Financier Martin Ebner hebt wieder ab
Das dritte Comeback der Fliege

Um 7.50 Uhr steigt heute die erste von sieben Embrear E190 in die Lüfte. Der Erstflug des neuen Jets der Helvetic Airline geht nach Warschau.
Publiziert: 21.12.2014 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:49 Uhr
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Martin Ebner.
Foto: Toini Lindroos
Von Ulrich Rotzinger und Patrik Berger

Eigentümer Martin Ebner (69) strahlte wie ein kleiner Bub, als er am Freitag bekannt gab, das Aktienkapital seiner Airline auf zehn Millionen Franken zu verdoppeln. «Das ist ein Meilenstein für Helvetic», sagte der Financier aus dem Kanton Schwyz zu BLICK. Den Deal habe er persönlich ausgehandelt. 2006 stieg Ebner bei Helvetic ein und bewahrte die Fluggesellschaft vor der Pleite. Heute sei sie profitabel, er verdiene gutes Geld mit ihr.

Martin Ebner – der Mann mit der Fliege, seinem Markenzeichen – ist zurück. Er bewegt sich wieder im alten Fahrwasser.

Während Jahrzehnten lehrte der umstrittene Shareholder-Value-Prediger die Schweizer Hochfinanz das Fürchten. «Nur was dem Aktionär nützt, ist auch gut für die Firma», so dessen Motto. Manager wurden auf Performance getrimmt.

Leichtgläubige Kleinanleger mussten bluten: «Aktien verändern Ihr Leben!» Der Slogan Ebners hat sich für viele schmerzhaft bewahrheitet.

Rückblende: Bereits als Student suchte Ebner lu­krative Marktnischen zum Geldverdienen und liess 1973 die Firma Patinex ins Handelsregister eintragen. Mit seiner 1985 gegründeten BZ Bank trat er erstmals ins Rampenlicht. An dieser halten er und seine Frau Rosmarie noch heute 60 Prozent.

Ein Schlüsseljahrzehnt: die 90-Jahre. Als die damalige Schweizerische Bankgesellschaft (SBG) ihm zu träge wurde, blies Ebner zum Sturm auf die Bank. Der kürzlich verstorbene Präsident der Bank in jener Zeit, Nikolaus Senn († 88), konnte Ebners Angriffe parieren und fusionierte die SBG mit dem Schweizerischen Bankverein zur heutigen UBS.

Auch beim Versicherer Winterthur und Industriekonzern ABB fuhr Ebner mit Getöse ein. Er gilt als mitverantwortlich für den Beinahe-Bankrott der damals tief verschuldeten ABB.

Nur wenig später erlebte Ebner auch die Beinahe-Pleite seines eigenen Milliardenimperiums. Der Börsenabsturz der Jahre 2001/2002 zwang ihn zum Verkauf seiner Aktien und Beteiligungen, um Forderungen der Banken zu befriedigen. Sein Vermögen von vier bis fünf Milliarden Franken schmolz auf 100 Millionen. Nur ein Zustupf von 200 Millionen Franken von seinem Freund, Geschäftspartner und SVP-Schwergewicht Christoph Blocher (74) ermöglichte es Ebner, weiter zu geschäften, schrieb einst die «Bilanz».

Ebner tauchte ab, mit einem veritablen Coup im 2007 dann wieder auf. Der Grossaktionär der Schweizer Converium spielte bei der Übernahme durch den französischen Rückversicherer Scor die entscheidende Rolle. Über seine Patinex bleibt Ebner Grossaktionär von Scor.

Nach jahrelanger Absenz hat er es nun wieder in die Liste der 300 Reichsten der «Bilanz» geschafft – mit einem Vermögen über der Milliardengrenze.

Und Ebner hebt wieder ab, auch verbal: Der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank, Negativzinsen einzuführen, sei «hilflos», sagt Ebner in der «Schweiz am Sonntag». Die Aufhebung des Mindestkurses sei «unausweichlich».

Warum geht Ebner nicht in Pension? Offenbar ist er noch nicht müde. Beim Erstflug seiner E190 ist er nicht an Bord, wie er BLICK sagt. Ebner arbeitet wohl – das dritte Comeback will gesichert sein.

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