Am Montag war jedes Pfund weg: Drei Tage vor dem Entscheid über den “Brexit” gab es in der Coop Depositenkasse an der Zürcher Bahnhofstrasse kein Pound Sterling mehr. Offenbar spekulieren die Schweizer, die jetzt über den Ärmelkanal in die Ferien fahren und sich schon mal mit der Fremdwährung eindecken, dass die Briten gegen einen EU-Austritt stimmen.
Denn dann wäre «der sichere Hafen Schweizer Franken weniger gefragt und das Pfund würde aufwerten«, so David Marmet (48), Chef-Volkswirt der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Das heisst: weniger Fremdwährung für gleichviel Franken.
Er hält einen Verbleib der Briten in der EU für wahrscheinlicher als den Brexit. Käme der doch, würden sich sowohl Pfund als auch Euro gegenüber dem Franken abschwächen, da die Zukunft Grossbritanniens wie auch der EU unsicher wären. «Und Finanzmärkte fürchten Unsicherheit», so Marmet.
Die könnte konkret zu einer Abwertung des Euro auf 1.03 bis 1.05 Franken führen, bevor die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit Negativzinsen eingreifen würde, schätzt der UBS-Ökonom Ricardo Garcia (41). Seine Bank hält sowohl den Austritt als auch den «Bremain» für möglich.
Garcia rät deshalb beim Umtausch von Euros: «Wenn jemand davon ausgeht, dass die Briten für einen Austritt stimmen werden, der sollte nicht vor dem Referendum wechseln."
In jedem Fall sollte man sich vorab schlau machen, wo man wechselt. Als Nicht-Kunde bei der ZKB zahlt man fünf, an SBB-Bahnhofen vier Franken Wechsel-Gebühren.
Andere wechseln dagegen kostenlos – dafür zu unterschiedlichen Kursen, die sich mehrmals pro Tag ändern. Am Montagnachmittag bekam man bei der Coop Depositenkasse einen Euro für 1,1065 Franken. Die Migros Bank gab den Euro zu 1,103 Franken aus.