Expertin gibt trotz Eskalation zwischen USA und Iran Entwarnung beim Ölpreis
Auf Autofahrer rollen trotzdem höhere Benzinpreise zu

Im Nahen Osten stehen die Zeichen nach der Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani durch die USA auf Sturm. Trotzdem muss das nicht unbedingt zu viel höheren Ölpreisen führen. Tanken könnte aber bald teurer werden. BLICK erklärt, warum.
Publiziert: 05.01.2020 um 23:19 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2020 um 18:05 Uhr
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Cornelia Meyer ist eine weltweit gefragte Ölexpertin: «Der Ölpreis hat seine Funktion als Barometer für geopolitische Entwicklungen in den letzten Jahren etwas eingebüsst.»
Foto: zvg
Christian Kolbe

Kurz nachdem die Raketen der amerikanischen Reaper-Drohne am Flughafen von Bagdad eingeschlagen hatten, schnellte der Ölpreis um vier Prozent nach oben. Die Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani (62) hat die Märkte verunsichert.

Allerdings nur für kurze Zeit, im Moment kostet das Fass Rohöl der Sorte Brent noch gut zwei Prozent mehr als in den letzten Tagen. Der Preis liegt deutlich unter der Marke von 70 Dollar pro Fass.

Ölpreis nicht mehr Barometer der Weltwirtschaft

Dass der Preis des schwarzen Goldes nicht stärker auf die gezielte Tötung des Chefs der iranischen Al-Quds-Brigaden reagiert, ist keine Überraschung: «Der Ölpreis hat seine Funktion als Barometer für geopolitische Entwicklungen in den letzten Jahren etwas eingebüsst», erklärt Cornelia Meyer (60). Die Langenthalerin gilt international als eine der besten Kennerinnen des Ölgeschäfts, nimmt regelmässig an Opec-Treffen teil.

Für Meyer hat der nur leichte Anstieg des Ölpreises einen weiteren Grund: «Im Moment gibt es eine Überproduktion von rund einer Million Barrel pro Tag.» Das heisst: Es wird deutlich mehr Öl gefördert, als von der Weltwirtschaft nachgefragt wird. Selbst eine Sperrung der Strasse von Hormus lässt den Ölpreis nicht zwingend durch die Decke schiessen.

Benzinpreis in der Schweiz stabil

Durch dieses Nadelöhr am Ausgang des Persischen Golfs wird rund ein Fünftel der weltweiten Ölproduktion transportiert. Meyer beruhigt: «Andere Produzenten könnten in die Bresche springen, etwa die USA, Brasilien, Norwegen oder auch afrikanische Ölproduzenten.»

An der Zapfsäule ist von der Eskalation im Pulverfass Nahost nichts zu merken. Im Grossraum Zürich kostet der Liter Bleifrei-Benzin rund 1.60 Franken. Möglicherweise könnte es heute zu einer leichten Anpassung um ein paar Rappen nach oben kommen, wie ein grosser Mineralölhändler auf Anfrage von BLICK in Aussicht stellt.

Indirekte Folgen für die Weltwirtschaft

Meyer warnt allerdings vor den indirekten Folgen für die Weltwirtschaft: Sollte es zu grösseren Auseinandersetzungen in der Region kommen, dann wäre etwa die wichtige Handelsroute durch den Suezkanal bedroht.

Zudem weist die Ölexpertin darauf hin, dass der Preis für Schiffsdiesel seit Anfang Jahr gestiegen ist. Der Grund: Die Frachter auf den Weltmeeren müssen aufgrund neuer Regeln einen schwefelärmeren Treibstoff verwenden. Kommt nun noch eine Erhöhung des Ölpreises dazu, dann könnten steigende Frachtkosten den globalen Handel empfindlich treffen.

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