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Facebooks Wunderwährung Libra
Zuckerberg will die Welt per Whatsapp zahlen lassen

Facebook will seinen Einfluss für eine weltverändernde Neuerung nutzen – die globale Digitalwährung Libra. Sie soll nicht von Facebook, sondern einer Allianz aus Genf verwaltet werden. Facebook versichert, dass es keinen Zugang zu den Daten der Nutzer haben werde.
Publiziert: 18.06.2019 um 12:52 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 19:45 Uhr
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Libra soll eine digitale Vollwährung werden.
Foto: Getty Images

Mark Zuckerberg will die Finanzwelt umkrempeln: Facebook hat eine neue globale Währung erfunden. Das Digitalgeld mit dem Namen Libra basiert ähnlich wie der Bitcoin auf der sogenannten Blockchain-Technologie, soll aber ohne Kursschwankungen auskommen. Facebook werde keinen Zugang zu den Transaktionsdaten haben, versicherte der für das Projekt zuständige Facebook-Manager David Marcus.

In der Anfangszeit dürfte das Digitalgeld vor allem für Überweisungen zwischen verschiedenen Währungen eingesetzt werden, sagte Marcus. Damit würde Libra mit Diensten wie Western Union oder Moneygram konkurrieren, die für internationale Überweisungen hohe Gebühren verlangen. Die Vision sei aber, Libra schliesslich zu einem vollwertigen Zahlungsmittel für alle Situationen zu machen.

Überweisungen über Whatsapp

Für Konsumenten soll es einfach sein, das Geld zwischen Libra und anderen Währungen zu tauschen und Transaktionen damit zu machen. So soll man Libra-Überweisungen zum Beispiel direkt in Facebooks Chatdiensten Whatsapp und Messenger ausführen können. Mit einer Verknüpfung zum Bankkonto sollen Libra auch direkt auf dem Smartphone in andere Währungen umgetauscht werden können.

Um das grosse Ziel einer digitalen Vollwährung zu erreichen, hat Facebook eine Allianz mit Sitz in Genf geschmiedet, die Libra Association. Diese Allianz und nicht Facebook soll das Digitalgeld verwalten.

Unter den aktuell 28 Mitgliedern sind die Finanzdienstleister Visa, Mastercard, Paypal und Stripe – was die Integration in Bezahlsysteme erleichtern dürfte. Mit an Bord sind unter anderem auch Vodafone und Ebay, die Reisebuchungs-Plattform Booking.com sowie der Musikstreaming-Dienst Spotify und die Fahrdienst-Vermittler Uber und Lyft. Zum Libra-Start im Jahr 2020 hoffe er auf mehr als 100 Mitglieder, sagte Marcus. Facebook werde keine Sonderrolle in der Organisation haben.

Bisherige Blockchain-Währungen wie Bitcoin sind für ihre massiven Kursschwankungen berüchtigt – das ist etwas, was Facebook bei Libra unbedingt vermeiden wollte. Deshalb wird Libra in vollem Umfang durch einen Reservefonds mit verschiedenen Währungen wie Dollar, Euro und Yen gedeckt sein. «Wenn zum Beispiel jemand Libra für 100 Euro kauft, fliessen diese 100 Euro in die Reserve», erläuterte Marcus.

Es braucht viel Zeit

Facebook lässt keinen Zweifel daran, dass Libra am Ende eine globale Währung werden soll, mit der man genauso wie mit dem heutigen Geld alles und überall kaufen kann – egal, ob online oder in einem Laden. Zugleich schränkte Marcus ein: «Ich denke, dass jede neue Währung viel Zeit brauchen wird, um so gross zu werden wie eine existierende nationale Währung einer grossen Volkswirtschaft.» Ein Grund dafür sei, dass in der entwickelten Welt die Bezahlwege bereits mit den heutigen Möglichkeiten gut eingespielt seien. «Zumindest in den nächsten zehn Jahren werden wir alle noch unsere Gehälter bekommen und Steuern zahlen in der Währung der Länder, in denen wir leben.»

Zugleich gebe es aber auch Länder mit hoher Inflation und schlecht ausgebauten Banksystemen – und dort könne eine Digitalwährung wie Libra eine viel grössere Rolle spielen, «weil sie eine Lösung für viele Probleme bieten kann». In China wird Libra nicht verfügbar sein.

Verschiedene digitale Brieftaschen

Zur Aufbewahrung und Nutzung von Libra werden verschiedene Anbieter digitale Brieftaschen, sogenannte Wallets, aufsetzen können. Facebook will nur einer von vielen Wallet-Anbietern sein, dafür gründete das Online-Netzwerk die Tochterfirma Calibra mit Marcus an der Spitze. «Facebook und Calibra werden keine besonderen Rechte oder Vorteile haben, obwohl wir den gesamten Quellcode für die Blockchain und die Transaktionen geschrieben haben», sagte er. Facebook steht insbesondere nach dem Skandal um Cambridge Analytica unter massivem Druck, den Datenschutz zu verbessern.

Nutzer können in dem Libra-System unter Pseudonymen agieren und mehrere Zugänge haben. «Transaktionen enthalten keine Verbindung zur Identität der Nutzer in der realen Welt», hiess es in einem Papier.

Anders als Bitcoin

Die bekannteste Blockchain-Währung Bitcoin ist anders organisiert: Bei ihr werden die Einheiten durch mathematische Berechnungen auf den Computern der Nutzer generiert – «geschürft», wie es im Fachjargon heisst. Dabei ist die Gesamtzahl der Bitcoin, die produziert werden können, beschränkt. Und die Berechnungen dafür werden immer komplexer. Inzwischen braucht man Hochleistungscomputer, um Bitcoin zu erstellen, daher schürfen derzeit vor allem kommerzielle «Mining-Farmen».

Das steigert den Energieverbrauch und das knappe Angebot kann für Preis-Sprünge sorgen. In der Spitze kostete ein Bitcoin Ende 2016 bis zu 20'000 Dollar – dann folgte der Einbruch. Inzwischen arbeitete sich der Bitcoin auch dank Gerüchten über Facebooks Pläne wieder an die Marke von 9000 Dollar vor. (dpa/SDA/gnc)

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