Eurogruppe lässt Griechenland fallen
Wars das, Hellas?

Stürmische Zeiten kommen auf die Griechen zu. Die Verhandlungen vom Wochenende sind geplatzt, die Schuldenuhr tickt. Was passiert nun?
Publiziert: 28.06.2015 um 19:36 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 03:02 Uhr
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Christine Lagarde (59) Ohne den Internationalen Währungsfonds geht nichts bei der Griechenland-Krise. Gut siebzig Staaten hat der IWF schon vor der Pleite gerettet. Im Poker mit Athen markiert Chefin Christine Lagarde den harten Hund. Sie wirft den anderen Geldgebern schon mal zu grosse Nachgiebigkeit vor. Einen weiteren Zahlungsaufschub will sie den Hellenen nicht gewähren. Seit Jahren aber macht sich die Französin für einen Schuldenschnitt stark. Vom Vorschlag der Griechen, Firmengewinne über 500 000 Euro mit einer Sondersteuer von zwölf Prozent zu belegen, hält sie nichts. Stattdessen sollen die Ausgaben verkleinert werden. Lagarde fordert eine grundlegende Rentenreform, kommt Tsipras aber entgegen, indem sie «niedrige Renten» explizit ausklammert.
Foto: Reuters

Die Eurozone will das Hilfsprogramm nicht über Dienstag hinaus verlängern. «Die Griechen haben die Tür geschlossen», sagte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem (49) am Samstagabend in Brüssel.

Nur Stunden vor der entscheidenden Sitzung der Euro-Finanzminister hatte Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras (40) völlig überraschend ein Referendum über das verlangte Sparparket der Gläubiger und Geldgeber angekündigt – für Sonntag, den 5. Juli: fünf Tage nach Ende der EU-Zahlungen.

Dennoch sagte der französische Finanzminister Michel Sapin nach dem Treffen: «Die 18 Länder haben klar gesagt, dass Griechenland im Euro ist und bleiben soll, egal, wie gross die Schwierigkeiten jetzt sind.» Auch sein deutscher Amtskollege Wolfgang Schäuble äusserte sich auffallend freundlich. Dabei müsste Athen dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bis Dienstag 1,6 Milliarden Euro zurückzahlen. Zugleich läuft das EU-Hilfsprogramm aus.

Um einen Staatsbankrott zu vermeiden, fordert Tsipras von den Gläubigern Geduld. Doch die wollen Geld sehen, keine Volksabstimmung über ein Hilfsprogramm, über das gar nicht mehr verhandelt wird. Laut der Agentur AFP hält Tsipras am Referendum fest. Bremsen könnte ihn nur die Vertrauensfrage, welche die Oppositionspartei Nea Dimokratia laut «Bild-Zeitung» angekündigt haben soll: Das Chaos ist perfekt.

«Das von Tsipras auf den Weg gebrachte Referendum entlarvt nun auch für den Letzten die doppelbödige Strategie der Syriza-Regierung», sagt der Schweizer Ökonomieprofessor Thomas Straubhaar (58) von der Uni Hamburg. Athens Vorschlag sei «faul». Die Ankündigung des Referendums hat auch die Griechen verunsichert. Viele stürmten die Geldautomaten; Hunderte waren gestern bereits leer. 

Tsipras hat eine scharfe Waffe: den Austritt aus dem Euro, genannt «Grexit». Er weiss, dass Deutschland und Frankreich ihn unbedingt vermeiden wollen.

«Für die politische Führung in Deutschland und Frankreich ist die Rettung Griechenlands mit viel zu viel persönlichem Prestige verbunden», sagt Straubhaar. Liessen François Hollande (60) und Angela Merkel (60) Griechenland fallen, würden sie für sämtliche katastrophalen Entwicklungen im Land und an den Kapitalmärkten verantwortlich gemacht.

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