Falscher Anreiz
Gewinn-Boni machen Chefs schlechter

Leistungsorientierte Löhne bieten Firmenchefs einen besonderen Anreiz - das ist trotz Ärger über Millionenboni kaum bestritten. Falsche Anreize können sich aber kontraproduktiv auswirken. Eine Studie zeigt: Reine Gewinn-Boni bremsen die Unternehmen aus.
Publiziert: 28.07.2015 um 16:19 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:36 Uhr

Unternehmen, die die Manager-Boni hauptsächlich vom Gewinn abhängig machen, wachsen dreimal langsamer als Firmen, die auf einen Mix von Kennzahlen setzen. Das ergibt eine Analyse der auf Leistungsmessung spezialisierten Firma Obermatt. Diese basiert auf einer Studie des Beratungsbüros Agnès Blust Consulting, die die Vergütungspraktiken von an der Schweizer Börse kotierten Unternehmen untersucht hat.

Über die Auswertung hatte am Wochenende die «NZZ am Sonntag» berichtet. Die Daten lassen aufhorchen: Der Gewinn der Unternehmen, welche die Boni nur aufgrund der Gewinnzahlen berechnen, wuchs 2014 gegenüber dem Vorjahr durchschnittlich lediglich um ein halbes Prozent, verglichen mit einem Plus von 1,7 Prozent der Firmen mit Anreize-Mix. Auch die Aktien der Unternehmen mit reinen Gewinn-Boni warfen geringere Renditen ab.

Als Positivbeispiel führen die Studienautoren unter anderem den Baustoffhersteller Sika an: Der Aktienpreis verdoppelte sich in den letzten drei Jahren trotz des aktuellen Übernahmestreits. Sika bemisst die Leistung der Manager unter anderem am Gewinn- und Umsatzwachstum im Vergleich zur Konkurrenz.

Das schlechte Abschneiden der Firmen mit reinen Gewinn-Boni führen die Studienautoren darauf zurück, dass die einseitige Fixierung auf den Gewinn die Führungskräfte zu kurzfristigem Handeln animiere. In kurzer Zeit liesse sich der Gewinn am schnellsten erhöhen, wenn gespart und auf Investitionen verzichtet werde, erklärt Hermann Stern von Obermatt.

Mit 12 Firmen setzt rund ein Drittel der untersuchten Unternehmen der Studie zufolge einseitig auf kurzfristige Anreize. Denkbar sind laut den Studienautoren aber auch andere Erklärungen für die Leistungsunterschiede. So könnten Unternehmen, die positiv in die Zukunft sehen, stärker auf Wachstum und Marktvergleiche setzen. Auch der Zufall könnte eine Rolle spielen. Deshalb wollen Obermatt und Agnès Blust die Untersuchung im kommenden Jahr wiederholen.

Mit ihrer These stehen die beiden jedenfalls nicht alleine da. International haben etwa bereits der Wirtschaftsberater Andrew Smithers und Nobelpreis-Träger Ronald Coase die Problematik der kurzfristigen Anreize thematisiert. (SDA)

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