1. Was raten Sie risikofreudigen Anlegern?
2. Wovon lässt man am besten die Finger?
3. Wenn Sie nur in drei Aktien investieren dürften – welche wären es?
4. Kommt der Swiss Market Index (SMI) wieder in Fahrt?
5. Nach der Wahl von Donald Trump sind die Börsenkurse gestiegen. Ist das mehr als ein Strohfeuer?
6. Steigt der Ölpreis weiter?
7. Was passiert mit dem Goldpreis?
Martin Neff, Chefökonom Raiffeisen
1. Auch 2017 wird man nicht um Aktien oder Immobilien herumkommen, denn deren Renditen – Dividenden oder Cashflows – werden höher ausfallen als die Erträge von festverzinslichen Papieren. Wir bevorzugen tendenziell schweizerische und zum Teil europäische Bluechips sowie ausgewählte Zykliker. Für die USA sind wir vorsichtiger, auch angesichts der Outperformance des US-Marktes nach der Wahl von Donald Trump, die nun fundamental erst bestätigt werden muss. Trump sorgt aber sicherlich auch für Gewinner, wenn er die Unternehmenssteuer senken und die Infrastrukturausgaben rasch erhöhen kann.
2. Von europäischen Staatsanleihen inklusive schweizerischen mit ihren negativen Verfallsrenditen, die nach wie vor sehr teuer sind.
3. Ich beschränke mich auf in der Schweiz kotierte Aktien: Lafarge Holcim, Compagnie Financière Richemont SA und Partners Group Holding AG.
4. Ich glaube kaum stärker als gegen Ende 2016, als er noch etwas Boden gutmachen konnte. Auch 2017 dominieren politische und wirtschaftliche Unwägbarkeiten die Agenda, weshalb auch immer wieder mit Rückschlägen zu rechnen ist. Zudem hallt der Frankenschock noch nach.
5. Durchaus möglich. Es herrscht schon eine Art blinde Euphorie, denn Trump ist nicht berechenbarer geworden, seit er gewählt ist. Er muss nun liefern, und es sind bereits hohe Erwartungen eingepreist in den Kursen, die er so rasch gar nicht bestätigen kann, weshalb auch in den USA mit Rückschlägen zu rechnen ist. Die Frage der Finanzierbarkeit der grossen Fiskalimpulse dürfte sich zudem auch schon bald stellen.
6. Das ist zwar nicht ausgeschlossen, aber einen weiteren Höhenflug wie zuletzt halten wir aus fundamentaler Sicht für unwahrscheinlich. Beim jetzigen Preis drängen mehr Anbieter auf den Markt, die profitabel fördern können. Zudem dürfte die Nachfrage bescheiden bleiben.
7. Der Goldpreis dürfte sich etwas erholen. Es sei denn, die US-Konjunktur kommt nochmal richtig auf Touren, wonach es momentan aber nicht aussieht. Wir rechnen daher auch nicht mit massiv höheren Zinsen in den USA, sodass dem Dollar der Schnauf ausgehen dürfte. Auch wenn es EZB-Präsident Mario Draghi gelingen sollte, die europäischen Zinsen abzukoppeln. Da wird Gold als Reservewährung wieder seine Rolle spielen.
Daniel Kalt, Chefökonom UBS Schweiz
1. Risikofreudige Anleger sollten ebenfalls breit diversifizieren und in Aktien investieren, die steigende Dividenden versprechen. Langfristiger und etwas sportlicher sind Investitionen in Firmen im Automations- und Robotikbereich. Zudem versprechen besicherte, US-amerikanische Darlehen bei steigenden US-Zinsen attraktive Renditen.
2. Staatsanleihen mit langen Laufzeiten werden bei steigenden Zinsen deutliche Kursverluste hinnehmen müssen. Ausserdem würde ich nicht auf einen weiter steigenden US-Dollar setzen.
