nun muss sich der Konzern bereits gegen Sexismus-Vorwürfe wehren. Die Finanzaufsicht von New York hat eine Untersuchung gegen Apples Bankpartner Goldman Sachs eingeleitet, wie «Bloomberg» am Montag berichtete.
Der Grund: Angeblich willkürliche Ausgabenlimiten der Apple Card. Angestossen wurden die Ermittlungen durch den in den USA bekannten Software-Entwickler David Heinemeier Hansson (40). Er liess sich auf Twitter über die neue Kreditkarte aus: «Die Apple Card ist so ein verdammtes sexistisches Programm», schrieb Hansson.
Der «undurchsichtige Algorithmus» hinter der neuen Karte hätte ihm das Zwanzigfache des Kreditrahmens seiner Frau beschert – obwohl er und seine Frau finanziell gleichgestellt seien. Hansson führte weiter aus, dass er mit seiner Frau zusammen steuerlich veranlagt werde, sie besässen auch gemeinsam Immobilien. «Ihre Kreditwürdigkeit ist sogar besser als meiner», so Hannsson.
Apple-Mitgründer hat das gleiche Problem
Der Software-Entwickler stiess auf offene Ohren. Apple-Mitgründer Steve Wozniak (69) antwortete ihm auf Twitter, dass ihm und seiner Frau genau das Gleiche passiert sei. Er habe die zehn Mal höhere Kreditlimite erhalten, obwohl «wir keine getrennten Bank- oder Kreditkartenkonten oder andere getrennte Vermögenswerte haben». Auch weitere Nutzer berichteten in sozialen Netzwerken von ihren Erfahrungen.
Die New Yorker Finanzaufsicht will nun von Goldman Sachs wissen, weshalb Männer bei gleicher Vermögenssituation einen deutlich höheren Kreditrahmen erhalten. Eine Behördensprecherin sagte gegenüber «Bloomberg»: «Wir werden eine Untersuchung durchführen, um festzustellen, ob gegen New Yorker Recht verstossen wurde, und sicherstellen, dass alle Konsumenten unabhängig vom Geschlecht gleich behandelt werden.»
Goldman Sachs reagiert
Mittlerweile wurde auch Goldman Sachs aktiv. Nach den Medienberichten und der eingeleiteten Untersuchung erklärte sich die US-Investmentbank in einem Statement. Die Bewertung der Apple-Card-Bewerber orientiere sich an der Kreditwürdigkeit des Kunden, jedoch nicht an Faktoren wie «Geschlecht, Rasse, Hautfarbe, Alter, sexueller Orientierung oder irgendeiner anderen Bewertungsgrundlage, die gesetzlich verboten ist».
Der Aufruhr hat noch Weiteres bewirkt: Ohne weitere Unterlagen zu verlangen wurde die Kreditlimite von Hanssons Frau erhöht. Er selber ruderte nach seinen angriffigen Tweets am Montag etwas zurück: Hansson gab gegenüber «Bloomberg» zu bedenken, dass wohl keine böse Person hinter dem fragwürdigen Algorithmus stecken würden. Vielmehr kritisiere er die Technologie an sich: «Goldman und Apple delegieren die Bonitätsprüfung an eine Blackbox. Es besteht keine Absicht zur Geschlechterdiskriminierung, aber das Ergebnis ist Geschlechterdiskriminierung.» (nim)