Am 30. April soll Jens Alder (57) an der Alpiq-Generalversammlung zum Präsidenten des Verwaltungsrats gewählt werden. Für die Strombranche ist das ein Erdbeben.
Denn Alder ist kein Atomfreund. Die letzten fünf Jahre war er Verwaltungsratspräsident beim Basler Energieversorger IWB. Atomkraft ist dort wegen eines Volksentscheids schon seit 40 Jahren kein Thema mehr.
2008 wurde der Elektrotechniker Vollzeit-Verwaltungsrat. Er präsidiert die Aufsichtsgremien des Krankenversicherers Sanitas und des Werbevermarkters Goldbach.
Die meisten kennen Alder aus seiner Zeit als Swisscom-Chef von 1999 bis 2006. Nach zwei Jahren an der Spitze wurde er von den Lesern der «Handelszeitung» zum Unternehmer des Jahres gewählt. Am Ende seiner Amtszeit legte er sich mit dem damaligen Justizminister Christoph Blocher an – und verlor. Alder wollte die Swisscom zu einem internationalen Telekomriesen machen. Der Bundesrat pfiff ihn zurück.
Alder gilt als Schnelldenker. Für seine Arbeit bei der IWB werde er intern in den höchsten Tönen gelobt, heisst es in der Branche.
Doch bei Alpiq ist alles anders. Der Stromkonzern steckt in einer tiefen Krise. Seit 2011 mussten die Kraftwerke um drei Milliarden Franken abgeschrieben werden. Die einst bewährte Stromproduktion mit Wasser- und Atomkraft ist ein Verlustgeschäft. Die Energiewende stellte alles auf den Kopf.
Seit zwei Jahren ist die ehemalige ABB-Schweiz-CEO Jasmin Staiblin (44) Konzernchefin. Sie will Alpiq zu einem modernen Energiedienstleister umbauen. Dabei soll sie immer wieder von Präsident Hans Schweickardt (70) gebremst worden sein – Alders Vorgänger. Schweickardt ist ein Strombaron alter Schule, der die Windkraft als Öko-Utopie sieht und von einer Renaissance der Atomkraft träumt.
Alder stösst im richtigen Moment zu Alpiq. Die Stromversorgung rückt immer näher zur Telekommunikation. Intelligente Netze befördern den Strom dorthin, wo er gebraucht wird, und gleichen Schwankungen aus. Der neue Präsident weiss, wie sich damit Geld verdienen lässt.