3. Auf Roche als defensives Schwergewicht würde ich setzen, weil der US-Pharmamarkt sehr profitabel bleiben wird. Bei Sunrise erwarten wir wegen der rückläufigen Investitionen steigende Cashflows und somit steigende Dividenden. Bei Dufry sehen wir nach dem jüngst starken Wachstum nun eine Konsolidierung und ab 2018 eine schöne Dividende.
4. Wir sind zwar für das kommende Jahr durchaus optimistisch für Aktien, denken aber nicht, dass der SMI zum Überflieger wird. In anderen Märkten, wie beispielsweise den USA oder in verschiedenen Schwellenländern, erwarten wir ein deutlich höheres Gewinnwachstum und damit mehr Kurspotenzial.
5. Sicherlich haben die US-Aktienmärkte mit ihrem Rallye bereits hohe Erwartungen an die Administration Trump eingepreist. Zwischenzeitliche Rückschläge in einzelnen Sektoren sind somit nicht auszuschliessen. Mittel- und längerfristig erwarten wir jedoch, dass sich die höhere Wachstumsdynamik in den USA in überdurchschnittlich steigenden Aktienkursen niederschlagen wird.
6. Ja, die Produktionsdrosselungen, welche Opec und Russland beschlossen haben, dürften die Ölpreise und damit auch die Benzin- und Heizölpreise anfangs 2017 weiter steigen lassen.
7. Die weltweit steigende Inflation und die politischen Unsicherheiten werden Gold als sicheren Hafen auch im kommenden Jahr unterstützen.
Thomas Heller, Leiter Research Schwyzer Kantonalbank
1. Es ist selten ratsam, die Bandbreiten seiner langfristigen Anlagestrategie zu verlassen und besonders offensiv oder aber besonders defensiv zu agieren. Um die Frage trotzdem zu beantworten: Für spekulativere Anleger, die bewusst gegen den Strom schwimmen wollen oder auf Anlagen setzen möchten, die durch einzelne Ereignisse beflügelt werden könnten, bieten sich europäische Bankaktien, der Telekomsektor, China oder Japan an.
2. Wir rechnen 2017 mit weiter leicht steigenden Zinsen. Darunter leiden zinsempfindliche Anlagen. Dazu gehören insbesondere Staatsanleihen, wo wir entsprechend zurückhaltend sind.
3. (Keine Antwort - die SZKB bestimmt ihre aktuellen Aktienfavoriten erst Anfang Januar 2017)
4. Wir rechnen für 2017 nicht mit grossen Sprüngen an den globalen Aktienmärkten. Das betrifft letztlich auch den Schweizer Aktienmarkt. Ob sich der SMI besser entwickeln wird als der Rest der Welt, hängt im Wesentlichen von den drei Index-Schwergewichten Néstle, Novartis und Roche ab, die zusammen mehr als 40 Prozent des SMI ausmachen. Die unterdurchschnittliche Wertentwicklung der beiden Pharmariesen sowie der Grossbanken CS und UBS war dafür verantwortlich, dass der SMI 2016 nicht richtig in Fahrt kam.
5. Die von Trump angekündigten Investitionsprogramme und Steuererleichterungen sind im Grunde unternehmens- und somit aktienfreundlich. Da wurde in den letzten Wochen aber sehr viel Zuversicht eingepreist. Es ging praktisch linear nur nach oben, die Bewertungen sind hoch. Der Optimismus ist gross, vielleicht zu gross. Es wird kaum im gleichen Tempo weitergehen. Im Gegenteil scheint mir die Wahrscheinlichkeit für einen temporären Rückschlag gestiegen zu sein.
6. Wir gehen nicht davon aus, dass der Ölpreis weiter steigt. Die Einigung der Opec und anderer Förderländer, die Produktion zu drosseln, hat zwar den Ölpreis über die Marke von 50 US-Dollar pro Barrel gehievt. Da wird es aber für amerikanische Fracking-Produzenten interessant, ihre Fördermenge zu erhöhen. Was die Opec spart, kompensieren teilweise die Amerikaner. Einen nachhaltigen Anstieg des Ölpreises über 55 US-Dollar erachten wir darum als unwahrscheinlich.
