Insgesamt fünf Montagewerke sollen nach dem Auslaufen von Ladenhütern keine Nachfolgemodelle erhalten und geschlossen werden, kündigte der grösste US-Autobauer am Montag an.
Auch zwei Fabriken für Verbrennungstechnik stehen auf der Kippe. Insgesamt 8000 Beschäftigte oder 15 Prozent der Belegschaft sollen das Unternehmen verlassen, jede vierte Managerstelle fällt weg. "Wir passen die Kapazität der Realität am Markt an", erklärte GM-Chefin Mary Barra. Vorrang hätten künftig elektrifizierte und selbst fahrende Autos. Die Gewerkschaft der US-Automobilarbeiter UAW kündigte entschiedenen Widerstand an. GM-Aktien legten um mehr als fünf Prozent zu.
GM leidet unter Kostendruck
Erst im Oktober hatte der grösste US-Autobauer 50.000 seiner Beschäftigten in Nordamerika ein Abfindungsprogramm angeboten mit dem Ziel, dass 18.000 von ihnen das Unternehmen verlassen sollen. Hintergrund ist die sinkende Nachfrage nach Limousinen in den USA, die mit steigendem Kostendruck wegen der höheren US-Zölle auf Stahlimporte einhergeht. Letzteres habe bereits zu einer Milliarde Dollar Zusatzkosten geführt, hiess es früher. Barra brachte das Sparprogramm nicht in Zusammenhang mit diesen Kosten, sprach aber von "Gegenwind". General Motors steht zudem wie alle Autobauer unter Druck, viel Geld in die Entwicklung von Elektroautos und autonomes Fahren zu stecken. Die Ressourcen dafür sollen in den nächsten zwei Jahren verdoppelt werden.
Welche Werke sind betroffen?
Von den Schliessungen betroffen ist ein Werk in Oshawa/Kanada mit rund 2500 gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten. Kanadas Regierungschef Justin Trudeau erklärte, er habe Barra am Sonntagabend gesagt, dass er tief enttäuscht sei. Der Staat werde den betroffenen Familien helfen. Im nächsten Jahr sollen auch die US-Werke Hamtramck/Michigan und Lordstown/Ohio, die schon auf Ein-Schicht-Betrieb zurückgefahren wurden, stillgelegt werden. An den drei Standorten rollen Modelle vom Band wie Chevrolet Cruze, Cadillac CT6 und Buick LaCrosse - sie werden eingestellt. Auch für zwei noch nicht namentlich genannte Montagewerke ausserhalb Nordamerikas ist bald Schluss. Zwei Antriebswerke haben ab 2020 bisher keine Arbeit mehr und sind ebenfalls von der Schliessung bedroht.
Insidern zufolge standen mehrere Limousinen-Modelle schon vor 16 Monaten zur Disposition. Damals berichtete die amerikanische Automobilarbeitergewerkschaft UAW, sie sei im Gespräch mit GM darüber, welche Werke und wie viele Jobs vom Limousinen-Absatzrückgang gefährdet sind und welche neuen Modelle angesiedelt werden könnten. Denn die klassischen Viertürer sind immer weniger gefragt. Die amerikanischen Autokäufer schaffen sich lieber SUVs und Pickup-Wagen an. Von Januar bis September stieg der Neuwagenabsatz von diesen um mehr als acht Prozent, während die Verkaufszahl von Limousinen um gut 13 Prozent sank.
Grösster Umbau seit 10 Jahren
Bis Ende 2020 will General Motors jährlich sechs Milliarden Dollar einsparen, erklärte der frühere Opel-Mutterkonzern weiter. Die Kosten sollen dabei um 4,5 Milliarden Dollar sinken, die Investitionen von 8,5 auf sieben Milliarden Dollar im Jahr heruntergefahren werden. Das sei möglich, weil die Investitionen in neue Gelände- und Lastwagen schon abgeschlossen seien, erklärte Barra. Der Aufwand für die Restrukturierung bezifferte GM auf 3,0 bis 3,8 Milliarden Dollar, die überwiegend in diesem und im nächsten Quartal anfielen. Die Restrukturierungskosten will der Autobauer über Kredit finanzieren.
Auch die Rivalen Ford Motor und Fiat Chrysler bremsten bereits ihre Autoproduktion in den USA. Ford will nach einer Ankündigung vom April die Fahrzeugproduktion in Nordamerika fast komplett einstellen.