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EU, Schweiz, China und Co
Trumps Handelskrieg gegen die Welt in der grossen Übersicht

Donald Trump ist wieder US-Präsident und weitet den Handelskrieg aus. Er droht mit neuen Strafzöllen gegen China, die EU und weitere Länder, um amerikanische Interessen durchzusetzen. Blick gibt einen Überblick über betroffene Staaten und bereits verhängte Zölle.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 00:11 Uhr
Donald Trump unterschreibt viele Dekrete – auch zu Strafzöllen.
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Auf einen Blick

  • Trump weitet Handelskrieg aus. Strafzölle gegen China, EU und andere Länder
  • Kanada und Mexiko erhalten 30-tägigen Aufschub für Strafzölle
  • Trump fordert 25 Prozent Zölle auf Importe aus China, EU, Kanada und Mexiko
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Donald Trump (78) ist seit dem 20. Januar 2025 der neue Präsident der Vereinigten Staaten. Er will die USA umkrempeln und die Welt verändern. Um seine Interessen durchzusetzen, setzt der US-Präsident auf Strafzölle. Den Handelskrieg, den er in seiner ersten Amtszeit gegen China angezettelt hat und der von seinem Nachfolger Joe Biden (81) fortgeführt wurde, weitet er nun auf zusätzliche Länder aus. Blick liefert die grosse Übersicht, welche Länder von Trumps Drohungen betroffen sind – und wo Strafzölle bereits in Kraft sind. 

1

China

Seit Januar 2018 führen die USA einen Handelskrieg gegen China. In seiner ersten Amtszeit hat Donald Trump diverse Zölle auf chinesische Produkte erhoben, um auf «unfaire Handelspraktiken» und den «Diebstahl geistigen Eigentums» zu reagieren. Die Strafzölle betrafen über 1300 Produktkategorien – darunter Flugzeugteile, Batterien, Fernseher und medizinische Geräte. China reagierte mit Gegenzöllen auf US-Produkte wie Aluminium, Autos, Schweinefleisch und Sojabohnen. Joe Biden hat Trumps Politik in seinen vier Jahren aufrechterhalten. 

Jetzt eskaliert der Streit weiter. Trump erhöhte Anfang Februar die Strafzölle auf chinesische Importe um 10 Prozent. Als Reaktion darauf kündigte China am 4. Februar Gegenzölle an, darunter 15 Prozent auf Kohle und verflüssigtes Erdgas sowie 10 Prozent auf Rohöl und landwirtschaftliche Maschinen aus den USA. Sie sollen am 10. Februar in Kraft treten. 

2

EU

Strafzölle gegen die amerikanischen Freunde in Europa? Trump hat sie bereits in seiner zweiten Woche im Oval Office angekündigt! «Werde ich der Europäischen Union Zölle auferlegen?», fragte er in den Raum. «Wollen Sie eine ehrliche Antwort oder soll ich Ihnen eine politische Antwort geben? Auf jeden Fall. Die Europäische Union hat uns so furchtbar behandelt. Sie nehmen unsere Autos nicht, sie nehmen unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht, im Grunde nehmen sie fast nichts.»

Er werde die EU mit Zöllen konfrontieren, so Trump, wenn sie ihr Handelsdefizit nicht durch den Kauf grosser Mengen an amerikanischem Öl und Gas ausgleicht. Trump forderte die EU zuvor verschiedentlich dazu auf, mehr US-Energie zu kaufen, um Zölle zu vermeiden. Aus Brüssel ist zu vernehmen, dass man Gegenmassnahmen auf die US-Strafzölle vorbereiten würde. Wann es so weit ist? Unklar. Trump bekräftigte aber am 2. Februar nochmals vor Reportern in Washington, dass Zölle gegen die EU kommen werden.

Einen heftigen Handelsstreit hatte es zwischen den USA und der EU schon in Trumps erster Amtszeit gegeben. 2018 hatte der Republikaner Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte eingeführt, die EU reagierte mit Sonderzöllen auf US-Produkte wie Bourbon-Whiskey, Harley-Davidson-Motorräder und Jeans.

3

Schweiz

Donald Trump hat der Schweiz bislang noch nicht direkt gedroht. Strafzölle direkt gegen unser Land, oder gegen die Europäische Freihandelsassoziation (Efta) – von der die Schweiz Teil ist – zeichnen sich nicht ab. Aber: Indirekt treffen die Zölle auch die Schweiz und ihre Unternehmen. «Sollte die US-Wirtschaft stottern, hätte das auch Folgen für die Schweiz», so Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher (57) im Interview mit Blick.

