«Falsches Zeichen»
Bäcker schimpfen über Billig-Beck Lehmann

Aaron Lehmann senkt seine Brot-Preise drastisch. Das kommt bei seinen Berufskollegen gar nicht gut an. Auch der Verband fällt ihm in den Rücken.
Publiziert: 27.08.2015 um 19:52 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:42 Uhr
50 Prozent billiger: Dieser Bäckermeister senkt seine Preise
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:50 Prozent billiger: Dieser Bäckermeister senkt seine Preise

Aaron Lehmann (52) halbiert den Preis für das Ruchbrot (Blick.ch berichtete). Bei seinen Berufskollegen kommt dieses Vorhaben schlecht an.

«Die Preissenkung von Herrn Lehmann ist unternehmerischer Blödsinn und schadet sämtlichen Bäckereien», klagt Urs Köppel dem «St.Galler Tagblatt». Der Kantonalpräsident des Bäcker-Verbands Thurgau bat Lehmann, auf die Aktion zu verzichten.

Ein falsches Zeichen

Auch anderen Ostschweizer Bäcker ist Lehmanns Idee ein Dorn im Auge. «Es ist ein falsches Zeichen an die Kundschaft und ein völlig falscher Ansatz», sagt Patrick Schwyter. Die Preise seien nicht einfach aus dem Hut gezaubert, so der Geschäftsleiter der Bäckerei Schwyter in St.Gallen.

Alfred Sutter, Mitinhaber der Bäckerei Böhli in Appenzell, wird deutlich: «Die Preissenkung ist einzig und alleine eine Marketingstrategie».

Und in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift «Panissimo» des Bäckerei-Verbands wirft man Lehmann sogar den Verkauf von «Dumping-Backwaren» vor.

Bäcker Lehmann hält dagegen

Das ist bitter für den Kleinbäcker im Kampf um seine Kunden. Trotz Gegenwind: Lehmann senkt ab September die Preise dauerhaft. «Ich muss nach vorne schauen und Kunden wieder zurückholen», sagt Lehmann zu Blick.ch.

Er berichtet, dass sich nun auch Bäcker aus der Region telefonisch bei ihm über seine Preissenkungen beklagt haben. Einschüchtern lasse er sich dadurch aber nicht. «Ich ziehe die Sache wie angekündigt ab September durch», so der Bäckermeister.

Lehmann schreibt Brief an Gemeinde

Blick.ch liegt ein Brief von Bäckermeister Lehmann vor. Er soll im Gemeindeblatt Oberuzwil publiziert werden. «Das Kleingewerbe wird seit Jahren von Politik und Wirtschaft im Stich gelassen», kritisiert Lehmann.

Und er führt die Tonnen von Brot auf, die aufgrund der wachsenden Zahl von Backwaren-Verkaufsstellen als «Food Waste» in den Mülltonnen landen, weil ein Grossteil der Überproduktion weggeworfen werden müsse.

«Mit meiner Brotpreissenkung gehe ich bewusst in die Offensive», sagt Lehmann. Er zählt seine Massnahmen auf:

  1. Optimierung der Betriebsabläufe
  2. Optimale Ausnützung der Ressourcen
  3. Maximale Bezugsmenge pro Tag und Kunde in unserem Geschäft
  4. Maximale Qualität des Brotes ( Teigführungszeit von 8.Std.)
  5. Kein Ankauf von industriellen Brotfertigmischungen

Lehmann schreibt weiter: «Natürlich bin ich auf Sie, liebe Kunden, angewiesen. Ohne Ihren Besuch bei uns im Bäckereiladen habe ich keine Chance meine Ideen zu verwirklichen.» Dabei hoffe er auch auf das Verständnis seiner Kunden, falls mal ein Brot der Wahl ausverkauft wäre.  (uro/bam)

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