Die Eurozone will das Hilfsprogramm nicht über Dienstag hinaus verlängern. «Die Griechen haben die Tür geschlossen», sagte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem (49) am Samstagabend in Brüssel.
Nur Stunden vor der entscheidenden Sitzung der Euro-Finanzminister hatte Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras (40) völlig überraschend ein Referendum über das verlangte Sparparket der Gläubiger und Geldgeber angekündigt – für Sonntag, den 5. Juli: fünf Tage nach Ende der EU-Zahlungen.
Dennoch sagte der französische Finanzminister Michel Sapin nach dem Treffen: «Die 18 Länder haben klar gesagt, dass Griechenland im Euro ist und bleiben soll, egal, wie gross die Schwierigkeiten jetzt sind.» Auch sein deutscher Amtskollege Wolfgang Schäuble äusserte sich auffallend freundlich. Dabei müsste Athen dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bis Dienstag 1,6 Milliarden Euro zurückzahlen. Zugleich läuft das EU-Hilfsprogramm aus.
Um einen Staatsbankrott zu vermeiden, fordert Tsipras von den Gläubigern Geduld. Doch die wollen Geld sehen, keine Volksabstimmung über ein Hilfsprogramm, über das gar nicht mehr verhandelt wird. Laut der Agentur AFP hält Tsipras am Referendum fest. Bremsen könnte ihn nur die Vertrauensfrage, welche die Oppositionspartei Nea Dimokratia laut «Bild-Zeitung» angekündigt haben soll: Das Chaos ist perfekt.
«Das von Tsipras auf den Weg gebrachte Referendum entlarvt nun auch für den Letzten die doppelbödige Strategie der Syriza-Regierung», sagt der Schweizer Ökonomieprofessor Thomas Straubhaar (58) von der Uni Hamburg. Athens Vorschlag sei «faul». Die Ankündigung des Referendums hat auch die Griechen verunsichert. Viele stürmten die Geldautomaten; Hunderte waren gestern bereits leer.
Tsipras hat eine scharfe Waffe: den Austritt aus dem Euro, genannt «Grexit». Er weiss, dass Deutschland und Frankreich ihn unbedingt vermeiden wollen.
«Für die politische Führung in Deutschland und Frankreich ist die Rettung Griechenlands mit viel zu viel persönlichem Prestige verbunden», sagt Straubhaar. Liessen François Hollande (60) und Angela Merkel (60) Griechenland fallen, würden sie für sämtliche katastrophalen Entwicklungen im Land und an den Kapitalmärkten verantwortlich gemacht.