Experte zum Abgas-Bschiss
«Nur Zufall, dass es VW als Erstes erwischt hat»

Der VW-Konzern steht in der Kritik wegen manipulierten Abgas-Tests. Doch auch andere Autobauer tricksen - und haben deswegen Ärger.
Publiziert: 22.09.2015 um 15:37 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:45 Uhr
Volkswagen CEO Martin Winterkorn sitzt in der Klemme.
Foto: KEYSTONE/AP/JENS MEYER

VW hat Abgastests manipuliert. Die Autos stossen in Wahrheit deutlich mehr Schadstoffe aus, als angegeben.

Das hat Folgen: Das US-Justizministerium ermittelt. Es drohen Bussen von bis zu 18 Milliarden Dollar. 11 Millionen Autos sind vom Abgas-Bschiss betroffen - wie viele in der Schweiz, weiss man bei der Amag nicht.

Der Skandal schockiert die Öffentlichkeit. Doch in der Branche ist das Problem bekannt. «VW ist nicht der erste Hersteller, der deswegen Ärger am Hals hat», sagt Axel Friedrich. Alle möglichen Hersteller, darunter auch Hyundai und Toyota, hätten schon solche Probleme gehabt, ergänzt der Ex-Abteilungsleiter im Umweltbundesamt in Deutschland. Neu sei einzig, dass in diesem Fall Dieselfahrzeuge betroffen sind.

Auch Porsche und Daimler sollen tricksen. «Wie VW programmieren die in Stuttgart ansässigen Hersteller ihre Autos auch so, dass diese erkennen, wenn Sie auf einem Abgasprüfstand stehen», glaubt Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe.

«Es ist nur Zufall, dass es Volkswagen erwischt hat», sagt Friedrich. In Europa gäbe es noch eine Reihe anderer Fälle. «Wir machen die Augen zu und tun so, als sei alles in Ordnung», sagt er dem «Manager Magazin».

Dem Kunden nichts zumuten

Friedrich sieht mehrere Gründe für die Trickserei: «Vielleicht hat man ein Fahrzeugteil entwickelt und merkt plötzlich: es gibt Probleme. Dann ändert man eben die Software.»

Oder man wolle den Kunden nichts zumuten. «Ob das Leistungseinbussen sind, höherer Kraftstoffverbrauch oder die Unannehmlichkeit, Harnstoff in den Wagen füllen zu müssen.» Letzterer wird verwendet, um den Schadstoff-Ausstoss zu reduzieren. Der VW-Konzern verbaut diese Technik allerdings nur in grösseren Fahrzeugen.

Für Friedrich ist klar, dass die Politik die Problematik kennt: «Aber die Verknüpfung zwischen der Autoindustrie und der Politik ist eng.» Trotzdem: «Wenn ich ein Gesetzt mache, muss ich es nachprüfen. Wer nicht nachprüft, wird beschissen.» (bam)

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.