«Ich war ein mittelmässiger Schüler»
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Ex-Astronaut motiviert Junge:«Ich war nur ein mittelmässiger Schüler»

Ex-Astronaut am St. Galler Symposium
«Ich will eine Fabrik auf dem Mond»

Einst flog er selbst ins All, heute baut er Raketentriebwerke für den Flug zum Mars. Im Gespräch mit Blick verrät er sein Erfolgsrezept, was ihm grosse Sorgen macht und was er von reichen Weltraumtouristen hält.
Publiziert: 06.05.2022 um 00:04 Uhr
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Rekordhalter mit sieben Missionen und erster eingewanderter Latino im All: Franklin Ramón Chang-Díaz in jüngeren Jahren.
Foto: mauritius images / NASA Image Collection / Alamy / Alamy Stock Photos
Christian Kolbe

Er kam mit 50 Dollar in der Tasche als 17-Jähriger aus Costa Rica in die USA – und legte eine wahrlich kometenhafte Karriere hin. Franklin Ramon Chang-Diaz (72) war der erste eingewanderte Latino im All, ist mit sieben Shuttle-Missionen einer der Rekordhalter im Weltraum und war auf drei Weltraumspaziergängen insgesamt fast 20 Stunden ausserhalb der Internationalen Raumstation ISS im Vakuum unterwegs.

Am Rande des St. Gallen Symposiums verrät der Ex-Astronaut im Gespräch mit Blick seinen Erfolgsweg zu den Sternen: «Allein hätte ich das alles nie geschafft. Auf meinem ganzen Weg hatte ich immer Menschen, die mich unterstützt haben, angefangen bei Lehrern oder auch der Frau in der Bibliothek.»

Erfahrungen teilen

Für den Erfolg brauche es die Zusammenarbeit über Grenzen und Generationen hinweg, die jungen Wilden könnten von den «nicht mehr ganz so Jungen» profitieren, ist Chang-Diaz überzeugt: «Wir haben so unsere Tricks, und auch so die eine oder andere Narbe aus dem harten Kampf um Erfolg davongetragen.» Diese Erfahrungen gelte es mit den nächsten Generationen zu teilen, damit diese nicht die gleichen Fehler machten.

Wo es um die Zukunft der Wirtschaft geht

Am 51. St. Galler Symposium treffen sich gestern und heute 800 Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zum generationsübergreifenden Austausch. Die Idee der Veranstaltung: Erfahrungen aus der Teppichetage an die nächste Generation von Führungskräften weiterzugeben und sich Impulse von der Jugend zu holen. Traditionellerweise wird der Anlass von rund 200 Studierenden der Eliteuniversität in St. Gallen organisiert. Rund 100 Referenten teilen ihr Wissen mit den Teilnehmenden.

Am 51. St. Galler Symposium treffen sich gestern und heute 800 Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zum generationsübergreifenden Austausch. Die Idee der Veranstaltung: Erfahrungen aus der Teppichetage an die nächste Generation von Führungskräften weiterzugeben und sich Impulse von der Jugend zu holen. Traditionellerweise wird der Anlass von rund 200 Studierenden der Eliteuniversität in St. Gallen organisiert. Rund 100 Referenten teilen ihr Wissen mit den Teilnehmenden.

Apropos profitieren: Chang-Diaz glaubt an das grosse Geschäft im All, entwickelt mit seiner Firma Raketentriebwerke für den Flug zum Mars. «Das Weltall ist das ultimative Reiseziel für die Menschheit.» Es brauche leistungsfähige Raketen für die Reise zwischen den Planeten. Diese liessen sich aber nicht auf der Erde testen: «Das geht nur im Vakuum. Deshalb will ich eine Fabrik auf dem Mond.» Und das nicht in ferner Zukunft, sondern in den nächsten 15 bis 20 Jahren.

Seine Vision: Mit seinem Antrieb sollen dereinst schwere Lastraumschiffe neuen Kolonien auf anderen Planeten mit dem notwendigen Nachschub fürs Überleben versorgen.

Wie im Wilden Westen

Zu den reichen Weltraumtouristen und den ins All abhebenden Multimilliardären Jeff Bezos (58) oder Elon Musk (50) hat der Ex-Astronaut ein zwiespältiges Verhältnis. «Die wissen einfach nicht, was sie mit ihrem vielen Geld anfangen sollen. Andererseits entsteht aber auch ein Markt, der die technische Entwicklung vorantreibt.» Das erinnere ihn etwas an den Goldrausch und den Bau der Eisenbahn im Wilden Westen.

Grosse Sorge macht ihm der Krieg in der Ukraine. «Ich bin ein Kind der 1960er-Jahre und mit der Kubakrise und dem Angst vor einem Atomkrieg aufgewachsen», erklärt Chang-Diaz. «Wir waren damals schon einmal am Rande eines Dritten Weltkriegs». Trotz den Spannungen zwischen Russland, den USA und China glaubt er aber nicht an einen bevorstehenden Krieg im Weltall.

Selbst die Abhängigkeit von russischen Raumschiffen für die Versorgung der ISS ist für ihn keine Bedrohung. «Die Umstände im All sind ganz anders. Da hat es keinen Platz für Streit.» Er habe heute noch Kontakt mit den Kosmonauten, die mit ihm in den Weltraum geflogen sind, spreche mit ihnen über den Krieg. Sie seien genauso besorgt wie wir alle. «Wer schon einmal um die Erde gekreist ist, der versteht sich als Weltbürger und nicht mehr als Staatsangehöriger eines Landes», so Chang-Diaz zum Abschluss der Gesprächs.


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