Ex-KPMG-Kader untersuchte Postauto-Bschiss
Dieser Anwalt spielt eine heikle Doppelrolle

Daniel Lengauer war bis 2013 Kader bei der Revisionsgesellschaft KPMG. Dieses Jahr arbeitete der Anwalt am Postauto-Untersuchungsbericht mit. Teil der Untersuchung: Die KPMG!
Publiziert: 30.06.2018 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2018 um 16:26 Uhr
Der Postauto-Bschiss hält die Schweiz immer noch in Atem.
Foto: Dukas
Moritz Kaufmann

Drei Wochen sind vergangen, seit die Post den verhängnisvollen Postauto-Bericht veröffentlicht hat. Ruhe ist seither nicht eingekehrt. Zu aufwühlend sind die Ergebnisse. Wenig Beachtung fand bisher aber die Rolle des Anwaltsbüros Kellerhals Carrard. Die Kanzlei hatte den Auftrag, sich durch die Postauto-Akten zu wühlen. Und die unappetitliche Affäre aufzuarbeiten.

Man bleibt dem Unternehmen verbunden

Die Wirtschaftsanwälte mussten auch die Rolle des Wirtschaftsprüfers KPMG untersuchen. KPMG war die Revisionsgesellschaft von Postauto. Trotzdem will sie in all den Jahren nichts von den betrügerischen Buchungen mitbekommen haben. Und doch steht im Expertenbericht: «Kellerhals Carrard kommt zum Schluss, dass KPMG keine Pflichtverletzungen nachgewiesen werden können.»

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Wegen des Postoauto-Skandals: Die Postauto AG hatte seit mindestens 2007 widerrechtlich zu hohe Subventionen kassiert. Gewinne wurden vor dem Bund versteckt. Um über 200 Millionen Franken beläuft sich der grösste Subventionsbetrug der Schweizer Geschichte.
Foto: Siggi Bucher

Recherchen von SonntagsBlick zeigen: An der Untersuchung von Kellerhals Carrard beteiligt war ausgerechnet der Topjurist Daniel Lengauer.Seit 2013 ist er Partner bei Kellerhals Carrard. Zuvor bekleidete er während 16 Jahren die Position «Head Legal» bei KPMG!

«Das ist sehr delikat», sagt Compliance-Professorin Monika Roth von der Uni Luzern. «Der frühere Head Legal von KPMG hat sehr lange dort gearbeitet, und man bleibt einem solchen Unternehmen doch verbunden.»

Zusammenarbeit wird beendet

Lengauer selbst will sich auf Anfrage von SonntagsBlick nicht äussern. Das übernehmen seine Juristen-Kollegen, die die Untersuchung geleitet haben. «Es ist klar, dass diese Konstellation die Frage aufwerfen könnte, ob Herr Lengauer in irgendeiner Form voreingenommen sei gegenüber seinem früheren Arbeitgeber», schreiben die Anwälte Christoph Jäger und Thomas Nösberger.

Lengauer sei eine von 20 Personen gewesen, die an der Untersuchung mitgearbeitet hätten. «Wir stellten sicher, dass Herr Lengauer zu keiner Zeit in die Untersuchungen zur Rolle der KPMG involviert war.» Zudem habe man die Post über die Vergangenheit von Anwalt Lengauer informiert. Dies bestätigt die Post-Medienstelle.

Lengauer ist nicht der einzige Jurist der Kanzlei mit einer KPMG-Geschichte. Erst im Mai wechselte ein ganzes Team von ­Finanzspezialisten vom Wirtschaftsprüfer zu Kellerhals Carrard. Immerhin: Aufgrund des Untersuchungsberichts beendet die Post die Zusammenarbeit mit der KPMG auf 2019.

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