Feuer unter Migros-Dach
«Bilanz»-Bericht bringt orangen Riesen auf die Palme

Nach einem heutigen vermeintlich harmlosen Bericht im Wirtschaftsmagazin «Bilanz» über Migros-Chef Herbert Bolliger und Dieter Berninghaus geht der Grossverteiler an die Öffentlichkeit.
Publiziert: 24.03.2016 um 14:29 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:17 Uhr
Herbert Bolliger (61) will von einem Zank mit Berninghaus nichts wissen.
Foto: KEYSTONE/WALTER BIERI
Ulrich Rotzinger

Rote Köpfe im Migros-Konzern: Um 11 Uhr heute Vormittag schickte die Kommunikationschefin der Migros die Gegendarstellung an sämtliche Zeitungen und Online-Portale in der Schweiz. Ein ungewöhnlicher Schritt, vor allem für einen Grossverteiler wie die Migros.

Der Ärger bei Migros-Chef Herbert Bolliger (61) ist offenbar gross. «Diese rufschädigenden Behauptungen sind haltlos, absurd und nicht im Ansatz zutreffend», heisst es darin.

Gab es Zoff in den Sitzungen?

Migros-Handelschef Dieter Berninghaus beim Interview mit SonntagsBlick letzte Woche.
Foto: Sabine Wunderlin

Was war passiert: In der aktuellen Ausgabe der Bilanz berichtet das Wirtschaftsmagazin über die Zukunftspläne von Dieter Berninghaus (51). Erst letzte Woche hat Berninghaus verkündet, dass er den Posten als Handelschef bei der Migros räumen wird. Im zweiten Halbjahr 2016 soll es so weit sein.

Im Bilanz-Artikel heisst es, «dass Migros-Chef Herbert Bolliger und Dieter Berninghaus, Leiter des Departementes Handel im Migros-Genossenschafts-Bund (MGB), in letzter Zeit immer wieder aneinandergeraten sind». Weiter ist die Rede, dass Berninghaus sogar «wutentbrannt aus Sitzungen gestürmt sein soll, weil ihn Bolliger wegen schlechter Zahlen gerügt hatte».

Bolliger: «Die Bilanz lügt!»

Im Migros-Intranet doppelt Bolliger nach: «Die Bilanz lügt. Diese Geschichte ist frei erfunden», heisst es in einem Interview, das am Vormittag aufgeschaltet wurde. Er kündigt Schritte gegen die «Bilanz» an: «Wir können es nicht einfach hinnehmen, dass in der Öffentlichkeit solche haltlosen Anwürfe kursieren.»

Im Interview mit dem SonntagsBlick sagte Berninghaus, dass er keine Ambitionen habe, den Posten von Herbert Bolliger zu einen späteren Zeitpunkt zu übernehmen. Und dass die Migros die beste Zeit seines Managerlebens gewesen sei. War alles nur Fassade?

Herbert Bolliger (61) will von einem Zank mit Berninghaus nichts wissen.
Foto: WALTER BIERI

Darauf lässt die Gegendarstellung der Migros schliessen. Sie schürt damit den Verdacht, dass Berninghaus doch nicht ganz freiwillig zurückgetreten ist. Die Migros widerspricht vehement:  «Dieter Berninghaus und ich haben stets in bestem Einvernehmen zusammengearbeitet. Ich bedaure sehr, dass er die Migros verlässt und bin ihm sehr dankbar für das, was er in all den Jahren für die Migros geleistet hat», lässt sich Herbert Bolliger zitieren.

Migros weckt schlafende Hunde

«Die Migros hätte besser gar nicht öffentlich auf den Bilanz-Artikel reagiert», sagt ein Kommunikationsexperte, der nicht zitiert werden will. Jetzt habe sie erst recht die Aufmerksamkeit auf einen möglichen internen Konflikt gelenkt, der besser hinter den Migros-Mauern geblieben wäre.

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