Die Migros ist der Platzhirsch in der Fitness-Schweiz. Keiner betreibt mehr Muckibuden. Zum Imperium des orangen Riesen gehören über 140 Trainingscenter. Einen Ableger gibts sogar in Frankreich, einen in Deutschland. Der Detailhändler ist ausserdem offizieller Sponsor von Swiss Olympic.
Trotzdem: In der Ostschweiz war die Migros nie glücklich mit ihrem Fitness-Engagement. Die regionale Genossenschaft suchte lange nach einem Käufer für ihre M-Fit-Studios. Schliesslich kam es zur Neugruppierung. Die 15 Betriebe und ihre 400 Mitarbeitenden wechselten innerhalb der Migros-Gemeinschaft zur Genossenschaft Zürich. Die Studios laufen nun unter dem Namen Activ Fitness.
Ganz anders läuft es bei Tunç Karapalanci (48). Der Ostschweizer zimmert sich peu à peu ein eigenes Imperium. Er schafft das, was der Migros nicht gelungen ist: Karapalanci arbeitet profitabel in der Ostschweiz. Er baut sein Geschäft sogar aus, statt es zu verkaufen. Dabei schnappte er sich auch eine Filiale der Migros.
8 Center in der Ostschweiz
Der jüngste Zukauf sind die beiden Wintifit-Ableger in Winterthur ZH und Pfungen ZH. Das zeigt ein Eintrag auf Facebook. Karapalanci, der aktuell im Oman in den Ferien weilt, bestätigt auf Anfrage von BLICK, dass die beiden Wintifit-Center neu in seinem Besitz sind.
Damit steigt die Zahl der Center, die der Ostschweizer betreibt, auf acht. Seine Wellcome Fit AG betreibt weitere Studios in Frauenfeld TG, Bülach ZH, Netstal GL und St. Gallen.
Angefangen hat Karapalanci als Masseur. Er knetete in den 90er-Jahren den Schweizer Profi-Boxer Stefan Angehrn (57) an die Weltspitze. Karapalanci begleitete den Top-Athleten über Jahre. Er war Teil des Kernteams, machte Angehrn die Sauerstoffdusche schmackhaft und amtete als Sekundant in der Ecke des Boxrings. «Tunç ist der ruhende Pol. Ihn macht nichts nervös», sagte Angehrn auf dem Höhepunkt seiner Karriere über seinen Masseur.
Muckibude im Edelhotel
Karapalanci avancierte zum Unternehmer. Der gelernte Therapeut eröffnete sein erstes Fitnesscenter zu Beginn des Jahrtausends. Es war der erste Stein im Wellcome-Fit-Reich. Das dazugehörige Kinderbetreuungsangebot für trainierende Mütter wurde kurzerhand zur Kindertagesstätte ausgebaut. Der Name: Wellcome Kids.
Es folgten weitere Ableger. 2014 begann die Expansionsstrategie. 2019 folgte der Coup: Karapalanci zieht ins Hotel Einstein im Herzen von St. Gallen. Ein Vier-Sterne-Haus. Die Küche ist ausgezeichnet mit 18 Gault-Millau-Punkten und zwei Michelin-Sternen. Wichtiger aber: Karapalanci ersetzte die Migros! Die Genossenschaft schloss ihren Fitnesspark im Edelhotel, weil sie sich mit dem Immobilienbesitzer nicht einig wurde.
Die Übernahme der beiden Fitnesscenter in der Region Winterthur sind nun das Sahnehäubchen des Schlankmachers Karapalanci. Er zeigt der Migros den Meister. Er beweist: In der Ostschweiz lässt sich mit Fitness gut Geld verdienen. Selbst weitere Zukäufe sind möglich. «Inwieweit noch Platz für weitere Fitness-Center ist, zeigt sich mit der Konsolidierung der Wintifit AG», schreibt der Unternehmer aus dem Urlaub.