7. Vermutlich passiert beim Gold nicht viel. Nach dem deutlichem Einbruch seit September fehlen dem Gold die Impulse. Der stärkere US-Dollar und die höheren (Real-)Zinsen belasten es. Für einen signifikant höheren Goldpreis bräuchte es ein Überschiessen der Inflation oder neue Unsicherheiten, welche die Märkte belasten und eine Flucht in den sicheren Hafen Gold auslösen würden. Davon gehen wir derzeit nicht aus.
Renato Flückiger, Investmentchef Valiant Bank
1. Zum Jahresauftakt halten wir die Aktienquote übergewichtet und favorisieren Schweizer Aktien mit dem Fokus auf mittelkapitalisierte Werte (Mid Caps) und dividendenstarken Firmen. Bei den Obligationen, die wir akzentuiert untergewichten, setzen wir auf Unternehmens- und Wandelobligationen sowie inflationsbasierte Anleihen. Bei den Währungen sollte der Dollar stärker als der Euro gewichtet werden, wobei der Fremdwährungsanteil aus Risiko-Optik nicht zu hoch ausfallen sollte. Eine kleinere Quote Gold als Rückversicherung aufgrund der vielen latenten politischen Unsicherheiten und möglicher Unwägbarkeiten sollte ebenfalls in einem gemischten Portfolio ihren Platz haben. Ich rate den Anlegern, ihre Portfolios breit zu diversifizieren, Klumpenrisiken zu vermeiden und vor allem keine Extrempositionierungen einzugehen.
2. Von den vermeintlich sicheren langlaufenden Staatsanleihen lässt man besser die Hände. Insbesondere in der Schweiz haben wir keine risikofreie Rendite, sondern im Umfeld leicht steigender Zinsen eher ein renditefreies Risiko.
3. Novartis, Clariant, Schweiter Technologies
4. Ja, die Chancen für ein SMI-Comeback sind intakt. Ich erwarte, dass der Abgabedruck auf den Index-Schwergewichten wie Nestlé, Novartis und Roche allmählich vorbei sein sollte und sich der Fokus der Marktteilnehmer vermehrt auf fundamentale Kriterien wie Bewertung und Dividende richten wird. Und diese sprechen nach wie vor für den SMI: Das Kursgewinn-Verhältnis bewegt sich im Rahmen des historischen Durchschnitts, ist also fair bewertet, die Risikoprämie bleibt attraktiv.
5. In den aktuellen Indexständen der US-amerikanischen Märkte ist bereits viel Goodwill eingepreist, und ich teile die Euphorie vieler Marktteilnehmer nur bedingt. Insbesondere die massive Sektor-Rotation – weg von Pharma und Konsum in zyklische Werte wie Industrie oder Banken – halte ich für übertrieben. Hier wird aktuell etwas viel Hoffnung gekauft. Die Bewertungen sind hoch.
6. Die Preise für Öl dürften im 2017 nur leicht höher tendieren. Die robuste Wirtschaftsentwicklung könnte dabei zwar zu einer höheren Nachfrage nach Erdölprodukten führen. Bei der angekündigten Produktionskürzung seitens Opec und Verbündeten muss sich jedoch zuerst noch zeigen, ob diese auch effektiv umgesetzt wird. Preise über 50 Dollar pro Fass führen zudem einige US-Fracking-Anlagen wieder in die Gewinnzone, daher ist von dieser Seite mit einer höheren Produktion zu rechnen. Dies deckelt das Preispotenzial gegen oben bei etwa 55 Dollar pro Fass.
7. Steigt der Dollar, sinkt das Gold. Dieser Trend dürfte sich 2017 fortsetzen. Allerdings sehen wir aufgrund der diversen politischen Unsicherheiten im Laufe des Jahres durchaus höhere Preise für das gelbe Metall. Auch als Rückversicherung gegen Marktverwerfungen hat Gold durchaus seine Daseinsberechtigung in einem Portfolio.