Eine ehemalige Hausangestellte von Ex-Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam steht Anfang August in Meilen ZH vor Gericht. Die 43-Jährige hatte Thiam per E-Mail erpresst und verlangte von ihm über eine halbe Million Franken.
Die Rumänin war als Hausangestellte in Thiams Villa in Herrliberg angestellt. Das Arbeitsverhältnis nahm offensichtlich kein harmonisches Ende: Die Frau war der Ansicht, dass ihr der ehemalige Credit-Suisse-Chef noch viel Geld schulde.
In der erpresserischen E-Mail, die Thiam im März 2021 erhielt, forderte die Frau 587'000 Franken, wie aus der Anklageschrift hervorgeht. Sie wolle ihm «nicht schaden», schrieb sie. Deshalb biete sie ihm an, ihre Differenzen und den Streit um angebliche «Missstände» mit dieser Zahlung zu begleichen.
Thiam zahlte nicht, sondern schaltete die Polizei ein
Ansonsten werde sie die Gewerkschaften und das Internationale Olympische Komitee informieren, dem Thiam damals schon angehörte. Ihr Plan ging jedoch nicht auf. Thiam zahlte nicht, sondern schaltete die Polizei ein.
Die Staatsanwaltschaft fordert Anfang August vor dem Bezirksgericht Meilen eine bedingte Freiheitsstrafe von 7 Monaten sowie eine Busse von 1200 Franken. Die Frau soll wegen versuchter Nötigung und versuchter Erpressung verurteilt werden.
Der französisch-ivorische Doppelbürger Tidjane Thiam war von 2015 bis 2020 Konzernchef der früheren Grossbank Credit Suisse, die im Frühling 2023 von der Konkurrentin UBS übernommen wurde.
Die Villa brachte Thiam in dieser Zeit wenig Glück: Direkter Nachbar war Iqbal Khan, damals Chef der Vermögensverwaltung der CS und somit Untergebener von Thiam. Als dieser zur UBS wechselte, liess Thiam seinen ehemaligen Untergebenen von Detektiven beschatten.
Im Februar 2020 trat Thiam nach monatelangen Bespitzelungsschlagzeilen als CS-Chef zurück und zog ins Ausland. Die Villa in Herrliberg verkaufte er. Aktuell will sich Thiam auf die Politik konzentrieren. Im Dezember 2023 wurde er Vorsitzender der rechtsliberalen Demokratischen Partei der Elfenbeinküste (PDCI).