Hiesige Firmen haben Tochterunternehmen in EU-Ländern, Mexiko, Kanada und Co. Und Konzerne wie Novartis und Roche, Nestlé oder die grossen Uhrenhersteller sind stark vom US-Markt abhängig. Noch fehlt ein Freihandelsabkommen mit den USA. Nicht zu vergessen: Die Schweiz hat ein Handelsüberschuss von rund 34 Milliarden Franken gegenüber den Vereinigten Staaten. Das dürfte Trump nicht gefallen.

4

Kanada

Donald Trump wollte per 4. Februar Strafzölle in der Höhe von 25 Prozent auf kanadische Produkte erheben. Diese Ankündigung sorgte am ersten Februar-Wochenende für einen Sturm der Entrüstung – und schickte die Börsen am Montag kurzzeitig auf Talfahrt. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau (53) wendete sich am Sonntag erzürnt an die Nation und kündigte seinerseits Zölle gegen die USA an. 

Am Montagabend, wenige Stunden vor Inkrafttreten der Strafzölle, kams zur Last-Minute-Einigung. Die neuen Strafzölle würden für 30 Tage aufgeschoben werden. Kanada erklärte sich zu Zugeständnissen bei der Grenzsicherung bereit. «Kanada setzt unseren 1,3 Milliarden Dollar (900 Millionen US-Dollar) teuren Grenzplan um – die Grenze wird mit neuen Helikoptern, Technologie und Personal verstärkt, die Koordination mit unseren amerikanischen Partnern verbessert und die Ressourcen werden aufgestockt, um den Fluss von Fentanyl zu stoppen», so Trudeau.

Ausserdem würden bislang und auch weiterhin fast 10'000 Kräfte für die Sicherung der Grenze eingesetzt sowie weitere Massnahmen gegen grenzüberschreitende Kriminalität ergriffen. Trudeau versucht Trump dabei offenbar mit einem nicht ganz neuen Vorschlag zu beschwichtigen. Den 900-Millionen-Plan zur Grenzsicherung stellte Ottawa nämlich bereits nach Trumps Wahl vor – nach Lesart der kanadischen Medien als Zugeständnis an den neuen US-Präsidenten.

5

Mexiko

Trump wollte auch Produkte aus Mexiko mit Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent überziehen. Auch hier kündigte die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum (62) erst Gegenmassnahmen an. Und auch hier kam es Montagabend – wenige Stunden vor dem 4. Februar – zu einer vorläufigen Einigung. Die gegenseitigen Strafzölle würden um 30 Tage aufgeschoben werden, dafür schickt Mexiko 10'000 Soldaten an die US-Grenzübergänge. 

6

Kolumbien

Wegen der Zurückweisung von Abschiebeflügen aus den USA hatte Trump Ende Januar harte Sanktionen gegen Kolumbien angekündigt. Besonders im Fokus: Trump wollte Kolumbien mit einem Zollstreit erpressen. Konkret ging es um Einfuhrzölle in Höhe von 25 Prozent. Nach einer Woche sollte der Zollsatz dann auf 50 Prozent steigen. Ob dies technisch möglich ist, war zunächst unklar – Kolumbien und die USA haben ein geltendes Freihandelsabkommen. Historisch ist Kolumbien einer der engsten Verbündeten der USA in Lateinamerika.

Der Druck auf die Regierung in Kolumbien zeigte Wirkung. Kolumbien hat nach Angaben des Weissen Hauses Abschiebeflügen seiner Staatsangehörigen in Militärflugzeugen zugestimmt – woraufhin die USA die zuvor gegen das Land angekündigten Sanktionen zurückgenommen haben. Die kolumbianische Regierung habe «alle Bedingungen» von Trump akzeptiert, einschliesslich der Annahme «aller illegalen Ausländer aus Kolumbien, die aus den USA zurückgebrachte werden – auch an Bord von US-Militärflugzeugen», hiess es in einer Erklärung des Weissen Hauses Ende Januar.

7

Dänemark

Trump will Dänemark Grönland abkaufen. Daraus macht der US-Präsident keinen Hehl mehr. Mitte Januar drohte er der dänischen Regierung mit Strafzöllen.

8

Panama

Der US-Präsident will den Panamakanal zurück. Aktuell steht dieser im Besitz von Panama. Trump hat Mitte Januar mit der Einführung von Strafzöllen gegen Panama gedroht.

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